Moviebase Freitag der 13. (Remake)
Das Gesetz der Fortsetzung. Nirgendwo ist es so stark und mächtig wie im Horror-Genre. Seit nunmehr fast drei Jahrzehnten macht ein maskierter Killer die Gegend um den inzwischen sagenumwobenen Crystal Lake und das daran angrenzende Sommer-Camp unsicher. Verglichen mit dem Jahr 1980, als Sean S. Cunningham den Mythos von Freitag der 13. begründete, hat sich im Slasher-Genre kaum etwas verändert. Die seit Halloween gültige Dramaturgie vom gesichtslosen Psychopathen, der solange mordet bis sich ihm in letzter Konsequenz das „final girl“ in den Weg stellt, wurde vielmehr zu einem festen und nahezu unverrückbaren Bestandteil des Slasher-Films.
Wer sich Cunninghams Original ansieht, in dem der angeblich im See ertrunkene Jason nur eine Randnotiz und seine hasserfüllte Mutter die eigentliche Hauptperson war, dem wird sich kaum erschließen, wieso die Reihe bis heute fast schon kultisch verehrt wird. Vieles erscheint eher (unfreiwillig) komisch. Statt vor Jasons Mama muss man sich eher vor den geschmacklosen Outfits der übrigen Darsteller und den selbst für einen Horrorfilm überaus dümmlichen Dialogen („Ich bin dumm wie 'ne Hupe!“) ängstigen. Das Werk ist vornehmlich unter filmhistorischen Gesichtspunkten von Interesse, begründete es doch eine der Ur-Legenden des Genres. Jason, Freddy, Michael Myers, sie alle haben ihre treue Fanbase über die Jahre halten und sogar noch vergrößern können. Jede Rückkehr eines maskierten Schlitzers, möglichst in einer modernen, an die jeweils herrschenden Sehgewohnheiten angepassten Verpackung, garantiert somit verlässliche Zuschauerzahlen und Einnahmen.
Überlegungen wie diese dürften Michael Bay und seine Produktionsfirma „Platinum Dunes“ dazu bewogen haben, den anscheinend unkaputtbaren Jason ein weiteres Mal ins Box-Office-Rennen zu schicken. Mit dem Deutschen Marcus Nispel fand sich ein Regisseur, der vor einigen Jahren mit dem Texas Chainsaw Massacre schon einmal einen Genre-Klassiker zeitgemäß interpretierte. Auch Nispels Freitag der 13. ist entgegen mancher Kategorisierungen eindeutig kein Remake oder eine weitere Nacherzählung des ersten Teils. Am ehesten lässt er sich als 2009er-Update des Jason-Mythos umschreiben. Nach einem kurzen Rückblick auf Teil 1, der mit dem gewaltsamen Tod von Mutter Voorhees endete, befinden wir uns in der Gegenwart.
Ansonsten ist eigentlich alles wie gehabt. Jasons Opfer sind noch immer dumm wie Brot, konsumieren Drogen und leiden unter akutem Samenstau (zumindest die männlichen). Eine Gruppe Studenten, die in den Wäldern um Crystal Lake einem Marihuana-Anbaugebiet auf der Spur ist, gibt sich auch alle Mühe, sämtliche Klischees umgehend zu bestätigen. Konsequenterweise macht der Film mit ihnen kurzen Prozess. Es dauert keine zwanzig Minuten und Jason hat fürs Erste sein Tagwerk vollbracht. Der Einstieg macht Laune, erfüllt alle Gesetzmäßigkeiten des Genres und wartet mit einem blutigen Appetizer (Stichwort: Bärenfalle) auf. Auf den ersten Durchlauf folgt sogleich der zweite. Und dieses Mal wollen Nispel und seine Autoren Mark Swift und Damian Shannon augenscheinlich so etwas wie eine Geschichte erzählen.
Dieser Vorsatz ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass auch Gruppe Nummer 2 ausschließlich aus dämlichen bis unsympathischen Freizeit-Kiffern und Muttersöhnchen besteht, von denen man sich wünscht, dass Jasons sie lieber früher als später zu Studentenfutter verarbeiten möge. Neben dem Ekel (Travis van Winkle) mit reichem Papa und ausgeprägtem Ordnungsfimmel komplettieren der obligatorische Schwarze (Arelen Escarpeta), der Asiate (Aaron Yoo) und ein blonder Vollpfosten (Ryan Hansen) das Stereotypen-Kabinett. Als besonderes Eyecandy für die männliche Zielgruppe dürfen die beiden Silikon-Schönheiten Bree und Chelsea (Julianna Guill, Willa Ford) ausgiebig ihre zugegeben ansehnliche Oberweite präsentieren. Verstärkung erhält die Gruppe durch Clay (Jared Padalecki), der in dem Waldgebiet seine vermisste Schwester (Amanda Righetti) sucht.
