Das war 2014 – Die besten Horrorfilme und die größten Enttäuschungen des Jahres

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2014 geht zu Ende und in mancherlei Hinsicht kann man sagen: ein grauenvolles Jahr. Der Blick in die Tageszeitung sorgte in diesem vergangenen Krisenjahr oftmals nicht bloß für Kopfschütteln, sondern regelrechten Schrecken. In unserem Rückblick soll es nun natürlich um die Genrefilme des Jahres gehen, nicht um politische Ereignisse. Es schien sich 2014 jedoch erneut die These zu bestätigen, dass gesellschaftliche Ängste im Horrorgenre noch immer eine starke Ausdrucksform finden und das Genrekino daher perverserweise in Krisenzeiten zu florieren scheint. Denn das vergangene Jahr kann tatsächlich als ein überaus erfolgreiches für Genrefilme verbucht werden – das bezieht sich nicht nur auf die Milliardengewinne der einschlägigen Blockbuster (wobei auch hier einige Perlen zu finden waren), als viel mehr auf neue, innovative Impulse, die von einzelnen Filmen gesetzt wurden. Hier findet ihr nun unsere Tops und Flops des Jahres 2014. Wir freuen uns auf eure Meinungen und natürlich auch auf eure persönlichen Favoriten in den Kommentaren im Anhang.

The BabadookEin Auszug aus unserer Filmkritik:

„Wie alle guten Horrorstories, die sich um ein bestimmtes Monster drehen, dringt The Babadook immer tiefer in das Wesen seines titelgebenden Ungetüms ein. Was ist es und warum taucht es zu dieser Zeit an diesem bestimmten Ort auf? Wie der Boogeyman oder Stephen Kings Es ist der Babadook zunächst ein typisches Kinder-Monster: Samuel kann vor Angst vor der vermeintlich fiktiven Kreatur kaum mehr schlafen, Amelia reagiert mehr und mehr gereizt auf die Panik ihres Sohns – bis sie beginnt, den Babadook ebenfalls durch die Winkel des Hauses huschen zu sehen“

The Babadook von der australischen Regisseurin Jennifer Kent ist eine handwerklich perfekte, verdammt unheimliche Blaupause für Horror in den 10er Jahren: Kent gelingt es, klassische Monsterfilmelemente mit psychologischem Unbehagen zu verbinden, ohne dabei den Reiz des Übernatürlichen, des Phantastischen zu relativieren. Seit Oren Pelis Überraschungshit Paranormal Activity dürfte außerdem kein Film mehr für so viele schlaflose Nächte unter seinen Zuschauern gesorgt haben – mit dem Unterschied, dass Kents Film nicht auf einem einzigen formellen Kniff aufbaut und so bei weiteren Sichtungen nichts an Effektivität einbüßt. Unser Spitzenreiter war in Deutschland bisher nur auf dem Fantasy Filmfest zu sehen, bekommt 2015 aber einen Kinostart von Capelight Pictures spendiert.

Der Trailer:


5 Zimmer, Küche, SargEin Auszug aus unserer Filmkritik:

„ Der Film strotzt nur so vor kleinen und großen Ideen, bizarren Dialogen und Slapstick-Einlagen. Eine Begegnung mit dem “Biest”, eine Auseinandersetzung mit Werwölfen, eine Einladung zum großen Ball der Vampire (Polanski lässt grüßen) – hier zu viel darüber zu verraten, hieße einen Großteil des Vergnügens zu verderben. Ganz nebenbei hat What We Do In The Shadows aber auch wirklich spannende Blickwinkel auf das tausendmal verarbeitete Vampir-Thema zu bieten. Ähnlich wie zuletzt Jim Jarmusch in Only Lovers Left Alive ist der neuseeländische Film eine höchst clevere Studie des menschlichen Erlebens von Zeit: Die gescheiterte Liebe des schüchternen Viago zu einer Sterblichen ist da nur das deutlichste Beispiel. “

Mit ihrer schrägen Musical-Serie Flight of the Concords gelang Jermaine Clement, James Bobin und Taika Waititi ein Underground-Hit, mit ihrer grandiosen Vampir-Mockumentary 5 Zimmer, Küche, Sarg fanden sie 2014 endlich auch ein breiteres Publikum. Der mit viel Liebe zum Genre-Detail inszenierte Film über eine Vampir-WG in Wellington bewies, dass es eben doch möglich ist, eine Horrorkomödie zu drehen, die sich nicht im bloßen Veralbern der Genre-Mechanismen erschöpft. Die Regisseure entwerfen hier ein komplett glaubwürdiges, in sich geschlossenes Universum, das mit liebevoll gezeichneten Figuren bevölkert ist. Gleichzeitig sorgte 5 Zimmer, Küche, Sarg mit Slapstick und Wortwitz für die lautesten Lacher des Filmjahres 2014. Ein Geniestreich.

