Wird ein Filmemacher mit der Neuauflage einer legendären Marke beauftragt, kann er im Grunde nur verlieren. Zu vorgefertigt sind die Meinungen oder Erwartungen und zu groß ist die Gefahr, langjährige Fans vor den Kopf zu stoßen, was im schlimmsten Fall eine Hasskampagne epischen Ausmaßes (siehe Paul Feigs weiblich besetztes Ghostbusters-Reboot) zur Folge hat.
David Bruckner weiß das vermutlich nur zu gut, und doch lässt er sich für Spyglass Media und Hulu auf das waghalsige Abenteuer namens Hellraiser ein. Dass jüngere Generationen mit Pinhead und seinen Cenobiten-Freunden heute gar nichts mehr anfangen können, sagt viel darüber aus, wie in den letzten beiden Jahrzehnten mit der Reihe umgegangen wurde.
Seine letzten beiden Auftritte absolvierte der einstmals von Doug Bradley gespielte, später dann an Stephan Smith Collins und schließlich Paul T. Taylor weitergereichte Nadelkopf in ziemlich billig und lieblos zusammengeschusterten Heimkino-Sequels, deren einziger Zweck darin bestand, Dimension Films die weitere Nutzung der Markenrechte zuzusichern.
Für die Fans und insbesondere Clive Barker, der lange Zeit tatenlos dabei zusehen musste, wie seine eigene Kreation weiter ausgeschlachtet wurde, blanker Hohn. Seit Dezember ist Barker nun wieder im Besitz der Rechte und somit selbst am Drücker, die Geschicke und Zukunft seiner vielleicht bekanntesten Schöpfung mitzubestimmen.
Und es scheint fast so, als würde er die geraubten Jahre auf einen Schlag nachholen wollen:
Derzeit befindet sich nämlich nicht nur eine HBO-Serie im Hellraiser-Universum in Arbeit, an der Barker selbst beteiligt ist, so wie auch Halloween-Regisseur David Gordon Green und Trick ’r Treat-Autor Michael Dougherty (Godzilla: King of the Monsters), sondern eben auch eine ursprünglich mal fürs Kino gedacht, dann aber von Hulu aufgekaufte Neuauflage von David S. Goyer (Blade, Batman v Superman: Dawn of Justice) und Glass-Produzent Gary Barber (The Happening, Ruinen, G.I. Joe – Die Abrechnung), die auf eine „loyale, weiterentwickelte Neuerfindung“ abzielt.
Was das im Klartext bedeutet, lässt sich noch nicht mit Gewissheit sagen. Zuletzt hielten sich sogar Gerüchte, dass Pinhead im neuen Film weiblich besetzt sein könnte. Zumindest scheinen sich Bruckner und sein Team alle Optionen offen halten und sich nicht mehr auf das durch die alten Filme geprägte Bild „festnageln“ lassen zu wollen.
Dafür spricht auch die Tatsache, dass man während der Castingphase Drag Queen Gottmik, die durch ein extravagantes, von Hellraiser inspiriertes Kostüm aufgefallen war, für die Rolle des ikonischen Ober-Cenobiten vorsprechen ließ! Bekommen hat sie den Part am Ende aber nicht.
Und so tappen wir weiter im Dunkeln – und dabei möchte es Bruckner auch erst einmal belassen, wie er selbst bestätigt. „Wir können momentan noch nichts darüber sagen“, gibt er sich kurz angebunden, nur um dann doch noch einmal auszuholen.
„Wir wollen uns so nah wie möglich an das Ausgangsmaterial [also das Buch von Clive Barker, nicht die Achtziger-Verfilmung] halten. The Hellbound Heart ist unsere eigentliche Inspirationsquelle, im geringeren Maße auch der erste Film. Bis zu einem gewissen Grad erfinden wir das Ausgangsmaterial aber auch neu.“
Hulu’s Hellraiser hält sich also dicht an Barkers Original, nimmt sich dabei aber auch die eine oder andere kreative Freiheit heraus, was man einem erfahrenen Horror-Regisseur wie David Bruckner ( V/H/S – Eine mörderische Sammlung, Southbound, Netflix‘ The Ritual), der uns diesen Herbst mit seinem Horror-Geheimtipp The Night House gruselt, aber auch zugestehen muss.