Aneesh Chagantys Überraschungshit Searching ist der beste Beweis dafür, dass es auch ohne millionenschwere Budgets oder eindrucksvolle Schauplätze geht, wenn Filmemacher ihre Ideen auf kreative, ungewöhnliche Art und Weise entfalten. Weil der Cyber-Thriller mit John Cho (Star Trek Into Darkness, Harold & Kumar, The Grudge) als Vater, der verzweifelt nach seiner vermissten Tochter sucht, auch finanziell gesehen ein durchschlagender Erfolg war (Einnahmen von 80 Millionen Dollar sprechen für sich), legt Stage 6 Films jetzt noch einmal nach. Eine handelsübliche Fortsetzung soll Searching 2 aber nicht werden. Dafür sorgen Will Merrick und Nick Johnson, die beim Original für Kamera und Schnitt (zwei Aspekte, für die Searching gefeiert wurde) verantwortlich waren und jetzt selbst als Filmemacher durchstarten.
Chaganty zieht sich zwar vom Regiestuhl zurück, er bleibt dem Projekt aber als Produzent erhalten. Zudem arbeitete er mit Sev Ohanian die grobe Rahmenhandlung aus, auf die Johnson und Merrich ihr Drehbuch und Sequel stützen. Ganz gibt Chaganty die Franchise-Zügel also nicht aus der Hand. Zur Handlung selbst ist derzeit noch nichts bekannt, aber Searching 2 soll sich kritisch mit unserer Abhängigkeit von Internet und Mobiltelefon auseinandersetzen.
Und davon offenbar ebenfalls betroffen: Nachwuchsstar Storm Reid, die in den vergangenen Jahren denkwürdige Auftritte in HBO’s Euphoria oder Der Unsichtbare absolvierte und sich auch James Gunns kommenden The Suicide Squad (hier als Tyla) nicht entgehen lässt. Sie soll für die tragende Hauptrolle in dem sogenannten Screenlife-Thriller von Sony’s Stage 6 Films im Gespräch sein.
Schon Searching zeichnete sich durch die innovative Nutzung von verschiedenen Mobiltelefon- oder Computerbildschirmen aus. Beim sogenannten Screenlife-Subgenre ist der Zuschauer „Teil der Technik“, erlebt den Fortgang der Geschichte und die Emotionen der Charaktere auf diese Weise also hautnah mit, wohingegen herkömmliche Filme eine gewisse Distanz zu den Protagonisten und Erlebnissen wahren. Weitere Beispiele für diese Machart sind die Unknown User-Reihe (im Original: Unfriended) oder die beiden Thriller Open Windows mit Elijah Wood und Spree. Gänzlich neu ist diese Idee also nicht. Searching hat sie aber (annähernd) bis zur Perfektion geführt.
Für den zweiten Teil kündigt Chaganty schon einmal zahlreiche Neuerungen an: „Die Erzählweise schränkt uns visuell derart an, dass wir uns für Searching 2 einen ganz neuen Stil ausdenken müssen, um das Sequel vom Original abzugrenzen“, sagt Chaganty. Er habe beim Original alles aus der Thematik rausgeholt. Doch wenn es zwei Filmemacher gebe, die es ihm gleichtun und es noch einen Schritt weitertreiben könnten, dann Will Merrick und Nick Johnson, meint Chaganty.