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Das ist das EndeEin Auszug aus unserer Filmkritik:

„Anfänglich schickt Edwards mit den MUTOS eine Mischung aus dem Cloverfield-Alien und Predators ins Gefecht gegen die Menschheit und sorgt damit schon für reichlich Turbulenzen. Vom eigentlichen Star des Actionthrillers fehlt jedoch jede Spur. Erst nach knapp einer Stunde taucht der zackige Rücken aus dem Wasser auf – und von da an kennt das Getöse keine Grenzen mehr. Das Kreaturen- und Sounddesign ist fantastisch und wuchtig. Die Rückbesinnung auf den Look Godzillas war goldrichtig und wird vor allem Fans die Augen leuchten lassen. Dazu lassen das ohrenbetäubende, elektronische Gebrüll der MUTOS und das markerschütternde Schreien unseres Titel“helden“ die Kinositze förmlich beben.“

Gareth Edwards Debüt Monsters ist zweifellos einer der besten Science-Fiction-Filme des noch jungen Jahrtausends, die Erwartungen an seine Neuinterpretation des japanischen Kultmonsters Godzilla waren dementsprechend gewaltig. Allen Unkenrufen zum Trotz ist es dem Briten hervorragend gelungen, ein großes Zerstörungsspektakel mit der Cleverness seines Erstlings zu verbinden. Dass die menschlichen Protagonisten gegenüber den charismatischen Risenmotten und -echsen ein wenig verblassen, ist keine Schwäche, sondern ein Vorzug des Films. Niemand brauchte schließlich einen neuen Matthew Broderick, der das gewaltige Monster mit einem Haufen toter Fische ködert – so geschehen in Roland Emmerichs lahmer Version von 1998. Edwards Godzilla ist stylisches, schnelles Monsterkino vom Feinsten.

Der Trailer:


It FollowsIt Follows befasst sich auf erschreckende Weise mit dem Leben der 19-jährigen Jay (Maika Monroe). Die sollte ihre Zeit eigentlich mit Jungs, der Schule und freien Tagen am See verbringen. Doch seit einer sexuellen Begegnung wird sie immer öfter von zutiefst verstörenden, albtraumhaften Visionen geplagt, die sich einfach nicht abschütteln lassen wollen, und es drängt sich der Verdacht auf, dass sie von jemandem oder etwas verfolgt wird. Im Angesicht des nahenden Grauens bleibt Jay und ihren Freunden lediglich eine Chance, dem blanken Horror jetzt noch zu entkommen.“

War dieser Film bisher auch noch nicht außerhalb von Festivals zu sehen, darf er in dieser Aufzählung doch keinesfalls fehlen. Allen Horrorfans sei hiermit versprochen: Mit der Veröffentlichung von It Follows im kommenden Jahr erwartet euch nicht weniger als eine Genre-Revolution. Regisseur David Robert Mitchell kombiniert den Look klassischer Slasher wie Halloween mit einem Erfindungsreichtum, der an die große Zeit des japanischen Horrorfilms erinnert. Das Grauen kommt hier langsam, schleichend, kriechend, aber doch um ein Vielfaches unerbittlicher und furchterregender als alles, was der brave Mainstream-Grusel zur Zeit zu bieten hat.

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Machete KillsEin Auszug aus unserer Filmkritik:

„Nicht nur erinnert Enemy thematisch vage an Lost Highway, die stabile unheilvolle Stimmung, die der Film erzeugt, hat man so zuletzt in Lynchs Inland Empire erlebt. Davon abgesehen aber fügt sich der Film mit seinem Verschwimmen von Schein und Sein und dem generellen Misstrauen, das er Bildern entgegenbringt auch perfekt in Villeneuves bisheriges Werk ein. Ganz besonders erinnert er an den nicht oft genug zu empfehlenden Die Frau, Die Singt, der, wenn auch in gänzlich anderem Kontext, ebenfalls von Menschen mit dualen Identitäten erzählt. Das Ende des Films hat für Diskussionen gesorgt: Zum einen weicht es in Teilen vom Roman ab, zum anderen liefert keine Auflösung auf dem Silbertablett. Wenn eine gewisse Interpretation auch näher liegt, steht vor allem das letzte Bild auch für die gewisse Unerklärbarkeit der gezeigten Vorgänge. “

Wer vermisst eigentlich noch den zum Modedesigner avancierten David Lynch, wenn es Filme wie Enemy gibt? Jake Gyllenhaal mauserte sich nach dem ebenfalls von Regisseur Denis Villeneuve inszenierten Prisoners (und dem in diesem Jahr erschienenen Nightcrawler) immer mehr zum Charakterschauspieler, der auch in düsteren Rollen eine astreine Performance abliefert. In dem doppelbödigen Verwirrspiel Enemy schlüpft er gleich in zwei verschiedene Rollen – oder etwa doch nicht? In beunruhigenden, vieldeutigen Bildern löste Villeneuve solche Gewissheiten gekonnt auf.

