Moviebase Tomb, The
Es gibt unzählige Filme, die den Sprung auf die große Leinwand aufgrund mangelnder Qualität nicht schaffen. Ulli Lommels THE TOMB gehört zweifelsohne zu diesen – und wohl auch zu denjenigen, die hoffnungslos im Regal verstauben werden, wenn sich nicht tatsächlich jemand erbarmt und das Ding aufgrund seines doch recht ansprechend gestalteten Covers mitnimmt. Dass sich die Hülle dann allerdings als eine einzige Mogelpackung und als richtiges Ärgernis und Frustrationserlebnis herausstellt, kann man auch günstiger erfahren: Nämlich hier.
Die Ideen gehen aus, alte Klassiker werden neu aufgelegt, mittlerweile sogar schon Filme, die noch keinen Kinostart erfahren haben. Zu jedem Erfolg wird direkt ein Nachfolger kreiert, der oftmals nicht annähernd die Qualität des Vorgängers erreicht. Und dann kommt Ulli Lommel daher, blickt einfach mal gen Überraschungserfolg im Horrorgenre aus dem Jahre 2005, verändert nahezu nichts, vermasselt seinen THE TOMB aber mit einer absolut sinnfreien Geschichte, untalentierten Schauspieleren und Crewmitgliedern, mies inszenierten Actionszenen (wenn man das Action nennen kann), einer nicht vorhandenen Spannung und einem Killer, der schon bereits nach fünfzehn der aufgeblähten 81 Minuten schlicht auf die Nerven fällt. Stattdessen bekommen jene, die sich im DVD-Regal geirrt haben, lahmes Geschwafel ohne jede Lust und jeglichen Zusammenhang und rotes Kunstblut, was auch danach aussieht, vorgesetzt.
Betrachtet man die „Geschichte“, fallen einem die Parallelen zu „Saw“ wie Schuppen von den Augen. Zwei Personen erwachen in einem Raum (in dem man sich sogar im Kreis verlaufen kann), der aussieht wie Nachbars geräumige Garage. Sie entdecken eine weitere Person in einem Sarg, es ertönt eine verzerrte Stimme, die dreisterweise fast haargenau die gleichen Worte wie der Jigsaw-Killer benutzt, um somit ein Spiel einzuläuten, bei dem es überhaupt keinen Spaß macht, zuzusehen. „Acht Nägel für den Verlierer!“ lautet die zermürbende Prämisse, die der kopierte Puppenkiller (und wieder eine Parallele zu „Saw“) in Dauerschleife wiederholt und somit schon als Marktschreier durchgehen könnte: „Und ich bin bekloppt, ich lege noch einen Hammer oben drauf!“ Dieser Mörder jagt uns keine Angst ein, nein, er treibt uns die Lachtränen in die Augen. Dabei möchte der Gute doch nur wissen, wie er selber heißt. Denn das scheint er vergessen zu haben. Ich rief nach einer halben Stunde überzeugt „Rumpelstilzchen“ Richtung Fernsehgerät. Schade, leider traf ich nicht ins Schwarze, sonst hätte ich dem Spuk ein vorzeitiges Ende bereiten können.
Man möchte gar nicht wissen, wie viel oder wenig Budget in dieses Fabrikat investiert wurde. Der Porsche am Ende des Films verdeutlicht, dass das komplette Geld wohl für ihn ausgegeben wurde. Das gesamte Setting – die oben angesprochene überdimensionale Garage – wirkt eintönig und dem Szenario entsprechend unpassend bestückt. Als fesselnden und klaustrophobischen Horror-Thriller bezeichnet der Verleih dieses grenzwertige Werk. Hier bleibt man nur am Ball, wenn man von seinen Feinden tatsächlich am Stuhl gefesselt wurde. Klaustrophobisch wird es aber selbst dann nicht.
Ein weiteres Manko, das selbst jeder angehende Mediengestalter bereits von der Pike auf zu vermeiden lernt, ist die Arbeit des Ausleuchters. Ob Lommel während des Drehs auch mal überprüft hat, welche amateurhaften und misslungenen Bilder sein Kameramann da eingefangen hat? Der Schweinwerfer bietet leider nicht das richtige Licht, steht er sich doch selbst im Weg und wirft einen Schatten auf die Darsteller. In einer weiteren Szene ist sogar der Schatten des Statives mit dem Lichtkörper in voller Schönheit zu erkennen. Hier darf man sich getrost die Frage stellen, warum man nicht einfach mal Menschen, die Leidenschaft, Ideen und vor allem ein wenig Bildung im Bereich des Filmdrehs mitbringen, die Gelegenheit gibt, das alles besser zu machen.
Wer derart dreist und unverblümt klaut, gehört bestraft. Selbst der Score versucht ansatzweise, die grandiose Saw-Untermalung nachzuahmen. Natürlich ohne jede Chance. Die Auflösung des ganzen Gequäles kommt selbstverständlich ebenso dumm wie öde daher. Aber leider auch erst nach knapp anderthalb Stunden. Ob THE TOMB ein verloren gegangenes Sequel zur erfolgreichen Saw-Franchise sein soll? Mitnichten, schließlich dürfte selbst „Saw 46372“ um Längen besser werden als diese niveaulose Kopie.
Während es im Film nur Plan A gibt, empfehlen wir eindeutig und ohne jeden Zweifel Plan B: DVD in den Müll – oder ganz schnell zurück in die Videothek – oder an einem Faden an die Decke hängen und die entstehenden Effekte bestaunen – oder „Raider“ dazu schreiben und so tun, als wäre Lara Croft auf der Scheibe. Das Beste aber wird einfach sein, sie in den Regalen der Videotheken, die sie in ihr Programm aufgenommen haben, verrotten zu lassen. Auf das durch das Recycling ein besserer Film entstehe.
>> verfasst von Janosch Leuffen