Moviebase Botched - Voll verkackt!
Wer das Fantasy Filmfest schon länger besucht, hat die leidliche Erfahrung schon des öfteren gemacht: Einige der präsentierten Filme wären in der staubigen Ecke einer Videothek besser aufgehoben, als auf der Kinoleinwand eines Festivals. Den vollmundigen Lobpreisungen des Programmheftes sollte man von daher nur bedingt Glauben schenken, sich besser auf seinen eigenen Geschmack verlassen und vor dem Kinobesuch das Internet durchforsten. Aber selbst dann ist man vor dampfenden Zelluloidhaufen nicht sicher...
Der herrlich passend betitelte BOTCHED (was soviel wie „vermasselt“ oder „vermurkst“ bedeutet) lässt einen dann mitunter doch ein wenig am Humor der Briten zweifeln. Eine Art KEVIN UND PERRY TUN ES des Slasher-Genres, watet der Film durch miefigste Untiefen flachen Humors. Schnell gedrehte Benny Hill Momente treffen auf pissende Ratten und Furzwitze. Dabei fängt der ganze Schwachsinn gar nicht so schlecht an:
Nach einem mehr als missglückten Juwelenraub bekommt der Safeknacker Ritchie Donovan (der B- Movie geschulte Stephen Dorff) von seinem Auftraggeber eine letzte Chance- er soll ihm ein goldenes Kreuz aus dessen russischer Heimat beschaffen, welches in einem der oberen Stockwerke eines gewaltigen Hotelkomplexes lokalisiert ist. Dummerweise hat Ritchie nicht mit seinen trotteligen russischen Kollegen gerechnet! Man gerät zwar in Besitz des Kreuzes, aber bevor man Quentin Tarantino schreien kann, wird Blut vergossen. Als die Truppe dann auch noch in einer Zwischenetage hängen bleibt und Geiseln nehmen muß, weil die Polizei sich einschaltet, gerät die Lage völlig außer Kontrolle. Und dann wäre da noch dieser Nachfahre von Iwan dem Schrecklichen, welcher in eben dieser Etage sein Lager aufgeschlagen hat und Menschenopfer für ein völlig obskures Ritual benötigt!
Ein genervter Safeknacker. Zwei trottelige Killer. Unheimliche Betschwestern. Ein Militär-verliebter Wachmann. Ein Stubenhocker. Eine sexy Geschäftsfrau. Und dann auch noch Iwan! Klingt ja an sich nach einer ganz drolligen Konstellation, ist aber von vorne bis hinten „botched“. Der erste Auftritt von Iwan ist wirklich herrlich beknackt, wie er da wie ein vergessenes Mitglied der Popgruppe Dschingis Khan in voller Montur, Morgenstern schwingend, auf sein Opfer zutanzt, und auch die abgehackte Köpfe klauende Meerschweinchenratte kann einem zumindest am Anfang ein müdes Lächeln entlocken, aber für jeden lustigen Moment gibt es definitiv zu viele Augenblicke, in denen man sich fast schon wieder schämt, eben noch gelacht zu haben. Der Film ist zwar als Farce angelegt, wirkt aber viel zu gewollt und konzeptionell schwach, um wirklich als Trash- Komödie zu funktionieren. Man könnte ihn auch einfach als total hohl bezeichnen. Während bei wirklich gelungenen Horrorkomödien wie GARTH MARENGHI’S DARKPLACE das billige, dilletantische, zur Kunstform erhoben wird, wirkt es hier entweder aufgesetzt oder tatsächlich ungewollt. Die Sets sind eben mies, weil sie es nicht besser konnten. Die Kamera so einfallslos, weil es eben das Debüt eines jungen, unerfahrenen Regisseurs ist. Und die Tatsache, das größtenteils Engländer hier den blöden Russen mimen, trägt ebenfalls nicht gerade zum Gelingen bei. Man fragt sich nur die ganze Zeit, warum die Eingeborenen ständig Englisch palavern...
Das Bochumer Publikum im gut gefüllten großen Saale war jedenfalls begeistert und scherte sich einen Dreck um solche Korinthenkackereien. Am Ende gab es gar Applaus für BOTCHED. Schnell weg.
>> verfasst von Marc Ewert