Lange hat Constantin Film für das Kino gekämpft und sich vehement dagegen gewehrt, teure Eigen-Produktionen direkt an Streamingdienste wie Amazon oder Netflix (mit Ausnahme von Berlin, Berlin) weiterzureichen oder bei den einschlägigen VOD-Anbietern zugänglich zu machen. Selbst wenn das wie im Fall von Monster Hunter bedeutete, dass deutsche Zuschauer deutlich länger als ihre US-Kollegen auf bestimmte Filme warten müssen.
Doch ein Jahr nach dem plötzlichen Lockdown und den damit verbundenen Kinoschließungen setzt jetzt offenbar auch beim Traditionsverleih aus München ein Umdenken ein.
Denn wenn die ersten Händlerinformationen stimmen, dann könnte Wrong Turn der erste große Constantin-Kinofilm werden, den man statt auf der großen Leinwand direkt im Handel und parallel dazu (oder sogar deutlich früher) auch digital als Video on Demand veröffentlicht. Das wäre ein herber Rückschlag für all jene, die sich auf ein echtes Wrong Turn-Erlebnis im Kino gefreut hatten.
Denn man muss bis ins Jahr 2003 zurückgehen, um einen Wrong Turn-Film zu finden, bei dem das zuletzt möglich war! Alle Teile außer dem Originalfilm waren rein für den Heimkino-Markt konzipiert und entsprechend nie für die Leinwand bestimmt.
Mit Wrong Turn (oder Wrong Turn: The Foundation, wie das Reboot zwischenzeitlich mal hieß) sollte das wieder anders werden. Aufgegangen ist dieser Plan aufgrund der Coronakrise bekanntlich nicht. Zwar konnte man Mike P. Nelsons Film in den USA zeitweilig auf der Leinwand erleben, aber nur in ausgewählten Kinos und bei gedrosselter Kapazität.
Dass dieser stark limitierte Start trotzdem für Einnahmen von mehr als einer Million US-Dollar gut war, spricht sogar für das Potenzial, das ein breitflächiger Kinostart unter Normalbedingungen gehabt hätte. Dessen ungeachtet – und wohl auch deshalb, weil Wrong Turn in vielen Teilen der Welt (USA, Großbritannien oder Australien) nun schon seit Monaten auf dem Markt ist – soll es bei uns nun ganz ohne Kinopremiere gehen.
Offiziell bestätigt ist das zum aktuellen Zeitpunkt zwar nicht, aber erste Händler listen den Film (DVD und Blu-ray) bereits für den 22. Juli 2021, wo Wrong Turn zeitgleich mit Warners Mortal Kombat (ebenfalls im Vertrieb von Universal Pictures) auf den Markt kommen würde. Ab heute lässt sich die Videospielverfilmung zudem bereits digital kaufen und leihen. Ob so etwas auch bei dem Backwoods-Horror-Universum denkbar wäre?
Wer beim Namen Wrong Turn automatisch an fiese Mutanten und blutigen Horror denkt, dürfte beim Reboot in mindestens einer Hinsicht überrascht werden (ob nun in guter oder böser Hinsicht, darf jeder für sich selbst entscheiden). Denn Mike P. Nelsons Film tauscht die bekannte Mutanten-Clique um Saw Tooth, Three Finger oder One Eye, die über die Jahre aber recht eindimensional geblieben ist, gegen ganz neue, wesentlich bodenständigere Widersacher aus.
In diesem Wrong Turn lauert nämlich die Foundation, eine rätselhafte Sekten-Gemeinschaft, die seit vielen Jahren sehr zurückgezogen und weitgehend ungestört in den Appalachen haust – bis Jen (Charlotte Vega) und ihre Freunde (darunter Emma Dumont, Bill Sage, Adain Bradley) in ihr Territorium eindringen und dem vermeintlichen Frieden ein jähes Ende setzen.
Nach dieser verhängnisvollen Begegnung und Erkenntnis ist für die jungen Leute nichts mehr so, wie es früher einmal war, und ein gnadenloser Kampf ums Überleben beginnt. Der fällt zwar nicht ganz so extrem aus wie in den zum Teil noch immer indizierten Vorgängern, aber doch blutig und nervenaufreibend genug, um der FSK ein ab 18-Siegel für die ungekürzte Kinofassung zu entlocken.