Moviebase April, April - Tote scherzen nicht
Die wohl altbekannteste Masche, jemanden kräftig zu verhonepipeln, findet alljährlich am 1. April statt. Woher diese Tradition stammt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Jedoch wird immer wieder versucht, dem Gegenüber einen gehörigen Streich zu spielen, den die Opfer nicht unbedingt immer lustig finden müssen. Klar, dass der erste Apriltag Grund genug gibt, einen Horrorfilm um dieses ganze Szenario herumzuspinnen - so geschehen bei April Fools Day. Einen ziemlich teuren Aprilscherz inszenierten die Butcher Brothers, die uns schon die Hamiltons vorbeigeschickt haben. Satte fünfzehn Millionen US-Dollar standen den beiden Freigeisten zur Verfügung, um die Zuschauer gebührend und blutig in den April zu schicken. Wären sie Forscher für Einschlafmethoden, wäre das Geld sicherlich gut angelegt gewesen.
Hierzulande ist der für den Film ausschlaggebende Debütantinnenball weitesgehend unbekannt, weshalb der Einstieg in die Feierei auch erstmal hapert. Einen wirklichen Sinn gibt es bei diesen Bällen allerdings nicht. Torrance, die Debütantin - in welcher Angelegenheit auch immer -, bekommt von den Geschwistern Desiree und Blaine eine glamouröse Luxusparty spendiert. Und wie es der Zufall so will, findet diese am 1. April 2007 statt. Eine gute Gelegenheit also, die Partygäste mit lustigen Scherzlein in den Wahnsinn zu treiben. Doch ein zunächst lustig angedachter Spaß wird tödlicher Ernst. Milan, Ex-Debütantin aus dem vorherigen Jahr, stürzt von einer Empore – und ist auf der Stelle tot. Ein Jahr vergeht, noch immer plagt das schlechte Gewissen die Freunde, die den grausamen Tod unfreiwillig mit ansehen mussten. Einen Tag vor dem Jahrestag stirbt plötzlich ein Cliquenmitglied. Im Namen der verstorbenen Milan erlaubt sich jemand einen besonders bösen Aprilscherz mit den restlichen Freunden. Die Forderung: Wenn derjenige, der Milan getötet hat, nicht bis zum Abend des 1. Aprils 2008 gesteht, werden alle sterben…
APRIL, APRIL – TOTE SCHERZEN NICHT. Wie wahr. Und deutsche Kreativköpfe offensichtlich auch nicht. Sehen wir vom herrlich blöden deutschen Filmtitel ab, bleibt nicht sonderlich viel Spaßiges übrig. Zunächst dümpelt die Debütantinnenparty einfach vor sich hin. Ein angehender Regisseur namens Bryan dokumentiert den Abend und kommt natürlich auch dem ein oder anderen Geheimnis auf die Spur. Sein Herz schlägt für Milan, doch ist er da bei Weitem nicht der Einzige, weshalb auch jeder für den späteren angeblichen Mord in Frage kommt. Die Charakterzeichnung in APRIL APRIL ist erschreckend schwach. Jede der Figuren hätte ohne Bedenken ausgetauscht werden können. Jugendliche mit Lust auf Partyrausch finden sich schließlich wie Sand am Meer, und wenn diese dann auch noch halbwegs dusselig und unschuldig in die Kamera blicken, reichlich Kurven oder einen gestählten Körper vorzeigen können, reicht dies auch schon. Eine tragende Hintergrundgeschichte sucht der Zuschauer vergebens. Wer dem intellektuellen und interessanten Horror-Kino verfallen ist, landet auf dieser Party schlichtweg falsch.
Spannung vermisst man in dem Butcher Brothers-Werk leider auch. Während auf dem Ball der Tod die einzig wirkliche Aufregung darstellt, offenbart sich im weiteren Verlauf eine lange Durststrecke. Die Freunde sind zum Großteil damit beschäftigt, die Person zu finden, die offenbar keinen Spaß versteht und die Gruppe immer weiter dezimiert. Wir jagen mit ihnen von einem Ort zum nächsten, um dann immer wieder auf Neue feststellen zu dürfen, dass der Killer einfach einen Schritt schneller unterwegs ist. Zufall oder ausgebufftes Spiel? Die Antwort liegt auf der Hand. Die Gebrüder Metzger liefern zwar solides Regiehandwerk ab, verbuchen aber gleichzeitig auch keine Innovationen und Kreativergüsse für sich, die die Rennerei nach dem Schuldigen ein wenig unterhaltsamer machen würden. Stattdessen sehen wir das, was Kennern als altbekannte Ware untergeschoben wird: Morde mit einem enormen Anteil Blut, Effekthaschereien und schreiende Teenies, die sich immer häufiger gegenseitig verdächtigen. Erschwerend kommt hinzu, dass auch der Score, der um Dramatik bemüht ist, jedoch über weite Strecken mit den quietschenden Violinen und Orchestersounds einfach nervt, kein Allheilmittel darstellt.
Was überrascht, sogar im positiven Sinne: das ausgesprochen ansehnliche Finale. Überraschend deshalb, weil es zunächst scheint, als würde Drehbuchautor Danilo Bach tatsächlich mit dem typischen Klischee und somit der fadesten Auflösung dahergeschlichen kommen. Im richtigen Moment aber kippt das Geschehen dann doch und kann in einem ewig scheinenden Zwischenteil für einen kleinen Knalleffekt sorgen. Dies ist einer der Gründe, weshalb APRIL, APRIL vor dem gänzlichen Aus bewahrt wird. Wenn man die Möglichkeit hat, APRIL FOOL’S DAY zu umgehen (und es gibt immer Wege…), sollte man dies tun und sich im nächsten Jahr lieber bereits einen saftigen Streich für seine Liebsten einfallen lassen. Wie wäre da mit der DVD? Die Rechtfertigung für diesen misslungenen Aprilscherz sollte man dann aber abrufbereit haben…
>> verfasst von Janosch Leuffen