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Moviebase Anamorph - Die Kunst zu töten

Anamorph - Die Kunst zu töten
Anamorph - Die Kunst zu töten

Bewertung: 30%

Userbewertung: 35%
bei 36 Stimmen

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Originaltitel: Anamorph
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 06.06.2008
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 103 Minuten
Studio: Kamala Films / Koch Media
Produktionsjahr: 2007
Regie: Henry Miller
Drehbuch: Tom Phelan, Henry Miller
Darsteller: Willem Dafoe, Scott Speedman, Peter Stormare, Clea DuVall, James Rebhorn, Amy Carlson, Monique Curnen, Deborah Harry, Paz de la Huerta, Mick Foley

Sollte Anamorph der gängigen Wirklichkeit im Geschäft mit dem Tode entsprechen, ist das Leben eines in Kriminalfällen ermittelnden Polizisten vor allem eines: einsam, düster, trostlos. Willem Dafoe, weltweite Bekanntheit erntete er durch Rollen in Spider-Man, American Psycho oder Manderley, mimt in diesem Psycho-Thriller von Henry Miller einen betagten Beamten, der seine Arbeit im Außendienst quittiert, um zukünftig im sicheren Hause zu lehren, die Schrecken und Taten der Serienkiller. Einen Film, wie wir ihn in der Vergangenheit bereits zu Hauf erleben durften, deutet der Trailer bereits im Vorfeld an. Blutige Morde, wahllose Opfer, ein ungelöstes Rätsel. Einen ersten Eindruck durch die Titelmusik des Welterfolges Saw zu unterlegen, könnte dann entweder die Vermutung untermauern, Hollywood sei dem vollständigen Verlust an Kreativität verfallen, oder eben doch nur einen cleveren Seitenhieb auszuteilen. Es wird sich zeigen.

Detective Stan Aubray, nach langjähriger Ermittlungsarbeit im Ruhestand, wird zurück in den Polizeidienst gerufen. Er soll helfen eine Mordserie aufzuklären, die der eines Serientäters ähnelt, den Stan bereits fünf Jahre zuvor gejagt hat. Markenzeichen des Killers ist es, Tatort und Opfer wie ein außergewöhnliches Kunstwerk zu gestalten. Er schafft eine Anamorphose - eine Darstellung, die eine versteckte Botschaft verbirgt und für deren Entschlüsselung man sie aus einer ganz bestimmten Perspektive betrachten muss. Dabei gerät Stan immer tiefer in ein undurchsichtiges Konstrukt, aus dem es offensichtlich kein Entkommen zu geben scheint. Er muss sich der Vergangenheit stellen. Ob Stan bei den vorangegangenen Ermittlungen doch Fehler unterlaufen sind?

Sieben, Saw oder Zodiac - die Liste an ähnlich angelegten Titeln ist schier unerschöpflich. Schwer also, sich dieser Thematik unvoreingenommen anzunehmen, ihr neue Facetten zu verleihen, das Untergenre womöglich sogar zu revolutionieren. Vermutlich aber doch zu schwer, um sie einem Debütanten wie Miller in die Hände zu legen, der in diesem Fall erstmals bei einem Spielfilm hinter der Kamera Platz nahm und gleichzeitig auch das Drehbuch verfasste. Dem jungen Filmemacher gelingt die Unterbringung neuer Töne lediglich geringfügig, auch wenn diese notfalls entliehen werden müssen. Anamorph beginnt, wie jeder Film um einen verrückten Serienkiller beginnt: Ein Motiv für den weiteren Verlauf wird geschaffen. Noch immer geschockt durch den Tod seiner Bekannten, legt Aubrey die Dienstmarke nieder. Ein Killer mit dem Namen Onkel Eddie ist noch immer tief in seinen Gedanken verhaftet.

Dafoe mimt den Eigenbrödler, der sein Dasein abgeschottet in der heimischen Wohnung oder auf Arbeit verbringt, in Fälle vertieft und jeden Kontakt scheuend. Selbst als sein Kollege Carl, gespielt von Underworld Werwolf Scott Speedman, in den nächsten Dienstrang erhoben wird, schlussfolgernd auf einer ähnlichen Stufe steht wie der alte Hase vom Dienst, scheut dieser eine Zusammenarbeit. Gleichsam kalt und ausdruckslos wirkt das Spiel Dafeos, der sonst durch die vielschichtige Darbietung seiner Charaktere brilliert. Fast schemenhaft, seelenlos, so, wie es die Rolle eines abgehärteten Beamten eben verlangt. Trotz aller Hingabe zur Materie wirkt das tragende Element dieses Psycho-Thrillers deplatziert. Wie im Drehbuch Millers vorgesehen, verfängt sich die Ermittlungsarbeit in einer nie enden wollenden Dauerschleife. Eine Dauerschleife der Langeweile und Spannungslosigkeit, wenn sie auch nach einer durchgehenden Lauflänge von 90 Minuten nicht unterbrochen wird.

