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Moviebase Kaltmiete

Kaltmiete
Kaltmiete

Bewertung: 85%

Userbewertung: 80%
bei 1 Stimmen

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Originaltitel: Kaltmiete
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: Unbekannt
Lauflänge: 45 Minuten
Studio: Kunsthochschule für Medien Köln
Produktionsjahr: 2006
Regie: Gregor Buchkremer
Drehbuch: Gregor Buchkremer
Darsteller: Henny Reents, Matthias Schloo, Julian Schmieder, Pippa Galli

Kurzfilme gehören ja schon seit langem zum festen Bestandteil des Fantasy Filmfest Programmes. In Deutschland eines der undankbarsten Regiefelder überhaupt, muß man es den jungen Regisseuren und –innen hoch anrechnen, dass sie immer wieder viel Geld und Mühe in ihre Miniwerke stecken. Von daher sehen viele der Macher den Kurzfilm als Visitenkarte für die Industrie, um dann irgendwann mit etwas Glück (denn gerade Filmförderung ist ja ein wahres Glücksspiel) größere Projekte finanziert zu bekommen.

Bei KALTMIETE, entstanden an der Kunsthochschule für Medien in Köln, mache ich mir da allerdings nicht allzu große Sorgen, denn Regisseur Gregor Buchkremer erweist sich als Meister seines Faches und beherrscht die Klaviatur subtilen Schreckens perfekt! Völlig Hochschul- untypisch werden wir mit einer realistischen Situation und liebevoll gestalteten, erdnahen Charakteren vertraut gemacht:

Es ist eine WG wie sie im Buche steht. Kathi, das männermordende, nicht auf den Mund gefallene Biest, Nico, der schwule Slacker, und Tessa, die labile Träumerin, welche gerade an ihrer Magisterarbeit schreibt. Aber da gibt es noch jemanden, und der hat sich seit geraumer Zeit in seinem Zimmer verschanzt, eigentlich seit er mit seiner „Psychofreundin“ Schluss gemacht hat. Einzige Anzeichen seiner Existenz: Ein immer wieder leer geräumter Kühlschrank und nervtötende Musik. Jegliche Kontaktaufnahme wird verwehrt und ein Blick durch das Schlüsselloch wird schon einmal mit einer Ladung Haarspray bestraft. Was treibt dieser Freak in seinem Zimmer? Baut er eine Bombe? Oder sieht er sich einfach nur als modernen Eremiten? Die Mittel, um ihn aus seinem Zimmer zu locken, werden mit der Zeit immer drastischer und reichen vom Strom abschalten bis zur Lärmtherapie. Das Leben der anderen wird immer mehr vom nicht anwesenden Mitbewohner bestimmt. Als Kathi schließlich einen Therapeuten anschleppt, explodiert die Situation, und ein unerwarteter Schluss sorgt für einiges Zähnegeklapper!

Gregor Buchkremer hat die Regeln des Genres hervorragend gedeutet und verpackt seinen an Roman Polanskis EKEL, DER MIETER, aber auch Nicolas Roegs WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN gemahnenden, gut getakteten Erstling mit einer gewaltigen Portion Ironie. Und jeder, der schon einmal in einer WG gelebt hat, oder eine solche kennt, wird viele liebevolle Referenzen an das Leben ZUSAMMEN (Lukas Moodyssons Wohngemeinschafts-Kultsatire) wieder erkennen. Bettgeschichten, dünne Wände, seltsame neue Freunde oder einfach komische Gestalten, die plötzlich auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden- das ist der Charme, der eine WG ausmacht. Man sollte allerdings dafür geboren sein, denn sonst ergeht es einem am Ende wie der zerbrechlichen Tessa! Und da die Wohnung quasi den Charakter dieser Gemeinschaften mitprägt, ist sie auch in KALTMIETE der fünfte „Mitbewohner“. Eine große, alte, versiffte Bude, die dank einer wirklich gelungenen Ausstattung mit einigen seltsamen Details aufwartet (aber vielleicht existierten die ja bereits?). Zum Beispiel sieht die Tür, hinter der das Grauen haust, mit ihrem seltsamen, runden Bogen fast wie das Tor zu einer anderen Dimension aus. Buchkremer setzt die alte Behausung stimmungsvoll in Szene, und wie sagt ein Charakter im Film:

„Ich wünschte, mir würde so viel Aufmerksamkeit zu Teil kommen, ohne irgend etwas besonderes zu machen. Einfach nur hinter einer verschlossenen Tür zu hocken und abzuwarten.“ (Sinngemäße Rezitierung.)

Buchkremer inszeniert die reine Anwesenheit des „Unsichtbaren“ gekonnt und auch die unheimlichen Hintergrundauftritte des rot gekleideten Mitbewohners verfehlen ihre Wirkung nicht. Und der Schluß kann mit einem echten Knallbonbon aufwarten, welches zumindest ich nicht erwartet habe. Vor allem nicht auf solch garstige Art und Weise!

KALTMIETE ist mit seiner ziemlich problematischen Länge von knapp 45 Minuten (eigentlich schon zu lang für einen Kurzfilm, aber zu kurz für eine normale Kinoauswertung) wirklich hervorragendes, gut gespieltes und geschriebenes Entertainment und macht Appetit auf mehr aus dem Hause Buchkremer! Man wünscht sich mehr Visitenkarten dieser Art aus unserem Lande!

>> verfasst von Marc Ewert

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