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AftershockEin Auszug aus unserer Filmkritik:

„Man könnte The Green Inferno, Roths Hommage an die italienischen Kannibalen-Filme der 70er und 80er Jahre, beinahe als so etwas wie das Gegenstück zu Aftershock bezeichnen. Nicht nur entstanden beide Filme in enger Zusammenarbeit mit dem mexikanischen Filmemacher Nicolás López, beide drehen sich wieder um Roths Lieblingsangst, die Xenophobie – der Angst vor der Fremde und den Fremden. Kaum bewegen sich seine jungen „Helden“ außerhalb Amerikas (oder, wie in Cabin Fever und The Last Exorcism, außerhalb des städtischen Amerikas) treffen sie auf entmenschlichte Antagonisten, die mit Sex, Wahnsinn, Gewalt und Wildheit alles verkörpern, was in der „Zivilisation“ unterdrückt bleibt.“

Lang galt Eli Roth als das Wunderkind des 2000er Splatter-Booms. Mittlerweile wird deutlich, dass er sich vom Filmemachen, Schauspielern und Produzieren besser fern halten sollte. Sein Kannibalen-Reboot ist langweilige, stumpfe Videothekenware zum Vergessen, die sich als lieblose Teenie-Klamotte mit ein bisschen Gekröse entpuppt. In die wahre Düsternis, in die Abgründe, die sich in diesen Geschichten auftun, wagt er sich nicht mehr. Die erbarmungslosen (und beinahe immer reaktionären) Aushandlungen zwischen Zivilisation und Wildheit der alten Kannibalenfilme will er nicht neu aufdröseln, er versteckt sich hinter flachen Scherzen. Horror geht anders.

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S-VHSEin Auszug aus unserer Filmkritik:

„Selbst dieser vorsichtige Ausflug ins Sozialkritische ginge noch durchaus in Ordnung: Dass sich blutige Genrekost und drastischer politischer Aktivismus bestens verstehen und ergänzen können, wissen wir seit Cravens The Hills Have Eyes. Für einen solchen Zugang hat I, Frankenstein aber leider – und das ist generell sein Untergang – nicht genügend Mumm. Anstatt das völlig behämmerte Gemisch aus religiösem Kitsch (die Gargoyles berufen sich ständig auf Gott und den Erzengel Michael) und Wissenschaftsschelte ordentlich aufzukochen und mit Blut, Schweiß und Flüchen so richtig durch die Decke zu schießen, versuchen sich die Macher allen Ernstes an der Ernsthaftigkeit.“

Aaron Eckhart als Frankensteins Monster kämpft gegen böse Wissenschaftler und Gargoyles. Klingt behämmert, ist es auch. Reaktionärer Fantasy-Trash im 90er-Jahre Videospiel-Look. Anstatt zu dem Blödsinn zu stehen, den man sich hier aus den Fingern gesogen hat und den Zuschauer mit einem Grinsen einzuladen, an dem Quatsch teilzuhaben, soll uns das Ganze als episches Fantasy-Meisterwerk mit Subtext verkauft werden. Selbst vergleichbare Heuler wie Scott Stewarts Legion kannten ihre eigenen Grenzen besser. Die einzig mögliche Reaktion auf eine solch offensichtlich fehlgeleitete Selbsteinschätzung ist, wie hier aus erster Hand berichtet werden kann, höhnisches Gelächter im Kinosaal.

Der Trailer:


S-VHSEin Auszug aus unserer Filmkritik:

„Der Film beginnt mit einer vielversprechenden Vorgeschichte: Die junge Forscherin Scarlett findet im Iran einen mysteriösen Steinkopf, dessen Inschriften auf den berühmten “Stein der Weisen“ hindeuten – das legendäre Objekt soll sich in Paris befinden. Sofort begibt sie sich in die europäische Metropole und rekrutiert dort einen amerikanischen Experten für tote Sprachen, George (Ben Feldman), der zu seinem Vergnügen und scheinbar völlig mühelos die Uhrwerke alter Kirchen repariert. Mithilfe ihrer Funde aus dem Iran, übersetzt George eine aramäische Inschrift ins Englische (ebenso mühelos und direkt in perfekte Reimform) und schon haben die beiden den Stein der Weisen lokalisiert.“

Der Film der Dowdles ist noch nicht einmal so schlecht, hier steht er eher stellvertretend für das Found-Footage-Genre an sich: Für wacklige Aufnahmen von dunklen Gewölben braucht niemand mehr ins Kino rennen, sondern nur mit dem Smartphone in den eigenen Keller. Für die Wahl und die Inszenierung ihres Filmraums gebührt ihnen durchaus Anerkennung; mit dem hysterischen Schlussakt aber zerstören sie vieles von dem, was sie vorher aufgebaut haben. Beinahe wirkt es so, als hätten sich die Filmemacher mit Kameras und Schauspielern in die Katakomben gestellt und dann uninspiriert drauflos improvisiert. Ein guter Schauplatz allein macht eben keinen guten Film.

Der Trailer:


An dieser Stelle wünschen wir ein besinnliches Weihnachtsfest und ein erholsames Restjahr 2014!

Eure Redaktion,

Torsten Schrader
Carmine Carpenito
Tim Lindemann

Geschrieben am 23.12.2014 von Torsten Schrader
Kategorie(n): News



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