Moviebase Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers, Die
Gut neun Jahre sind bereits ins Land gegangen, als das Remake „Die Mumie“ 1999 für einen gelungenen Mix aus Horror, Action, Abenteuer und Humor weltweit für Begeisterung sorgte. Der Gewinn zog einen nicht minder erfolgreichen Nachfolger namens „Die Mumie kehrt zurück“ nach sich, der zwei Jahre später folgte - zusammen spielten die ersten beiden Mumien-Werke rund 800 Millionen Dollar ein - auch das Spin-Off „The Scorpion King“ mit Dwayne Johnson floppte nicht. Nun ist es laut Universal Pictures abermals Zeit für eine neue Mumie. Doch wie sieht ein solches Unterfangen ein ganzes Jahrzehnt später mit der Perfektion von Tricktechnik und ohne zwei tragende Hauptdarsteller der vorherigen Mumien-Abenteuer aus? Genau so, wie es viele sicherlich befürchtet hatten: Inhaltlich und schauspielerisch mau, dafür mit bombastischen Effekten, die das einst atmosphärisch nette und unterhaltende Spektakel zu einem belanglosen Popcorn-Filmchen werden lassen.
Der zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen, als sich das Archäologen-Ehepaar Rick und Evelyn O’Connell auf eine letzte Mission für die britische Regierung nach Shanghai aufmachen. Plötzlich finden sie sich inmitten einer politischen Verschwörung wieder, die sie aus den Katakomben des alten Chinas über die neonbeleuchtenden Straßen Shanghais bis auf die Gipfel des Himalayas führt. Das Abenteuer nimmt seinen Lauf, als ihr mittlerweile erwachsener Sohn Alex bei Ausgrabungen in China auf das Grab des Drachenkaisers stößt. Der Legende nach wurden der Furcht erregende Herrscher und seine Armee vor über 2000 Jahren von einer Zauberin mit einem Fluch belegt und in Terrakotta verwandelt. Der machtgierige chinesische Drachenkaiser und seine 10.000 Krieger waren dazu verdammt worden, in Ewigkeit eingemauert zu verharren. Doch der wagemutige und übermütige Alex lässt sich dazu verleiten, diesen gnadenlosen Tyrann aus seinem ewigen Schlaf zu wecken – daher braucht der junge Archäologe nun dringen die Hilfe der einzigen Menschen, die mehr über Untote wissen als er selbst: seine Eltern. Der Drachenkaiser drängt mit aller Gewalt ins Leben zurück – und unsere Helden müssen feststellen, dass die Jahrtausende lange Zwangspause seine Gier nach der Weltherrschaft nur noch verschärft hat. Ein neues Zeitalter des Schreckens steht bevor – es sei denn, den O’Connells gelingt es mit vereinten Kräften, die Mumie doch noch aufzuhalten…
Den letzten Satz der Inhaltsangabe können wir uns vor Betrachtung des Films ohne jegliche Mühe bereits selbst beantworten. Nun muss die Verpackung stimmen, die uns zu der Auflösung der Geschichte führt. Und dabei liegt leider so vieles im Argen. Das Abenteuer beginnt mit einer Rückblende in die Zeit des Drachenkaisers, bei der wir zu sehen bekommen, wie er und seine Armee zu hartem Terrakotta werden. Dabei wird schon klar: der dritte Mumien-Film setzt auf mehr oder weniger spektakuläre Special Effects. Und das ist zugleich das größte Manko des Werkes von Rob Cohen, der mit der Science-Fiction-Komödie „Dragonheart“ anno 1996 die erste komplett am Computer entstandene Hauptfigur eines Films auf die Zuschauer losließ. In DIE MUMIE: DAS GRABMAL DES DRACHENKAISERS knallt und kracht es der Rechenmaschine Computer zum Dank an allen Ecken, dass man sich tatsächlich wünscht, die Entwicklung der digitalen Effekte würde noch in ihrer Anfangsphase stecken. Feuerwerke, brüllende Schneemenschen, dreiköpfige Drachen, tanzende Skelette, Terrakotta speiende Soldaten – alles tischt Cohen auf, vergisst dabei aber einen ganz entscheiden Faktor: nämlich die Mumie selbst.
