Janosch lernt lesen – Buchkritik: Das Lexikon des Dunklen

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Brauche ich Filme? Die Antwort lautet: Ja. Aber nichts geht über ein schönes Buch an einem Winterabend, am besten noch im heimischen Wohnzimmer, vor dem feuerwarmen Kamin mit einer kuscheligen Wolldecke über den Beinen und einem Glas Rotwein in der Hand. Einfach mal die Flimmerkiste auslassen und eine gute Lektüre zur Hand nehmen. Wie ich es Euch in meiner letzten Buch-News schon angekündigt habe, war "Der Böse steht noch einmal auf" nicht mein letztgelesenes Buch. Ich habe richtig Gefallen daran gefunden, fachspezifische Schmöker rund um mein Lieblingsgenre zu durchstöbern. Noch nicht einmal während meiner Schulzeit las ich so viel wie in letzter Zeit. Aber das ist ein anderes Thema. Viel Spaß bei meiner Rezension zum ungewöhnlichsten Lexikon auf dem Markt, das "Lexikon des Dunklen"!

Das Lexikon des Dunklen

Wer schon alle Horrorfilme gesehen hat und langsam nicht mehr weiß, was er schauen soll, der sollte einfach mal wieder zu einem fast schon in Vergessenheit geratenen Gegenstand mit weißen Seiten und schwarzen Buchstaben darauf greifen: Ein Buch. Mittlerweile gibt es nämlich, fernab von Mainstream-Geschichten und Bestsellern, Lektüren für und mit unserem Lieblingsgenre. Waren die letzten besprochenen Werke „Herstellung des Grauens“ und „Der Böse steht noch einmal auf“ eher Werke, die als Geschichte zu verstehen sind, folgt nun ein Schmöker in guter Brockhaus-Tradition. Ja, richtig, ein Lexikon, und nicht irgendeins, sondern das „Lexikon des Dunklen“.

Dunkle Überlieferungen aus Volksglaube, Brauchtum, Kunst, Mythologie, Märchen, Sage, Musik, Film, Fantasy, Symbolik, Ritualistik, Religion, Comic, Romantik, Horror und Philosophie – Dunkle Einsichten in Orte der Natur und der Anderswelt, Tages- und Jahreszeiten, Ritualgegenstände, psychische Zustände und Grenzerfahrungen, Geister und Geisterreiche, Naturerscheinungen, Heilige Pflanzen und Tiere – Dunkle Lebensläufe von Künstlern, Dichtern, Poeten, Magiern, Grenzgängern, Schauspielern, literarischen Gestalten und mythischen Mächten – alles in einem Lexikon, dem Lexikon des Dunklen.

Gleich vier Autoren machten sich daran, ein Lexikon für die dunkle Seite zu erschaffen. Wolfgang Bauer, Sergius Golowin, Christian Rätsch und Clemens Zerling widmen sich auf gut 600 Seiten den Themen des Dunklen. Beim Lesen wird man da auf so manche Person stoßen, der man die Verbindung mit der Schattenseite der Welt gar nicht zugetraut hätte. Was hat Wolfgang Amadeus Mozart, einer der größten Komponisten, mit der Dunkelheit zu tun? Findet es selbst heraus. Auf diese Frage und diverse andere, die man sich vielleicht noch nicht einmal gestellt hat, bietet das Lexikon des Dunklen umfassende Antworten. Dabei werden auch nahezu alle möglichen Sparten berücksichtigt. Musik, Film, Literatur – alles Wissenswerte wurde hier zu Papier gebracht. Interessant und dennoch verständlich formuliert, macht das Lesen einfach Spaß.

Ein großer Vorteil ist auch das unvermeidliche Inhaltsverzeichnis. Sollte sich jemand aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis nicht im dunklen Genre auskennen, würde es aber gern, ist diese Lektüre eine gute Investition. Einfach Suchbegriff im Inhaltsverzeichnis nachschlagen und den Wissensdurst stillen. Heißer Tipp: Auf Seite 520 kommen Fans des Gruselstreifens The Blair Witch Project, dem wir unseren Webseitennamen zu verdanken haben, auf ihre Kosten. Auch Freunde von deutschen Bands wie Rammstein sollten einen Blick ins Lexikon werfen. Zudem sind die Informationen mit Illustrationen angereichert, was nicht minder interessant ist.

In jedem Kapitel gibt es außerdem Verweise auf andere Kapitel. Die Zahl 666, woher stammt sie? Was hat der Teufel damit zu tun? Aus den ganzen Verbindungen, die zwischen einander bestehen, wird das Lesen sogar recht abenteuerlich. Das bringt mich zu den zwei Möglichkeiten, dieses Werk zu lesen. Zum Einen wäre da die „normale“ Variante, also beginnend auf Seite 7 und endend auf Seite 553. Zum Anderen kann man sich aber auch der anderen Variante annehmen. Inhaltsverzeichnis aufschlagen, Suchbegriff auswählen, informieren und durch zahlreiche Hinweise direkt zu einem anderen Kapitel gelangen, welches wiederum weitere Verknüpfungen bietet. Eine Reise quer durch ein Lexikon, speziell für das Dunkle. Fantastisch.

Das Schöne am Lexikon des Dunklen ist, dass man es immer wieder aufschlagen kann, um Informationen zu den Vertretern dieses Genres zu erlangen. Das Buch hat natürlich auch seinen Preis. Mit rund 26 Euro gehört es zu den etwas teureren Werken, das Geld dafür sollte sich aber lohnen. Schließlich ist es auch umhüllt von einem gruseligen Einband. Zumindest ich, sonst eher rar mit Büchern ausgestattet, fand im Lexikon so manche Antwort, bei der mir ein leises „Aha“ entwich. Mythen, Kunst, Musik, Film und vieles mehr – alles in einem Buch. Von der Antike über die Romantik bis zur Gothic-Kultur – was will man mehr? Einige Namen sind vertreten, von denen ich bis dato noch nie etwas gehört hatte.

Wer schon immer mal etwas über die dunklen Hintergründe von Mythen, Märchen, Musikgruppen, Filmen, Literatur, Religionen und Ähnlichem erfahren wollte, liegt bei diesem Lexikon genau richtig. Spannend, informativ und aufklärend – ein gelungenes Werk für gruselige Abende ohne Flimmerkiste.

>> verfasst von Janosch Leuffen

„Das Lexikon des Dunklen“ ist im Arun Verlag erschienen.

 

Geschrieben am 13.01.2007 von Janosch Leuffen
Kategorie(n): News



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