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Moviebase Fissures

Fissures
Fissures

Bewertung: 86%

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Originaltitel: Écoute le temps
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: Unbekannt
Lauflänge: 85 Minuten
Studio: Canal+
Produktionsjahr: 2007
Regie: Alanté Kavaïté
Drehbuch: Alanté Kavaïté
Darsteller: Émilie Dequenne, Nadia Barentin, Eva Ionesco, Jacques Spiesser, Julia Vaidis-Bogard, Ludmila Mikaël, Mathieu Demy, Etienne Chicot, Antoine de Prekel, Bruno Flender, Joël François, Clémence Lassalas, Gabrielle Vallières

Die French Connection schlägt zu. Filme wie der harte „High Tension“, der verstörende „Calvaire“ oder die Komödie „Sie sind ein schöner Mann“ stammen aus dem Land des Baguettes. Doch die Franzosen können auch anders. Fissures, zu deutsch Einschnitt, heißt im Original „Ecoute le temps“, was den Inhalt des Films auch wesentlich aussagekräftiger herüber bringt. Wer hier allerdings knallharten Terror erwartet, sollte sich ganz schnell umorientieren. In der Ruhe liegt die Kraft.

Tief in die französische Provinz, in eine Gegend nasskalter Tristesse, verschlägt es die Tontechnikerin Charlotte (die wunderbare Émilie Dequenne aus PAKT DER WÖLFE). Ihre ermordete Mutter lebte in dem abgelegenen Dörfchen, und während die trauernde Charlotte das alte Landhaus besucht, wird ihr schnell klar, wie wenig sie über das Leben der Verstorbenen hier wusste. Doch als die seit eh und je von Tönen besessene junge Frau ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgeht und die eben gemachten Aufnahmen vom Knacken der hiesigen Mauern abhören will, macht sie eine schockierende Entdeckung: Die Geräusche aus dem Jetzt vermischen sich mit Stimmen aus der Vergangenheit! Gebannt folgt Charlotte dem Phänomen. Wie David Cronenbergs SPIDER spannt sie bald fieberhaft Fäden durchs ganze Haus, um die Gespräche aus dem Jenseits Stück für Stück zuzuordnen. Als die Ermittlungen der Polizei ins Stocken geraten, ist Charlotte wild entschlossen, den Mörder ihrer Mutter auf eigene Faust zu finden. Doch Fragen sind in einem Dorf, das mehr als ein Geheimnis verbirgt, nicht willkommen…

Die Stärke von Fissures liegt in den Bildern. Regisseurin Alanté Kavaité setzt in ihrem Filmdebüt nicht auf eine abgedrehte und völlig entfesselte Kamera, die dem Zuschauer eine Bilderflut entgegen schlägt, sondern auf ruhige, unheimliche und passend mit Musik untermalte Szenen. Dazu kommt das fantastische Schauspiel aller Anwesenden und ein weiteres Highlight aus Frankreich ist geboren. Die Ruhe der Bilder und das gewissenhafte Auftreten der Beteiligten ziehen den Betrachter in ihren Bann und umhüllen ihn mit jeder weiteren Minute. Langatmig wird es dabei nie, da jede Tat, jeder Dialog für den weiteren Verlauf der Geschichte notwendig ist und sie weiter bringt.

Die Atmosphäre des alten Landhauses inmitten der französischen Pampa wirkt kalt und gruselig zugleich. Auch die Nachbarn machen den Eindruck, wie man es von einem kleinen Dorf gewohnt aus anderen Werken gewohnt ist: Geheimnisvoll, mürrisch, misstrauisch. Deshalb fällt es der Hauptdarstellerin zunächst sichtlich schwer, überhaupt wieder Fuß zu fassen nach der Tragödie, die ihrer Mutter zugestoßen ist. Diese galt im Dorf nämlich als Hexe und die Mitglieder des Städtchens scheinen nicht ganz unglücklich darüber zu sein, dass die Hexe nicht mehr ist. Charlotte, ihre Tochter, setzt alles daran, den Mörder ihrer Mutter zu fassen. Dass sie das tut scheint zu Beginn nicht selbstverständlich, denn das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter könnte sicherlich besser sein.

Befindet sich Charlotte in den alten, knarzenden Gemäuern, beginnt sie ihre eigentliche Arbeit. Als Tontechnikerin sammelt sie Geräusche für Tierdokumentationen. Als sie ihr Mikrofon postiert hat, mischen sich jedoch eigenartige Töne mitunter, die Charlotte ziemlich bekannt vorkommen. Was sie dort hört, ist ihre eigene und ihrer Mutter Vergangenheit. Kommt sie so endlich dem Rätsel des Todes auf die Spur? Wie eine besessene rast Charlotte durch die Räume, um neue Vergangenheitsgeräusche aufzunehmen, zieht Schnüre von Wand zu Wand und notiert sich jede noch so kleine Information. Nebenbei versucht sie aus den Bewohnern Antworten heraus zuquetschen und bringt sie tatsächlich zum Reden. Mit jedem Detail, das Charlotte herausfindet, kommt auch der Zuschauer immer weiter hinter die Eigenarten des Dorfes. Das Ganze geschieht in so ruhigen und tollen Bildern, dass man gar nicht anders kann, als mitzufiebern und mitzurätseln.

Stimmen aus dem Jenseits? Gab’s doch schon bei den Mysterie-Thrillern „Frequenzy“ und „White Noise“. Aber nicht in dieser Form. Denn anders als bei den genannten Filmen kommt in Fissures die Verbindung zur Vergangenheit weniger spektakulär, deshalb aber wesentlich kraftvoller, intensiver und realistischer herüber. Man nimmt Charlotte ihr unbedingtes Verlangen nach Antworten ab und sieht ihr gespannt dabei zu, wie sie anhand der durch das Zimmer gespannten Schnüre das Rätsel weiter und weiter löst. Ebenfalls anders als zum Beispiel bei „Frequenzy“: Charlotte hat keinen Einfluss auf die Vergangenheit, kann also nicht eingreifen oder das bereits Geschehene rückgängig machen. Auch kommunizieren kann sie über die Verbindung mit der anderen Welt nicht.

Diese Punkte machen aus Ecoute le temps ein anderes Mysterie-Drama, welches nicht in die Sparte der gängigen Vertreter des Genres eingefügt werden kann. Ruhige Bilder, klasse Darsteller und eine spannende Geschichte machen Fissures sehenswert.

>> verfasst von Janosch Leuffen

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