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Moviebase Hell

Hell
Hell

Bewertung: 60%

Userbewertung: 65%
bei 142 Stimmen

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Originaltitel: 2016 - Das Ende der Nacht
Kinostart: 22.09.2011
DVD/Blu-Ray Verkauf: 30.04.2012
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 90 Minuten
Studio: Paramount Pictures
Produktionsjahr: 2011
Regie: Tim Fehlbaum
Drehbuch: Tim Fehlbaum, Oliver Kahl
Darsteller: Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Stipe Erceg, Lisa Vicari, Angela Winkler

In fünf Jahren ist aus der Erde, wie wir sie heute kennen, ein lebensfeindlicher, fast menschenleerer, verwaister Ort geworden. Mit diesem Szenario eröffnet „Hell“, ein Genrefilm aus heimischen Gefilden und damit irgendwie auch eine filmische Rarität. Die wenigen Versuche, die deutsche Regisseure und Autoren in den letzten Jahren in diese Richtung unternahmen, fuhren nahezu ausnahmslos gegen die Wand – und das wie beim Großstadt-Vampirthriller „Wir sind die Nacht“ oder beim düsteren Heimatthriller „Tannöd“ sogar meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur wenige Zuschauer verirren sich in Filme „Made in Germany“, wenn diesen nicht das Etikett der unverfänglichen Komödie oder des Denkerdramas anhaftet.

Diese traurige Tatsache, welche angesichts der durchaus bescheidenen Qualität des deutschen Genrekinos nicht ganz unverständlich erscheint, macht es gerade jungen Filmemachern beinahe unmöglich, ihre Ideen aus dem Horror- oder Thrillersujet für die große Leinwand umzusetzen. Tim Fehlbaum ist dieses Kunststück trotz aller Widrigkeiten gelungen. Dabei erwiesen sich seine teils preisgekrönten Kurzfilme wie der mit dem „Shocking Shorts Award“ ausgezeichnete „Für Julian“ als Visitenkarte und Türöffner. Auch hilft es, wenn dadurch jemand wie Roland Emmerich auf einen aufmerksam wird. Schwabens Hollywoodexport war von Fehlbaums Idee zu seinem Langfilmdebüt derart angefixt, dass er die Geschichte als ausführender Produzent begleitete. Mit Emmerich an Bord konnte zumindest aus betriebswirtschaftlicher Perspektive kaum mehr etwas schief gehen. Die Finanzierung stand und die Dreharbeiten in den bayerischen Wäldern und auf Korsika konnten beginnen.

In „Hell“, dessen doppeldeutiger Name von der ersten Einstellung an Programm ist, begleiten wir zwei Schwestern auf ihrer gefährlichen und beschwerlichen Reise durch ein apokalyptisches Endzeitszenario. Die Sonne ist darin zum Feind jeden Lebens geworden. Ihre plötzlich millionenfach erhöhte Strahlkraft hat weite Teile der Erde inzwischen in eine öde Wüsten- und Steppenlandschaft verwandelt und sie praktisch unbewohnbar gemacht. Marie (Hannah Herzsprung) und ihre kleine Schwester Leonie (Lisa Vicari) zieht es dorthin, wo sie noch Wasser und Leben vermuten. Sie wollen mit ihrem abgedunkelten Auto und Maries Freund Phillip (Lars Eidinger) das Gebirge erreichen. Unterwegs treffen sie auf Tom (Stipe Erceg), einen Gestrandeten, der wie sie auf Rettung, etwas Wasser und Essen hofft. Mit ihm setzen sie schließlich ihre Reise durch eine inzwischen gänzlich fremde Welt fort.

Fehlbaums Endzeitvision besteht größtenteils aus gleißendem Licht, verlassenen Ruinen, endlosen Staubwüsten und ausgezehrten Blicken. Jede Hoffnung scheint hier verloren ebenso wie die Farben, die aus „Hell“ mit Ausnahme verschiedener Erdtöne restlos getilgt sind. Es ist ein Szenario, das sich sehr nahe an Cormac McCarthys „The Road“ entlang bewegt und das im direkten Vergleich jedoch eher auf die Methode „Holzhammer“ setzt. Schließlich positioniert sich Fehlbaums Film nach einer eher ruhigen und noch recht zurückgenommenen – manchmal auch etwas langweiligen – Einleitung immer stärker in Richtung des klassischen Survival-Horrors. Dazu passt auch der Schauplatzwechsel, der „Hell“ nach knapp der Hälfte seiner Laufzeit eine neue Dynamik verleihen soll.

