Moviebase Cold Prey 2 Resurrection - Kälter als der Tod
Kaum sind die ersten Winter-Tiefs mit eisigen Böen und Schneegestöber über Deutschland hinweggefegt, kommt Nachschub für alle, die vom weißen Chaos nicht genug bekommen können: Im norwegischen Slasher-Sequel ″Cold Prey 2 - Resurrection″ müssen sich erneut junge Menschen vor dem bösartigen ″Schneemann″ und seinen mörderischen Absichten retten - all dies vor der beeindruckenden Kulisse gigantischer, verschneiter Berge. Also: Handshuhe an, Mütze auf und nichts wie rein in diese skandinavische Splatter-Achterbahnfahrt.
Schon der Vorgänger vermochte mit exzellenten Bildern, erstaunlich sympathischen Charakteren und absoluter Hochspannung zu überzeugen. ″Cold Prey 2″ steht diesem Erlebnis in nichts nach. Vielleicht ist dies sogar eine der seltenen Fortsetzungen, die den Erstling noch zu toppen vermag. Ebenfalls unüblich: Die Handlung setzt unmittelbar nach dem Ende des ersten Teils an: Die einzige Überlebende des Schneemann-Mörders wird in ein kleines Krankenhaus in den Bergen gebracht. Doch kaum beginnt sie sich langsam von den Schrecken der vergangenen Tage zu erholen, merkt sie, dass etwas in den düsteren Krankenhausfluren ganz und gar nicht stimmt... Wieder überzeugt der Film vor allem in der Charakterzeichnung; auch Nebenrollen verkommen hier nicht zu bloßen Stichwortgebern oder Kanonenfutter für die Splatter-Einlagen, sondern wirken in ihren Handlungen nachvollziehbar und sympathisch. Selten hat man in einem Slasher-Film so sehr mit den potenziellen Opfern mitgefiebert, anstatt ihnen einen möglichst fantasievollen Tod zu wünschen.
Das liegt nicht zuletzt auch an den außerordentlich glaubwürdigen Darstellern, die dem Film die nötige Ernsthaftigkeit und Dichte verleihen, um über den Slasher-üblichen dünnen Plot hinwegzutäuschen. Vor allem Ingrid Berdal, die wie schon im Original die leidgeprüfte Heldin Jannicke verkörpert, muss hier für ihre Leistung gewürdigt werden. Die Mischung aus Verzweiflung, Angst und blinder Wut auf den sadistischen Killer, die sie ihrer Figur verleiht, geht unter die Haut und ist einer der großen Stärken des Films. Und auch wenn die Handlung nicht vor Virtuosität und Einfallsreichtum strotzt: Sie erfüllt ihren Zweck. Vor allem wird der Zuschauer hier nicht mit lieblos-dümmlichen oder offenkundig unlogischen Ideen vereimert, wie dies in vielen anderen Vertetern des Genres geschieht. ″Cold Prey 2″ bietet eine simple aber spannende Story, vor deren Hintergrund sich das blutige Kammerspiel perfekt entfalten kann.
Auch hier muss man das Abenteuer deutlich aus dem gewöhnlichen Slasher-Allerlei hervorheben: ″Cold Prey 2″ ist spannend, und zwar sehr spannend. Vor allem in der zweiten Hälfte mischt Regisseur Mats Stenberg gekonnt Suspense mit harten Schockmomenten, so dass er den Zuschauer oftmals an die sprichwörtliche Sofakante treibt. Dabei hätte er in Sachen Blut ruhig noch ein paar Liter drauflegen können, aber auch ohne größere Gewaltexzesse gelingt es ihm, eine bedrohliche Stimmung zu kreieren. Einige wohl platzierte, effektvolle Splatter-Szenen hätten dem Film dennoch gut getan. Dafür beweist Stenberg umfassende Genrekenntnisse und zitiert liebevoll einige der großen Klassiker des Slasher-Films - allen voran natürlich ″Halloween 2″ von 1981, bei dem es sich ebenfalls um ein Sequel handelt, das zu großen Teilen in einem düsteren Krankenhaus spielt.
Nach dem ersten Ableger der Reihe und dem großartigen Zombie-Ulk ″Dead Snow″ ist den Norwegern mit ″Cold Prey 2″ ein weiterer Horror-Volltreffer gelungen. Über kleinere Schwächen sieht man bei der liebevollen Machart und der stylischen Inszenierung gerne hinweg. Eine weitere Fortsetzung, die als Prequel konzipiert ist, zeigt sich bereits angekündigt. Wer den deutschen Schneematsch vor der Haustür also satt hat, flüchtet sich schleunigst in diesen weißen Winteralbtraum.
>> verfasst von Tim Lindemann