Verkörpert von Jet Li, der sein schauspielerisches Können hier so gut wie gar nicht unter Beweis stellen musste, lässt uns die chinesische Mumie, die eigentlich gar keine ist, absolut kalt und vor Angst nicht erzittern, was auch an der fehlenden Atmosphäre liegt, die in den ersten beiden Filmen spürbar besser und passender ausfiel. All jene, die sich von dem chinesischen Untoten überraschen lassen möchten, sollten jetzt kurz die Augen schließen: Li hat die Gabe, sich in alle erdenklichen Wesen zu verwandeln – wenn da mal nicht die CGI-Programmierer kräftig am Drehbuch mitgewirkt haben. Sei es als brennender Feuerstein, als Riesendrache mit drei Köpfen oder hopsendes Wollknäuel: Cohens Mumie kann alles und erreicht doch nichts.
Das nächste Problem sind die verpflichteten Darsteller. Brendan Fraser und John Hannah sind als einzige von der Ur-Besetzung übrig geblieben. Freunde von „Die Mumie“ und „Die Mumie kehrt zurück“ werden die quirlige Rachel Weisz als Evelyn schmerzlich vermissen. Maria Bello harmoniert einfach gar nicht an Frasers Seite, spielt teilweise viel zu übertrieben. Ebenso ergeht es mit Arnold Vosloo, der als Imhotep für den nötigen Gruselfaktor sorgte. Jet Li in der Rolle der neuen Mumie weiß nur mit Martial Arts-Einlagen zu überzeugen, was mitunter auch am schwachen Drehbuch von Alfred Gough und Miles Millar liegen mag. Dann wäre da noch Luke Ford als Sohn Alex, der mit diesem Abschluss der alten Trilogie Spekulationen zufolge in die Fußstapfen seines Filmpapas treten und in kommenden Abenteuern die Welt vor Untoten beschützen soll. Das ist nach seiner Vorstellung in DIE MUMIE 3 allerdings kaum vorstellbar. So kann man folgendes Fazit zur Castriege ziehen: Jet Li ist nicht Arnold Vosloo, Maria Bello nicht Rachel Weisz und Luke Ford nicht Brendan Fraser. Wenigstens John Hannah ist immer noch der Alte.
Dem Film fehlt zudem der augenzwinkernde Witz, der die Vorgänger charmant werden ließ. Die Dialoge wirken krampfhaft lustig, einige Szenen (in Mad Dogs Flieger sitzt eine Kuh und bricht den Innenraum voll) scheinen allein eingefügt worden zu sein, um dem Publikum Lacher zu entlocken. Anspielungen auf die beiden Mumien-Vorläufer (Jonathans Club in China nennt sich „Imhoteps“, Evelyn schrieb zwei Bücher namens „Die Mumie“ und „Die Mumie kehrt zurück“) sind nett angedacht, aber zu plump und gestellt inszeniert. Die Lust der Beteiligten, dem Geschehen etwas mehr Leben einzuhauchen, hält sich in Grenzen. Da kann man Rachel Weisz eigentlich nur gratulieren, die ihre Unterschrift nicht unter den Vertrag dieses Projekts setzen wollte. Gerüchte besagen, dass man angeblich sogar Bergsteiger Reinhold Messner die Rolle des Yetis angeboten hat. Wie gerne hätten wir das gesehen.
Für Nichtkenner der beiden bisherigen Mumien-Abenteuer könnte dieses dritte einen passablen Unterhaltungswert bieten. Speziell für die Zielgruppe der ab 12-Jährigen werden die Spezialeffekte die Krönung darstellen. Liebhaber von Mumie eins und zwei werden den Kinosaal mit einem enttäuschten Gesicht verlassen und sich wünschen, dass trotz des vorhersehbaren Endes nicht noch eine Mumie aus ihrem Grab entsteigt.
>> verfasst von Janosch Leuffen