Die Abläufe manifestieren sich auf eine wiederkehrende Weise: Durch einen Hinweis stößt die Polizei auf ein neues Opfer des Killers; die Besichtigung durch Carl und Stan wird eingeleitet; der Hintergedanke des "Kunstwerkes" wird dem Publikum offenbart; die Polizisten finden sich auf der Wache ein; der Abend klingt in einer Bar aus. Wenngleich die Abläufe auf vorherrschenden Tatsachen beruhen: Ein Zuschauer muss gefordert werden, will in das perfide Katz- und-Maus Spiel eingebunden werden, Teil des Konstruktes sein und bei glücklicher Fügung dennoch verstehen, was sich hinter dem Mysterium verbirgt. Hier begeht Miller den größten Fehler, lässt er das Publikum bei der Aufklärung doch vollkommen uninformiert und allein im Raum stehen. Die clevere Einbindung des Anamorphose-Themas kommt daher recht ungewichtig zum Tragen, da die eigentliche Funktion dessen viel zu spät eingeworfen wird. So scheinen selbst die Darsteller zu ahnen, dass jegliche Mühe vergebens ist.

ANAMORPH als schleichend Dafoe-behaftete One Man Show, es hätte das Endergebnis auf der gleichen Qualitätsebene verharren lassen. Eine Handvoll talentierter Darsteller wird ohne Sinn und Verstand in den Wind geschossen. Mit schwerwiegenden Konsequenzen. Scott Speedman agiert als laienhafte und minder ausstaffierte Nebenfigur, die trotz wichtiger Dienstmarke auswechselbarer nicht hätte sein können. Doch irgendwie muss das Gesehene schließlich zu einem Ende kommen. Clea DuVall, als Sandy Strickland markiert sie den gewichtigen Gegenpol zur eigenwilligen und freudlosen Welt des Stan Aubrey, wäre, hätte sich Miller auf das Wesentliche besonnen, zur Versinnbildlichung des filmischen Sonne und Mond-Rhythmus avanciert. Doch sie tut es nicht, geringer Frequentierung ihres Charakters sei Dank. So bleibt die Welt, in der sich ein Blick über den Tellerrand durchaus gelohnt hätte, realitätsfern. Das Gegenstück, im Normalfall sorgt es für den Ausgleich zwischen Wirklichkeit und Wahnsinn, kommt abhanden und verfehlt die sonst so nachhaltige Wirkung.

Es gestaltet sich wie bei einer Runde Memory: Karten werden aufgedeckt, im Hinterkopf gespeichert und fallen gelassen. Zu dumm, dass sich in diesem Fall keine Erfolgserlebnisse einstellen, da diese vielmehr immerwährend durch langwierige Pausen unterbrochen werden. Doch was passiert, wenn diese Pausen einfach nicht enden wollen? Im Normalfall dürfte das Interesse schnell im Nirvana versanden. Dabei reflektiert sich ANAMORPH in seiner Handlung, dem stückhaften Verlauf, der aufkeimenden und abflauenden Dramaturgie vermehrt selbst. Was bleibt ist einer der unspektakulärsten Thriller seit Jahren, der viel zu schnell aus dem Gedächtnis schwindet.

>> verfasst von Torsten Schrader

80%
Natalie
geschrieben am 26.05.2010 um 11:00 Uhr
Im Film Anamorph hat mich vor allem die Spannung fasziniert, die den ganzen Film über existiert hat.Ich fand die Geschichte sehr ausgefallen und phantasiereich.Die Atmosphäre war prickelnd und das Ende überraschend.
30%
Pavel Kuka
geschrieben am 25.05.2008 um 19:00 Uhr
Tolles review, sehe ich ähnlich. Hatte mich so gefreut, Daffaoe, Speedman, aber das war wirklich zu wenig.Sehr schade.
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