Moviebase Shrooms - Im Rausch des Todes
Tara, Troy, Lisa und Holly sind extra aus Amerika eingeflogen, um Jake auf der grünen Insel, auch genannt Irland, zu besuchen. Ziel der Reise ist nicht etwa ein gemütliches Ferienresort, sondern der Wald mit all seinen Facetten. Und weil Jugendliche nicht ohne Grund Jugendliche sind, geht es bei diesem Gedanken vorder- wie hintergründig um Drogen. Kleine weiße, rosa oder blaue Pillen kommen nicht in Frage, schließlich könnten einem diese jederorts in die Hände fallen, sondern wilde Gewächse des Waldes: Pilze. Diese sollen dazu führen, die Welt in ihrer Form anders wahrzunehmen, Geister zu sehen oder einer Depression zu verfallen, während sich die Begleitung lachend auf dem Boden wälzt.
SHROOMS greift sich mit dieser einfachen Idee einen unerschöpflichen Topf an Möglichkeiten. Geister, Mythen, Ängste, Umgebung - alles Denkbare könnte im Bereich des Möglichen liegen. Einziger Dämpfer: Die für Horrorfilme übliche Budgetknappheit. Die von Paddy Beathnach inszenierte Produktion nutzt die gegebenen Chancen leider nur ansatzweise. Rollenvorbilder aus Amerika, die in den Regalen der Händler zumeist wegen Unberührtheit verstauben, bilden das wegweisende Pendant für diesen Ausflug in die Wildnis. Irland bleibt mit seinen einzigartig schroffen Landschaften und Küsten lediglich ein wörtlich eingebautes Gut, welches auch durch einen willkürlich genannten Landstrich in der oberen Hälfte Europas ersetzt werden könnte. Schade.
Was ist Wirklichkeit und was Einbildung? Der Reiz der überbordenden Pilzparty liegt nicht zuletzt im undurchsichtigen Konzept des Films. Was wäre, wenn dieser mit Axt und Kapuzenoverall bewaffnete Mann wirklich existiert und das Leben der Exil-Amerikaner schneller enden lässt, als diese um Hilfe rufen können? Diesen Spaß lassen uns die Filmemacher nicht. Was Realität oder Höllentrip ist, versinnbildlicht sich schnell in verschwommenen Aufnahmen, die das Auftauchen der Kreaturen bereits im Voraus ankündigen. Bei seinem erdachten Mythos verlässt sich Beathnach auf eine schnell zusammengeschusterte Gruselgeschichte, die sich die Reisenden am klischeebehafteten Lagerfeuer am See um die Ohren hauen. Eine Strafanstalt mitten im Wald, viele Tote, zwei Überlebende. Letztgenannte streiten sich folglich um die nichtsahnenden Besucher im Gestrüpp und machen den wohligen Familienausflug zum Albtraum.
Trotz weitreichender Offenheit bewahren die Filmemacher den SHROOMS Betrachter nicht vor dem bekannten "Ah, das kommt uns doch bekannt vor" Effekt. Einer der Protagonisten wird bereits zu Beginn mit einer besonderen Fähigkeit - falscher Pilze sei Dank - ausgestattet, die zum Tode, Hellsehen oder Philosophieren führt. Natürlich ist es letztendlich so, dass die holde Weiblichkeit dem knöchernen Mann von der Schippe springt und die Weisheit des Zukünftigen mit Löffeln verputzt. Das hat den Effekt, in bekannter und mehr schlechter als rechter Final Destination Manier bereits Minuten vor dem eigentlichen Ableben über den Vorgang des Exitus informiert zu werden. Spannend? In etwa so, als müsste The Blair Witch Project ohne merkwürdige Stickmen, Geräusche, die Nacht und ein Haus im Dickicht auskommen.
Die Pilze besitzen neben der Halluzinationen hervorrufenden Wirkung selbstverständlich auch andere Fähigkeiten, die erst auf den zweiten Blick ins Auge stechen. Sie ermöglichen beispielsweise, einen Horrorfilm in strahlender Helligkeit spielen lassen zu können. Eine seltene und willkommene Abwechslung für Fans des Genre, die sich sonst durch dunkle Gemäuer oder Wälder schlagen. Doch auch Sonnenstrahlen vermögen nicht die auftretenden Schwächen aus dem Gedächtnis zu verbannen. Weniger handzahm als subversiv wäre die Devise gewesen, hätte sich SHROOMS von der Masse abheben wollen. Das Geschehen ist austauschbar, unspannend und foltert durch eine in der deutschen Fassung schreckliche Synchronisation. Fliegenpilze nach der Sichtung bereithalten.
>> verfasst von Torsten Schrader