Es wäre nicht das erste Mal, dass man sich beim Blick in Richtung Fernost verwundert die Augen reibt. „Ist das nicht der 2019 erschienene Krokodil-Horror-Thriller Crawl von Alexandre Aja?“, mag manch einem nach dem ersten Trailer zu Crazy Tsunami, dem neuesten Horror-Export aus China, unweigerlich entfleuchen. Denn wer hier Pate stand, ist eigentlich kaum zu übersehen.
Simpel ausgedrückt: Es handelt sich offensichtlich um eine chinesische Antwort auf Alexandre Ajas albtraumhaften Krokodil-Schocker Crawl mit Kaya Scodelario (Mazze Runner, Fluch der Karibik, Resident Evil: Welcome to Raccoon City), der 2019 über Sony Pictures in die Kinos kam und weltweit über 100 Millionen Dollar einspielte.
Nun sind Kopien dieser Art allerdings selten so hochwertig produziert wie das Original und in der Regel auch eher darauf aus, eine möglichst günstige Variation für den noch immer stark regulierten heimischen Filmmarkt zu liefern. Schließlich dürften sich Beschwerden über offensichtlich vorhandene Parallelen in Grenzen halten, wenn die Vorlage in China niemand kennt.
Mit welcher Genauigkeit Alexandre Ajas gelungener Survival-Thriller hier kopiert wurde, bei dem auch Horror-Produzent Sam Raimi (Drag Me to Hell) seine Finger im Spiel hatte, geht aber schon über bloßes Nachahmen und „Verbeugen“, wie es in der Filmwelt gerne bezeichnet wird, hinaus.
Denn hier wird nicht zitiert, sondern schamlos abgekupfert und zum Teil Einstellung für Einstellung nachgefilmt – wenn auch nicht mit der gleichen Raffinesse und Bildgewalt des Vorbilds. Zudem bläht das zuständige Filmteam die Thematik gehörig auf, sodass diesmal nicht ein einzelnes Vater- und Tochtergespann unter der hereinbrechenden Katastrophe zu leiden hat, sondern eine Stadt.
Hier ist es auch nicht die Tochter, sondern ein junger Vater, der sich und sein kleines Mädchen aus dem monströsen Schlamassel, das durch den namensgebenden Tsunami über sie hereingebrochen ist, zu befreien versucht. Zusammen mit weiteren Anwohnern der Umgebung nehmen sie den Kampf gegen die hereingespülten Killermaschinen auf.
Doch keine Sorge: Da die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Crawl-Variante auch den europäischen oder amerikanischen Markt erreicht, äußerst gering ist, darf man sich entspannt zurücklehnen und amüsiert darüber schmunzeln. Denn in einem Punkt ist der Trailer sogar recht effektiv: Er macht wieder Lust auf das Original, das man sich wahlweise auf DVD und Blu-ray oder bei einschlägigen VOD-Anbietern holen kann, und sorgt für das eine oder andere Dé·jà-vu-Erlebnis.