Auf Sequels zu erfolgreichen Horrorfilmen liegt bekanntlich ein Fluch. Fest steht, dass sie meist nicht an das Original heranreichen und andere Wege gehen. Dies trifft auf Ju-On: The Grudge 2 definitiv nicht zu, denn hier werden die Stärken konsequent weitergeführt. Takashi Shimizu, der schon für Ju-On: The Grudge und den TV-Zweiteiler Ju-On verantwortlich war, führte auch hier erneut Regie und liefert wieder einen Beweis für sein Können ab.
Ju-On 2 erfindet die Serie nicht Neu, macht aber das, was schon Ju-On gut konnte – Er gruselt und lässt einem das Mark in den Knochen gefrieren. Auch hier geht es wieder um das berüchtigte Geisterhaus, in dem die junge Mutter und ihr Kind so qualvoll sterben mussten. Also der perfekte Ort für eine ausführliche Reportage über das Geschehene, mit Horror-Queen Kyoko Harase, die von nun an auch vom Fluch verfolgt wird.
Ebenfalls wieder vertreten ist die episodenhafte Erzählung der Story, was das Verständnis nicht gerade erleichtert. Teilweise kommt es einem so vor, als ob man ein 1000 teiliges Puzzel vorgesetzt bekommt, welches man nach langer Arbeit selbst zusammensetzen hat. Doch in Ju-On 2 ist dieses Hindernis (glücklicherweise) weitaus einfacher gestrickt als noch im Erstling, denn hier ergeben alle Plots zum Schluss ein ganzes. Ist diese Hürde jedoch überwunden, offenbart der Film seinen wahren Reiz.
Statt sich mit einem Geist zufrieden zu geben, trachten diesmal sogar gleich zwei Schaugestalten nach dem Leben der Menschen, die die Grenze des Fluches überschritten haben. Auch die Effekte sind weitaus raffinierter umgesetzt als es noch im Vorgänger der Fall war. Die Palette reicht von erwürgen mit einem Harrseil, bis zum altbekannten Treppengang. Auch wenn das Prinzip einfach ist, oder gerade weil es so einfach ist, funktioniert der Gruseleffekt auch hier wieder ausgezeichnet, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie damals. Das mag daran liegen, das man sich auch an dem besten Konzept irgendwann einmal satt gesehen hat- man nehme nur das Sequel The Ring 2. Leicht schreckhaften Personen ist der Genus dieses Filmes wohl eher abzuraten, denn hier wird nicht mir Gräuel und noch mehr Düsternis und Kälte gespart.
Asiahorror typisch, erzeugt der Film mit gnadenloser Stille die meiste Spannung. Wenn es jedoch einmal etwas musikalisches zu hören gibt, setzt das Sounddesign Schockakzente, die mit kalten Bilder und fahlen Farben untermauert werden. Auch wenn die Story ab einem gewissen Punkt nicht mehr logisch erscheint, der Film schafft das, was er zu versuchen wagt – er gruselt.
Ju-On: The Grudge 2 ist eine wirklich gelungene Fortsetzung zu einem der Horrorschocker überhaupt. Auch wenn viele Logiklöcher vorhanden sind, spielt die Geschichte eigentlich nur die Nebenrolle. Hier geht es klar um das Schocken, und das schafft Ju-On 2 vorzüglich. Diesen Film kann ich allen Asiafans und die, die es werden wollen, nur wärmstens ans Herz legen.