Moviebase Walled In - Mauern der Angst
Die heimischen vier Wände als Hauptdarsteller. Das Motiv des „verfluchten Hauses“, in dem unheimliche Mächte ihr Unwesen treiben, ist beinahe so alt wie der phantastische Film selbst. Die nahezu unerträglich bedrückende Atmosphäre des menschenleeren Overlook Hotels in Kubricks „Shining“, die Ruhe vor dem Sturm erneuter Geisterattacken in Tobe Hoopers „Poltergeist“: unvergessliche Horror-Momente. Und wer bringt den Anblick von Bate's Motel nicht sofort mit „Psycho“ in Verbindung? Der amerikanische Grusel-Thriller „Walled In“ will diese glorreiche Tradition der angsteinflößenden Gemäuer nun fortsetzen. Wo das Remake von „The Amityville Horror“ geradezu peinlich scheiterte, ist „Walled In“ zunächst einmal sehr effektiv: Allein der Anblick des vermeintlich verfluchten Schauplatzes sorgt hier schon für eine Gänsehaut.
Der Zuschauer folgt der Geschichte der jungen Ingenieurin Sam (OC-California-Starlett Mischa Barton), die im Rahmen ihres ersten großen Projektes die Sprengung eines gigantischen, alten Wohngebäudes vorbereiten soll. Schon der erste Blick auf dieses Ungetüm von einem Haus lässt den Grusel-Fan die Hände reiben: Von Anfang an strahlt dieser Beton-Kasten eine unheimliche Feindseligkeit aus. Mit der Auswahl des Settings und der Ausstattung ist den Verantwortlichen bei „Walled In“ wirklich ein Meisterwerk gelungen. Die Atmosphäre des Spukhauses wird von der Kamera bravourös eingefangen und erzeugt so eine dichte Stimmung, die sich durchaus mit den großen Vorbildern messen kann. Düstere Flure, endlose Treppen, dunkle Geheimgänge: Man fühlt sich wie hineinversetzt in den monolithischen Bau, der wie eine Festung im menschenleeren Hinterland aufragt.
Auch die Handlung beginnt verheißungsvoll: Nachdem Sam in dem Haus angekommen ist, bekommt sie schon bald die Feindschaft der wenigen verbliebenen Bewohner zu spüren, die noch nicht ausgezogen sind. Einzig der junge Jimmy zeigt sich Sam gegenüber hilfsbereit. Bald jedoch offenbaren sich immer mehr Details des düsteren Geheimnis, welches das mysteriöse Gebäude umgibt. Scheinbar ließ der wahnsinnige Architekt Menschen bei lebendigem Leibe in die Wände einmauern... und auch die Bewohner scheinen mehr zu wissen, als sie vorgeben.
Was spannend beginnt, artet leider zusehends in einem völlig hanebüchenen Plot aus, der sich Motive und ganze Elemente dreist von anderen Filmen zusammen klaut. Speziell die eher ruhige, bedrohliche Stimmung zu Anfang des Films, die einen Großteil der Spannung ausmacht, muss im letzten Drittel einer gezwungenen Hektik weichen. Diese führt schließlich zu einem derart dümmlichen, unbefriedigenden Ende, bei dem man vor Wut in die Fernbedienung beißen möchte. Da sich das Drehbuch scheinbar nicht zwischen einer übernatürlichen und einer rationalen Erklärung der Vorgänge entscheiden konnte, werden beide Versionen angedeutet, doch keine zu einem stimmigen Schluss gebracht. Vieles bleibt unerklärt und verläuft im Nichts.
So sind es neben der genialen Ausstattung vor allem die durchaus guten Schauspieler, die gegen die lieblose Storyentwicklung und die oft hölzernen Dialoge ankämpfen müssen. Im Falle von Jimmy-Darsteller Cameron Bright durchaus mit Erfolg, Mischa Barton allerdings bleibt eher blass und vermag dem Zuschauer die Figur der Sam nicht wirklich sympathisch zu machen. Auch Kara Unger als Mutter des jungen Jimmy, die scheinbar in das düstere Geheimnis des Hauses verwickelt ist, weiß zu überzeugen. Zwar wirkt „Walled In“ zeitweilig wie ein weiterer 08/15-Gruselstreifen im Windschatten von „The Ring“ und „The Grudge“, bleibt dabei aber dennoch sehenswert. Sieht man über das unausgereifte letzte Drittel des Films und das unpassende Ende hinweg, liegt der Film deutlich über dem Durchschnitt der zahlreichen aktuellen Mystery-/Gruselfilme. Ganz besonders überzeugt das fantasievolle Setting des gigantischen, düsteren Wohnkomplexes, weshalb sich Mischa Barton schnell an die Wand gespielt zeigt... von einem Haus.
>> verfasst von Tim Lindemann