Filmkritik: Halloween Ends wird Michael Myers nicht gerecht

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Seine an John Carpenters Horrorklassiker Halloween – Die Nacht des Grauens anknüpfende Slasher-Trilogie rund um Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) und Michael Myers (James Jude Courtney) begann David Gordon Green mit dem vielversprechenden, phasenweise erfreulich spannenden Halloween von 2018.

Das Mittelstück Halloween Kills fiel qualitativ etwas ab, da der Film zu viele Dinge unter einen Hut bringen sollte und sich mitunter, noch stärker als der erste Teil, auf merkwürdiges parodistisches Terrain begab. Der Schlussakt bringt nun leider keine wirkliche Verbesserung mit sich, lässt aber sehr wohl Wagnis und Ambitionen der Macher aufblitzen.

Halloween Ends ist definitiv anders, als man es erwarten durfte – was eine Kritik vor gewisse Schwierigkeiten stellt. Will man nicht komplett im Nebulösen verharren, sind ein paar Spoiler unumgänglich. Wer folglich das Finale ohne Vorwissen genießen will, kommt besser erst nach der Sichtung zurück.

Michael Myers vollendet sein Werk! ©Universal Pictures

Ein Prolog, der an die Nieren geht (Spoiler)

Das vorweggeschickt, lässt sich sagen: David Gordon Green eröffnet das dritte Kapitel mit einem Prolog, der durchaus an die Nieren geht. Im Jahr 2019, also rund zwölf Monate nach den Ereignissen der ersten beiden Filme, erklärt sich Corey Cunningham (Rohan Campbell) bereit, an Halloween auf den Sohn eines Ehepaares aufzupassen, um dessen Garten er sich kümmert.

Der junge Mann und das Kind sind sich nicht wirklich grün. Und so kommt es in einer wirkungsvoll montierten und inszenierten Sequenz zu einem folgenreichen Unfall, der dem Burschen das Leben kostet. Corey ist in Haddonfield fortan als Psycho verschrien und sieht sich auch drei Jahre später noch heftigen Anfeindungen ausgesetzt.

Laurie Strode ergeht es manchmal nicht anders. Nach dem Tod ihrer Tochter Karen in der verhängnisvollen Nacht von 2018 ist sie nun aber fest entschlossen, sich von der Gewalt und den Schrecken der Vergangenheit zu verabschieden. Ein Buch, mit dem sie anderen Traumaopfern helfen will, soll den nötigen Schlussstrich unter ein schmerzhaftes, von Hass und Wut geprägtes Kapitel ziehen.

Michael Myers infiziert die Stadt

Verantwortlich fühlt sie sich besonders für ihre Enkelin Allyson (Andi Matichak), mit der sie ein Haus bezogen hat und die das Erlebte noch immer mit sich herumschleppt. Michael Myers ist seit seinem Verschwinden vor vier Jahren in Haddonfield nicht mehr aufgetaucht, hat sich aber – so erfahren wir nach über einer Dreiviertelstunde – ins Kanalsystem zurückgezogen und infiziert die Stadt von dort weiter mit dem Grauen.

Gerieten Laurie und Allyson im zweiten Teil des Öfteren aus dem Blickfeld, sind sie in Halloween Ends wieder deutlicher die Fixpunkte der Geschichte. Eine prominente Rolle nimmt auch der geächtete Corey ein, dem eine interessante Entwicklung auf den Leib geschrieben wird.

Überraschend selten schaut, zumindest bis zum dritten Akt, der eigentliche Antagonist Michael vorbei. Eine Entscheidung, die Fans der Reihe und von Carpenters Ursprungswerk zweifelsohne spalten wird. Green und Co beweisen Mut, wollen ihre Erzählung in eine andere Richtung lenken und fragen dabei nach dem Bösen, das vielleicht in uns allen schlummert.

Laurie Strode oder der Boogeyman – wer gewinnt? ©Universal Pictures

Der Konflikt zwischen Laurie und ihrer Enkeltochter

Das Problem an diesem neuen Weg: Weder wird er sauber vorbereitet, noch treiben die kreativ Verantwortlichen ihn auf die Spitze. Von großer Bedeutung ist die Liebesbeziehung, die sich zwischen Allyson und Corey entspinnt, in ihrer Intensität jedoch arg behauptet daherkommt. Den Konflikt zwischen Laurie und ihrer Enkeltochter, die sich zunehmend wünscht, ihren Erfahrungen und ihrem alten Leben endlich zu entfliehen, hätte man stärker forcieren können, um nicht zu sagen: müssen.

Und seltsam fahrig fühlt sich der zeitliche Ablauf an, den man häufig erst im Nachhinein durchschaut. Dass an manchen Stellen Tage vergangen sind, erschließt sich nur durch Randbemerkungen. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang sicherlich, wie plötzlich irgendwann die Einblendung 31. Oktober aufpoppt.

Der Regisseur und seine Mitstreiter hätten wahrscheinlich gut daran getan, ihre grundsätzlich fruchtbaren Einfälle schon im zweiten Film zu platzieren, wenigstens anzudeuten, und so den Boden für einen kraftvollen Abschlussteil zu legen.

Viel Leerlauf

Halloween Ends hat zwischen dem gelungenen Prolog und einem saftigen Endspurt generell zu viel Leerlauf und kann die Spannungskurve keineswegs konstant aufrechthalten. Gründe dafür gibt es mehrere: In der Anfangshälfte schleichen sich einige lächerlich schnulzige Szenen ein, sowohl zwischen Allyson und Corey als auch zwischen Laurie und Officer Hawkins (Will Patton). Erneut gibt Green dem Drang nach, seinen Slasher-Streifen mit absurden Elementen zu verfeinern.

Nervig ist etwa der Aufmarsch diverser Cartoon-Figuren, zu denen Coreys Mutter (Motto: Kein Pudding für Jungs, die mit Mädchen rumschäkern), ein schmieriger Polizist und vier Asi-Teenager à la New Kids Turbo zählen. Unfreiwillig komisch wird es immer dann, wenn der Film in Gestalt Lauries versucht, besonders tiefgründig und philosophisch zu sein. Strodes mehrfach als Voice-over-Kommentare eingestreute Einlassungen würden sich als Kalendersprüche bestens machen!

Gerade weil Halloween Ends wiederholt Momente aus Carpenters Original zitiert, wird man daran erinnert, wie gnadenlos effektiv dessen Spannungsdramaturgie ist. Ein Vergleich fällt eindeutig aus: Trotz mancher guter Story-Ideen und einiger eindringlicher Passagen spielt der letzte Teil der Green-Trilogie in einer niederklassigen Schockerliga.

>> von Christopher Diekhaus

©Universal Pictures

Geschrieben am 13.10.2022 von Carmine Carpenito
Kategorie(n): Halloween Ends, News



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