Im Interview – Der letzte Exorzismus Produzent und Filmemacher Eli Roth

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Das amerikanische Horror-Abenteuer Der letzte Exorzismus (The Last Exorcism) hat wieder einmal deutlich bewiesen, dass Kassenerfolge nicht auch Unmengen in der Produktion verschlingen müssen: lediglich zwei Millionen Dollar hat die Produktion von Strike Entertainment gekostet und bislang über 40 Millionen Dollar eingespielt. Ob sich dieses Ergebnis auch auf Deutschland übertragen lässt, zeigt sich seit dem gestrigen Donnerstag in hiesigen Lichtspielhäusern. Passend zur Auswertung über Kinowelt Filmverleih haben wir Produzent Eli Roth in Berlin getroffen und über sein aktuelles Projekt befragt. Der weit gereiste Prediger Cotton Marcus wird von Schuldgefühlen geplagt. Seine Teufelsaustreibungen sind reine Illusion, doch seine bibeltreuen Anhänger glauben an ihn und zahlen gut für seine Arbeit. Bei einem letzten Exorzismus will er den Schwindel durch ein Fernsehteam aufdecken lassen.

Die Mission führt sie in den Süden der USA, wo die Farmerstochter Nell vom Teufel besessen zu sein scheint. Die Show beginnt, doch nicht wie Marcus geplant hatte. Eine dunkle Macht offenbart sich Marcus und dem Team und ihm muss schnell etwas einfallen, um Nell, sein Team und sich selbst vor diesem Dämon zu retten. 

 

 

Du bist Schauspieler, Regisseur, Produzent, Drehbuchautor… Wie schaffst du das alles?

Du hast Supermodel vergessen! (lacht) Nein, im Ernst, ich habe gerne viel zu tun.

Was hat dich an dem Skript zu ″The Last Exorcism″ begeistert?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich den Job des Produzenten liebe, ich habe alle meine eigenen Filme auch selbst produziert. Es macht unglaublich viel Spaß, jungen Regisseuren zu helfen, ihre Visionen umzusetzen. Und jetzt wo ich sozusagen ein ″großer Name″ im Horror-Genre bin, bin ich genau in der richtigen Lage, um das zu tun. Auf dieses spezielle Skript haben mich meine Freunde Marc Abraham und Eric Newman aufmerksam gemacht, deren Idee es auch war, den Film im Doku-Stil zu drehen. Ich las das Drehbuch und es war ungelogen eines der besten, das ich je gelesen habe. Es ist so clever und spannend! Vor allem gefiel mir diese Ambivalenz, dass man bis zum Schluss nicht weiß, ob das Mädchen nun tatsächlich besessen oder nur ″verrückt″ ist. Außerdem wollte ich schon immer an einem Film beteiligt sein, in dem es um Exorzismus geht, denn das bedeutete für mich die ultimative Herausforderung: Wie kann man jemals ″Der Exorzist″ toppen – nebenbei bemerkt mein liebster Horrorfilm aller Zeiten. Die Antwort auf diese Frage lautet natürlich: Es geht nicht, du kannst keinen gruseligeren Film drehen. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht eine neue, eigene Story zu dem Thema erzählen kann. Das Skript hat mich sofort davon überzeugt, dass dieser Film das ″Exorzismus″-Subgenre in die Gegenwart versetzen kann.


Viele vergleichen ″The Last Exorcism″ mit anderen Reality-Horrorfilmen wie ″The Blair Witch Project″ und ″Paranormal Activity″. War es schwierig, den Film sozusagen ″im Schatten″ von ″Der Exorzist″ und den neuen Reality-Horrorfilmen zu drehen?

Nein, denn so sehr ich ″Der Exorzist″ mag: Dieser Film kam vor 37 Jahren ins Kino. ″The Blair Witch Project″ hat auch schon um die 10 Jahre auf dem Buckel. Jede Generation möchte doch wieder ein eigenes Kino-Erlebnis haben. ″Paranormal Activity″ hat mich auch sehr beeindruckt, aber das ist meiner Meinung nach eine ganz andere Art von Film als ″The Last Exorcism″ – dort geht es eher um Aufnahmen, die entdeckt werden, während unser Film wie eine echte Dokumentation aussieht. Die Antwort auf deine Frage ist also: Nein, denn tolle Filme sollten dich inspirieren und dich nicht davon abhalten selber einen Film zu drehen. Und wenn dein Film eigenständig und clever ist, kann er auch mit den ″Großen″ des Genres koexistieren. ″Der Exorzist″ hat Filmemacher davon abgeschreckt Exorzismus-Filme zu drehen, in etwa so wie ″Der Weiße Hai″ viele davon abgehalten hat, einen guten Hai-Film zu drehen – abgesehen von den ganzen Rip-Offs, die diese Filme quasi nur kopieren. Aber dann sieh dir einmal an, wie beispielsweise ″Blade″ das Vampir-Genre verändert hat, oder ″Matrix″ die Science-Fiction. Man sollte das Filmemachen also lieber gleich lassen, wenn man Angst davor hat, nicht so gut zu sein wie die Klassiker.

Warum hast du den Film nicht selbst gedreht, wenn dir das Skript so gut gefallen hat?

