Moviebase Murder Party
Zunächst einmal eine Warnung an alle, die diesem Film für so etwas wie eine "normale" Horror-/ Splatter-Komödie halten: Dieser Film ist anders. Sehr anders. Das liegt zum einen an dem doch eher unkonventionellen Humor, der MURDER PARTY durchzieht, und zum anderen an der Machart, die teilweise zwar recht amateurhaft wirkt, aber auch einen ganz eigenen, innovativen Stil verfolgt.
Der Film beginnt mit stimmungsvollen Momentaufnahmen des typischen, amerikanischen Halloween-Festes: Wir sehen mit Grusel-Utensilien geschmückte Häuser, verkleidete Menschen und natürlich auch Süßigkeiten. Eine Einführung, die mit ihrer unheilvollen Atmosphäre zunächst einmal Lust auf den Rest des Filmes macht. Ebenso gelungen: Die Vorstellung des "Helden" Chris (Chris Sharp), ein gemütlicher, sympathischer Filmfreak, der sogar seine Katze höflich fragt, ob er sich denn auf ihren Lieblingssessel setzen könne. Aus der Figur des Chris bezieht MURDER PARTY einen Großteil seines Humors. Der Verkehrspolizist, den wirklich nichts aus der Ruhe bringen kann, sorgt mit seiner trockenem Art und seinem Hundeblick für die lustigsten Momente des Films.
Durch eine mysteriöse Einladung zu einer Halloween-Party gerät Chris in die Fänge einer Gruppe von völlig durchgeknallten Künstlern, die ihn vor laufender Kamera umbringen wollen. Und das alles nur für ein Kunstprojekt, das horrende Fördergelder verspricht! Die völlig ausgeflippten Charaktere innerhalb dieser Gruppe sind ein weiterer Aspekt, der dem Film zu Gute kommt. Leider können nicht alle Schauspieler ihren exzentrischen Rollen gerecht werden, was teilweise auch an der hölzernen deutschen Synchronisation liegen mag. Positiv stechen allerdings Stacy Rock und Alex Barnett heraus, die durch ihre Darstellung überspitzter Verrücktheit eine wirklich lustige Persiflage auf abgehobene Künstler aller Art zu Stande bringen.
Die alberne Tollpatschigkeit der Künstler, durch die Chris im letzten Moment immer wieder gerettet wird, wirkt jedoch auf die Dauer schlichtweg zu lächerlich und kommt dem Klamauk ungemütlich nahe. Regisseur und Autor Jeremy Saulnier scheint ein großer Monty Python-Fan zu sein und versucht sich immer wieder an dem absurdem Humor in der Tradition der britischen Komiker. Tatsächlich gelingen ihm einige solche Momente, in denen deutlich wird, dass MURDER PARTY auch durchaus das Zeug zum kultigen Geheimtipp gehabt hätte. So zum Beispiel die kurze, aber geniale Szene, in der die koksende Lexi dem vermeintlichen Kunstkenner Alexander ihre (komplett absurde) Videoinstallation vorführt. Leider verwickelt sich das Drehbuch aber zu oft in Ungereimtheiten oder macht es sich mit einigen Entwicklungen zu einfach. Auch die bereits erwähnte hektische Albernheit macht dem Humor in vielen Szenen gänzlich den Garaus. Wenn zum Beispiel bereits zu Anfang des Films eine Frau aufgrund ihrer Rosinenallergie (!) vom Stuhl fällt und sich dabei ein Rohr in den Kopf rammt, klingt das in geschriebener Form vielleicht noch ganz lustig, ist aber de facto einfach nur peinlich.
Diese vereinzelten Gore-Momente dürften vielen Splatter-Fans auch viel zu stümperhaft inszeniert sein. Das Kunstblut sieht schon irgendwie nach Himbeer-Marmelade aus und tropft und blubbert auf merkwürdige Weise aus den Protagonisten heraus. Käme der Film vom Filmstudenten von nebenan, würde man MURDER PARTY vielleicht mit anderen Augen sehen, so aber nerven die billigen Effekte schon gewaltig. Positiv fällt hingegen die Wahl des Settings auf, ein altes abgeranztes Fabrikgelände mit dunklen Gängen und Schächten. Die vielen düsteren Kellerräume (natürlich in professioneller Halloween-Deko) sorgen für eine dichte Atmosphäre.
MURDER PARTY hinterlässt beim Zuschauer gemischte Gefühle. So richtig schlecht will man diese liebevoll gemachte Chaos-Komödie zwar nicht finden, aber zu begeistern vermag sie auch nicht. Regisseur Saulnier schwebte offenbar eine Art "Braindead trifft Monty Python" vor, er scheitert dabei aber sowohl am Humor als auch an den größtenteils lachhaften Effekten. Mit etwas größerem Budget und einem ausgefeilteren Drehbuch hätte der Film zum Indie-Hit werden können. Denn innovativ sind die Grundideen ohne Zweifel: Die abgedrehten Künstler, besonders die Figur des heuchlerischen Alexander, die Verfolgungsjagd durch die Halloween-Party und mehr. Leider finden diese Versatzstücke nie zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Wer aber kein Problem mit amateurhaften Gore-Effekten und etwas abseitigen Humor hat, der könnte mit diesem Filmchen durchaus einen amüsanten, bierseligen Abend verbringen.
>> verfasst von Tim Lindemann