Moviebase My Name is Bruce
Vielleicht ist das ein neuer Trend, dass den Helden der B-Movies jetzt filmische Denkmäler aufgestellt werden, hübsche kleine, halb ernst gemeinte Filme, in denen sie sich auf die eine oder andere Weise selbst spielen. Das sind angemessene Würdigungen für die Heroen vieler Zuschauer, und Quentin Tarantino hat dafür vielleicht den Grundstein gelegt, als er den Helden seiner Kinojugend in seinen Filmen viel Platz einräumte und die Chance auf ein Comeback - für John Travolta läutete „Pulp Fiction“ einen zweiten Filmfrühling ein.
Vor der traditionellen Filmkritik fanden die B-Movie-Größen hingegen bis vor nicht allzu langer Zeit keine Gnade, wenn überhaupt Beachtung; die fehlende (auch filmhistorische) Anerkennung wird so ein wenig nachgereicht. Auf dem Fantasy Filmfest 2008 waren zwei solcher Hommagen zu sehen - mit „JCVD“ ein eher ernsthafter und trotzdem urkomischer Jean-Claude-van-Damme-Film (fast) ganz ohne Prügelei, dafür mit einem langen Monolog, in dem van Damme mehr redet als in einigen seiner Filme zusammengenommen. Und dann eben „My Name is Bruce“, ganz anders und unernst, mit dem Bruce Campbell sich selbst, seine Karriere und seine Filmfiguren aufs Korn und auf die Schippe nimmt, dass es eine trashige Freude ist.
Bruce Campbell ist also Bruce, der nach einer langen B-Karriere jetzt bei sehr, sehr billig anzusehenden C-Filmen angekommen ist, gerade dreht er „Cave Aliens 2“, und wenn er mal fehlt, wird er für die Kampfszenen einfach durch eine Stoffpuppe ersetzt. Merkt ja eh keiner. Abends zieht sich der abgehalfterte Schauspieler in seinen irgendwo in der Einsamkeit geparkten Trailer zurück, füttert seinen Hund und sich selbst mit Hochprozentigem und hält alle anderen für Trottel. Bis dann plötzlich ein jugendlicher Fan auftaucht, der Bruce für einen kompetenten Monsterbekämpfer hält und deshalb mit handfesten Mitteln nach Gold Lick in Oregon verfrachtet, ein kleines Städtchen mit einem ernsthaften Problem: Ein paar Jugendliche haben auf einem Friedhof randaliert und dabei eine rachsüchtige chinesische Gottheit gestört, die nun die Einwohnerschaft von Gold Lick dezimiert. Da sein Agent ihm eine besondere Geburtstagsüberraschung versprochen hatte, hält Bruce das für ein elaboriertes Spiel und mimt den großen Helden - zumindest bis der Rachegott dann auf einmal leibhaftig vor ihm steht.
Campbell hat bei dieser wenig tiefsinnigen, aber doch leidlich unterhaltsamen Klamotte auch selbst Regie geführt, und es ist einigermaßen erfrischend, wie wenig zimperlich er mit sich selbst umgeht: Sein Bruce ist ein saufender Sexist mit Größenwahn, der am Ende (natürlich) seine Verantwortung und nebenbei vielleicht sogar Liebe findet. Das ist ein Meta-B-Movie mit den Mitteln des B-Movies: Effekte wie Charakterisierungen sind schlicht und durchschaubar, alles geht bis in die finalen Momente hinein seinen gewohnten und erwartbaren Gang.
Und trotzdem ist alles ein bisschen anders: Denn dass hier ein Klischee das nächste jagt, ist ein sichtbar gewolltes Spiel mit den Erwartungen und immer ironisch unterlegt, während der Film zugleich die präsentierten Stereotypen offen legt. Dass einer der Darsteller von „Cave Aliens 2“ im „Dummy’s Guide to Acting“ blättert, ist da noch ein eher platter Scherz. Viel eleganter scheint, wie der Film ein schwules Paar völlig selbstverständlich und fern aller Klischees integriert oder die durchaus als rassistisch auslegbare Präsentation seines Bösewichts und Darstellung von Chinesen überhaupt (denen hier im Übrigen der fortwährende Genuss von Tofu als Grundnahrungsmittel untergeschoben wird) spiegelt und dekonstruiert. Dass der Film dann letztlich doch nicht vollends überzeugen kann, liegt daran, dass die einzelnen und für sich genommen immer wieder überzeugenden Elemente recht lieblos aneinandergereiht wirken und sich nie zu einem aufregenden Ganzen vereinen wollen. Fans des Protagonisten wird das sicher nicht abhalten, und für Bruce-Campbell-Aficionados wurde der Film ja schließlich gemacht.
>> verfasst von Rochus Wolff