Ohne jemals zuviel zu zeigen, zieht Fehlbaum die Stellschrauben seines in der Perspektive doch sehr beengten Endzeitthrillers sukzessive an. Mit der Verdichtung auf einen einzigen Ort gleicht sich die Geschichte zudem immer stärker den Spielregeln des Genres an. Dazu gehört es, im unerwarteten Moment die richtigen Schocks zu platzieren und seine anfangs scheue Heldin in ein zupackendes Final Girl zu verwandeln. Die große Apokalypse rückt unterdessen zunehmend in den Hintergrund, wobei „Hell“ die moralischen und sozialen Folgen des tödlichen Sonnenschauspiels ohnehin nur am Rande streift. Das lässt den Film einerseits etwas eindimensional und flach erscheinen, auf der anderen Seite verfängt sich Fehlbaum wie viele seine Kollegen – man denke nur an Lars Kraumes gefloppter Terroristen-Utopie „Die kommenden Tage“ – nicht in einem Netz aus wirren Umwelt- und Sozialthesen.

Insofern fällt das Ergebnis recht zwiegespalten aus. Für einen deutschen Film, noch dazu, wenn er augenscheinlich als Genrekino verstanden werden will, mag es ein Schritt in die richtige Richtung sein. Jetzt müssen aber auch weitere folgen. Ansonsten bleibt “Hell“ ein – zumindest stellenweise – talentierter Einzelkämpfer ohne wirkliche Streitmacht, womit er seiner Hauptfigur ähnlicher wäre, als es sich Fehlbaum und der deutsche Film wünschen dürften.

>> verfasst von Marcus Wessel

Benutzername
geschrieben am 25.08.2011 um 21:44 Uhr
@spaceyfreak: Also diese Ansicht hatte ich bis vor kurzem auch noch, bis ich Filme wie M - Eine Stadt Sucht Einen Mörder, Das Parfum, Lola Rennt, 23 - Nichts Ist So Wie Es Scheint, Die Fetten Jahre Sind Vorbei, Metropolis, Absolute Giganten, DIe Welle, Das Letzte Schweigen, Der Himmel Über Berlin, Gegen Die Wand, Vincent Will Meer und und und gesehen habe. Auch Komödien können wir machen, wie Der Schuh Des Manitu oder Papa Ante Portas beweisen. Und um mal zum eigentlichen Genre zu kommen: Wir hatten gerade in den letzten Jahren Filme wie Anatomie, Creep, Rammbock und den ganz neuen Urban Explorer, den ich auf einem Filmfest gesehen habe. Außerdem sollte man Regisseure wie Jörg Buttgereit und Olaf Ittenabch nicht vergessen. Deutschland macht sehenswerte Filme. Leider wird hier einfach nicht so viel gewagt, daher haben wir experimentellere oder speziellere Themen eben nur im Low-Budget-Bereich, siehe die beiden gennanten Regisseure.
Cornholio
geschrieben am 05.08.2011 um 17:16 Uhr
Ich möchte jetz wirklich keine Grundsatzdiskussion über DEUTSCHES Kino einläuten, aber "spacyfreak" sollen kurze Positivbeispiele genannt werden... Immer schön positiv bleiben :-) Die schäbigen Bavaria Filmstudios kann man getrost in die Tonne kloppen! Unser Aushängeschild steht im Osten der Republik in Potsdam: Filmstudios Babelsberg!!! Gerade die werden in jüngster Zeit verstärkt von Hollywood frequentiert, da die Qualität in deutschen Landen wieder enorm gefragt ist. Siehe die Liste der letzten 10 Jahre, wo in DEUTSCHLAND Streifen wie - Der Pianist (Oscar-Preisträger)- Duell, Enemy at the Gates- Die Bourne Verschwörung- The International- Inglourius Basterds- Unknown Identity- Der Vorleserproduziert wurden!Der hier gebloggte Film "HELL" darf sich qualitativ gerne einreihen!
40%
spacyfreak
geschrieben am 04.08.2011 um 04:03 Uhr
Ich habe längst die (ehrlichgesagt nie existente) Hoffnung aufgegeben, dass Germanien JEMALS zu einem auch nur ansatzweise interessanten Film-Land wird! Keine Ahnung weshalb das so ist - ich glaube diese Schauspiel- und Regisseurclique ist einfach total festgefahren und war schon immer recht öde, uninspiriert, unmutig, unfähig. Irgendwie schade, und irgendwie total wurst. Im Ausland fallen einem doch sehr sehr wenige dt. Filme ein, eigentlich wird immer nur "das BOOT" genannt, und das war ein langatmig-ernster-typisch-deutscher Schmöker. Die Bavaria Filmstudios sind auch nicht grade das was ich ein Nest innovativer Genies bezeichnen würde. Langweilig. Chancenlos. Ich denke manchmal alles was ist muss weg und was neues her - schlechter kanns ja nicht werden. Obs besser wird weiss man vorher nicht, und das macht es spannender als den Istzustand.
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