Nun, zunächst sollten den Film eigentlich die beiden Drehbuchautoren selbst drehen und ich hatte mich auch schon sehr darauf gefreut, mit ihnen zu arbeiten. Als ich dann in Berlin war und gerade noch an ″Inglorious Basterds″ arbeitete, mussten die beiden zu Gunsten eines anderen Projektes abspringen. Das war kurz vor der Berlinale, auf der wir die Rechte verkaufen wollten und wir standen plötzlich ohne einen Regisseur da. Zum Glück wurden die beiden anderen Produzenten auf Daniel durch sein Debüt ″A Necessary Death″ aufmerksam und kamen mit ihm in Kontakt. Rückblickend muss ich sagen, dass es das Beste war, was uns passieren konnte. Daniel hat aus dem ohnehin schon genialen Drehbuch das bestmögliche Ergebnis heraus geholt. Und man muss sagen: Der Erfolg gibt uns recht. Selbst der letzte Film mit Tom Cruise hatte nicht so ein gutes Startwochenende in den USA, wie unser kleiner Film – und bei uns gibt es keinen einzigen bekannten Schauspieler. Ich würde sehr gerne wieder mit Daniel arbeiten – aber jetzt möchte ich erstmal wieder einen eigenen Film drehen. Da ich aber nur Drehbücher verfilmen möchte, die ich auch selbst geschrieben habe, dauert das noch eine Weile, denn das Verfassen dauert immer lange bei mir.

Glaubst du eigentlich ein bisschen an die ganze Besessenheits-Thematik?

Die offensichtliche Antwort ist natürlich nein, ich glaube nicht daran. Ich habe aber einen ganz bestimmten Bezug dazu. Mein Vater war Psychologe und daher bin ich mit einem sehr rationalem Weltbild groß geworden. Als ich noch relativ jung war, sah ich dann den Film ″Der Exorzist″ und konnte vor Angst gar nicht mehr schlafen. Ich fragte meinen Vater: ″Dad, warum hast du mir nicht erzählt, dass es so etwas wie Besessenheit durch Dämonen gibt?″ Mein Vater antwortete nur: ″Wir sind Juden, mein Sohn, uns betrifft das nicht.″ Das hat mich nicht sonderlich beruhigt und irgendwie hat mich das Thema immer wieder beschäftigt. Mein erster Film ″Cabin Fever″ handelt im Grunde auch davon: Besessenheit nicht durch Dämonen, aber durch Krankheit. Man verliert die Kontrolle über den eigenen Körper. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, muss ich sagen: Auch in ″Hostel″ geht es darum, dass Andere sich deines Körpers bemächtigen und du keine Kontrolle mehr hast. Auch in der wirklichen Welt werden wir ja damit konfrontiert, dass Menschen sich plötzlich stark verändern, sei es durch soziale Einflüsse oder durch schreckliche Krankheiten wie Alzheimer. An Dämonen glaube ich aber natürlich nicht.

Alle Filme, bei denen du bisher mitgewirkt hast, waren sehr unterschiedlich. Ist es dir wichtig, immer wieder etwas Neues zu machen? Einen neuen Aspekt des Horrorgenres auszuleuchten?

Sehr wichtig sogar. Man könnte jetzt sagen: Mit ″Hostel II″ hätte ich mich doch wiederholt, aber das gilt nicht, denn diese beiden Filme bilden für mich eine einzige, zusammenhängende Geschichte. Darum war es für mich auch besonders spannend, bei ″The Last Exorcism″ involviert zu sein – es ist nicht die Art Film, die Leute mit meinem Namen assoziieren würden: Es gibt kaum explizite Gewalt oder Gore. Das heißt nicht, dass ich mich beweisen wollte oder meinen Kritikern eins auswischen wollte. Trotzdem war es eine spannende Aufgabe, einen solchen Film zu realisieren, der zwar nicht blutig aber umso unheimlicher ist.

 

Du bist gut mit Alexandre Aja befreundet und tauchst wortwörtlich auch kurz in seinem neuen Film ″Piranha″ auf. Fühlst du dich wirklich als ein Teil des sogenannten ″Splat Pack″, einer neuen Generation von Genre-Regisseur, oder ist das nur von der Presse erfunden?

Nein, das ist kein bisschen erfunden. Zunächst einmal: Alex ist einer meiner besten Freunde und es war eine Ehre für mich, in seinem Film mitzuspielen, den ich für ein großes Kunstwerk halte. Was das ″Splat Pack″ angeht: Das stimmt tatsächlich! Wir haben zwar kein gemeinsames Clubhaus oder sowas, aber wir hängen schon zusammen ab. Als Teenager fand ich es so cool, dass alle meine Lieblingsregisseure miteinander befreundet waren: Tobe Hooper, Stephen Spielberg und so weiter. Für die Fans ist es wichtig und schön zu wissen, dass wir alle Freunde sind. Und warum auch nicht, wir haben alle die gleichen Probleme: Stress mit den Studios, wenn unsere Filme zu blutig sind, Stress mit der MPAA… Auf meiner diesjährigen Geburtstagsfeier waren zum Beispiel James Wan, Alex Aja, Rob Zombie… Das ist ein tolles Gefühl! 

>> verfasst und geführt von Tim Lindemann

Geschrieben am 01.10.2010 von Torsten Schrader
Kategorie(n): News



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