Spielte man seinerzeit Strip-Monopoly, so vergnügen sich die jungen Leute heute lieber bei Oben-ohne-Wakeboarden und Bier aus Turnschuhen saufen. Dazwischen wird wahlweise über Sex geredet oder selbiger praktiziert. Das Ganze könnte problemlos auch eine wunderbar sinnfreie Sex-Klamotte ergeben wäre da nicht Jason, der sich von soviel frivolem Auf und Ab in seinem Eremitenleben – man möchte ergänzen „verständlicherweise“ – gestört fühlt. Bei Nispel wird aus dem von Rachegefühlen erfüllten Einzelgänger ein wieselflinker Killer, der schneller tötet, als seine Opfer sterben können. Egal ob dabei seine geliebte Machete, Pfeil und Bogen oder ein banaler Schraubenzieher zum Einsatz kommt, Jason macht eigentlich immer eine überaus gute Figur, was sich über das studentische Frischfleisch nicht sagen lässt. Selbst wenn man ihr Verhalten wohlwollend als Hommage an die Konventionen des Genres deutet, kommt man kaum umhin, bisweilen fassungslos vor soviel Dummheit den Kopf zu schütteln.
Wie schon bei seiner Modernisierung des texanischen Kettensägen-Massakers legt es Nispel weniger auf eine unbedingte Treue zur Vorlage an, eher scheint es ihm darum gegangen zu sein, die Legende einer neuen Generation von Kinogängern näher zu bringen, die statt mit Halloween und Nightmare on Elm Street mit Scream und Saw aufgewachsen ist. Natürlich wartet auf treue Jason-Fans das ein oder andere Déjà-vu. So schnell wie Nispel aber beispielsweise das Anlegen der ab Teil 3 praktisch zum Inventar gehörenden Eishockey-Maske abhandelt, schleicht sich das Gefühl ein, ihm seien solch ikonographische Gesten nur eine lästige Pflichtübung. Ein kurzes Innehalten und schon kann das Schlachtfest in die nächste Runde gehen. Dabei schlägt der Gore-Pegel aber nur selten wirklich aus. Blutige Exzesse wie sie die Franzosen zuletzt reihenweise hervorbrachten (Martyrs, Frontière(s), Inside), sucht man hier vergebens. Freitag der 13. soll offenbar auch als Date-Movie funktionieren.
Man mag von der Freitag der 13. Filmreihe halten was man möchte, doch kommt man bei (so weit als möglich) neutraler Betrachtung des Remakes definitiv nicht umhin diesem eine gewisse Konsequenz zu attestieren. Konsequenz in Sachen Umsetzung der Serien eigenen Klischees. Wie auch bei nachfolgendem Werk aus dem Hause Platinum Tunes „A Nightmare on Elm Street“ reproduziert man quasi was das Original ausmacht in zeitgemäßen Bildern. Bloß mit dem Unterschied dass man es im Falle dieses Films vermeidet Szenen 1:1 nach zu stellen. Akzeptiert man den Umstand dass Friday the 13th generell nie anspruchsvoll sein wollte so lässt sich im Grunde nicht das Geringste an diesem Remake aus setzen.
Die gelungene (Michael Bay typische) auf Hochglanz polierte Optik transportiert das Flair des Klassikers schlüssig ins hier und jetzt, die Mordszenen, über welche sich die Reihe neben deren Titelfigur selbst stets definiert hat, bewegen sich im richtigen Härtegrad, sind durchaus unterhaltsam in deren Umsetzung, es gibt mehr als genug nackte Haut zu sehen und auch Jason selbst macht in Aktion wieder richtig Spaß. Im Grunde liefert das Remake also alles was man sich von einem Friday the 13th Film erwartet. Bloß mit dem positiven Unterschied dass es sich hierbei nicht um eine Low Budget Produktion handelt, sondern um einen Hochglanz Kinofilm der Marke Michael Bay.
Positiv zu werten wäre vor allem auch die Idee die ersten 3 Filme der originalen Reihe quasi in sich zusammen zu fassen. Da wird der Mord an Jason, s Mutter kurz und bündig eingebaut, wir sehen unseren Kult – Killer in an teil 2 angelehntem Outfit und beobachten wie dieser zu seiner Hockey Maske kommt. Der Umstand dass man unseren Killer in diesem Film mehr als Jäger den als mongoloiden Zombie darstellt, ihn laufen und hetzen lässt sorgt durchaus für ein angenehmes Tempo, welches die älteren Filme vermissen lassen. Einzig die etwas zu routinierte Umsetzung nimmt dem Streifen viel an Spannungspotential weg, wie das auch bei „A Nightmare on Elm Street“ der Fall ist.
Fazit: FRIDAY THE 13TH ist konsequent ein typischer Friday the 13TH Film, mit all den dazu gehörigen Klischees, bloß größer und aufwendiger in der Machart. Ein solides Remake welches vor allem bei Fans auf Begeisterung stoßen dürfte. Nicht mehr und nicht weniger.