Moviebase Cold Prey - Eiskalter Tod
Schneebedeckte Weiten. Eine Gruppe junge Leute. Ein Snowboardunfall. Ein verlassenes Hotel als Unterschlupf für die Nacht. Ein mordlustiger Irrer. Hackfleisch.
Mehr muss man eigentlich gar nicht sagen. Wir befinden uns ja im allseits beliebten Slasher Genre. Eindeutig inspiriert von THE DESCENT (eine Gruppe Extremsportler, harsche Natur, Unfall, isoliertes Setting, etc.), kann der norwegische Film rein Storymäßig in keinster Weise beeindrucken. Es gibt hunderte Horrorfilmchen mit traumatisierten Psychopathen, denen als Kind übel mitgespielt wurde, woraufhin sie Rache an der gesamten Menschheit nehmen wollen, und abschlachten, was in die Nähe ihrer zumeist gewaltigen Klinge kommt. In diesem Falle wurde der arme Irre gar von seinen eigenen Eltern in eine Gletscherspalte gestoßen. Herrje. Dennoch verdient Roar (!) Uthaugs COLD PREY Sympathiepunkte:
Was den Film dann noch mal vor der völligen Vergessenheit rettet, ist das gelungene Styling und die unverbrauchten Darsteller. Schöne Scope Bilder von der weißen Hölle verwöhnen das Auge des Betrachters, während das schaurige Ambiente des verlassenen Hotels in fiesen Grau-, Blautönen gehalten ist. Die Musik hingegen klaut mitunter recht frech vom Titelstück von Darren Aronovskys REQUIEM FOR A DREAM und ist mir persönlich etwas zu pompös, aber es ist auf jeden Fall erfrischend, bei den Slashern der letzten Zeit eine Rückkehr zum orchestralen Score zu beobachten. Weg vom Synthiegeblubber, hin zum Episch- Weitläufigen!
Und diesmal leidet man auch mit den Opfern mal mit! Im Gegensatz zu solch hohlen Klassikern wie den FREITAG, DER 13te Filmen oder Dumm- Dumm Geschossen wie WILDERNESS werden hier zumindest Ansätze von Charakterisierungen geboten und die guten Darsteller (besonders Ingrid Bolso Berdal weiß als kämpferische Heroine zu überzeugen) besorgen schließlich den Rest. Wenn dann ausgerechnet der sympathische, frustrierte Single der Truppe sich eine der liebsten Filmverletzungen der letzten Zeit, den obligatorischen offenen Beinbruch, bei der Abfahrt holt, dann bedauert man den arme Kerl umso mehr! Interessant ist auch der „Pärchenfaktor“ des Films, realistische, nur kurz angerissene, Beziehungsprobleme und frische Liebe tragen einen kleinen tragischen Hauch in die Ereignisse, und lassen einen das unausweichliche Dahinscheiden eigentlich fast aller Charaktere mit Spannung und Bedauern verfolgen.
Hier begeht COLD PREY allerdings seinen Kardinalfehler. Der Film kann sich leider nicht so ganz entscheiden, ob er in die Suspense Richtung gehen, oder als klassisches Metzelfilmchen einfach nur eine Leiche nach der anderen präsentieren soll. Für einen Slasher Film wird das rote Nass jedoch viel zu spärlich verschüttet. Und für einen Suspense Thriller ist das Nichts an Story leider viel zu wenig. COLD PREY ist am Ende leider eine etwas halbgare Angelegenheit, aber durchaus sehtauglich. Man erleidet jedenfalls keine psychischen oder physischen Schmerzen wie die Hauptdarsteller des Films.
>> verfasst von Marc Ewert