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Moviebase Spurlos - Die Entführung der Alice Creed

Spurlos - Die Entführung der Alice Creed
Spurlos - Die Entführung der Alice Creed

Bewertung: 75%

Userbewertung: 70%
bei 32 Stimmen

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Originaltitel: Disappearence of Alice Creed, The
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 12.04.2011
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 96 Minuten
Studio: CinemaNX / Ascot Elite
Produktionsjahr: 2009
Regie: J Blakeson
Drehbuch: J Blakeson
Darsteller: Gemma Arterton, Martin Compston, Eddie Marsan

Schon die ersten Minuten von „The Disappearance of Alice Creed“ etablieren Thema und Stil des Films: Hier wird, ohne dass je ein Wort gesprochen wird, eine Entführung vorbereitet, planvoll, wohl organisiert, offenbar von langer Hand abgesprochen. Danny (Martin Compston) und Vic (Eddie Marsan) graben ein Loch im Wald, bereiten ein Zimmer mit Bett vor, legen Waffe, Handschellen und Knebel bereit. Etwas später wird Vic dann seinen Partner zurechtweisen, als dieser es etwas laxer angehen will: „We’re not amateurs!“

Zugleich aber verstecken sich in diesen ersten Minuten subtile Hinweise darauf, dass da Spannungen zwischen den beiden Männern bestehen, es gibt anscheinend ein leichtes Gefälle in Macht und Erfahrung - und natürlich wird das später eine Rolle spielen, wenn die so gründlich hergestellte Ordnung durcheinander gerät. (Allzu viel kann und darf man, das sei angemerkt, von der Handlung des Films nicht erzählen, wenn man ihm nicht seine Spannung nehmen will.) Entführt wird, der Titel verrät es, Alice Creed (Gemma Arterton), wohl etwas widerspenstige Tochter aus äußerst reichem Hause; zwei Millionen Pfund soll sie wert sein. Alice wird ans Bett gefesselt, und Danny soll sie bewachen, während Vic in Kontakt mit dem Vater tritt. Man sieht nie, wie das geschieht - bis auf wenige Minuten am Anfang und am Ende des Films spielt sich die ganze Filmhandlung in den drei Räumen dieser Wohnung ab, als äußerst reduziertes Kammerspiel.

Die Geldübergabe, die Ermittlungen, die Telefonate: All das ist in „The Disappearance of Alice Creed“ ohne Bedeutung, all das bekommen die Zuschauer auch nicht zu sehen. Der erste Langfilm von J Blakeson (der auch das Drehbuch verfasst hat und zuletzt an „The Descent: Part 2“ mitgeschrieben hatte) ist ein kleines Meisterwerk der Reduktion. Es gibt praktisch keine Exposition, keine Heranführung an die Figuren über eine Lebensgeschichte oder sonst auf irgendeine Art sie motivierende Faktoren - die für die Handlung wichtigen Hintergrundinformationen, und nur diese, werden durch die Handlung und die knappen Dialoge nach und nach offenbar.

Blakeson interessiert sich ausschließlich und mit großer Intensität für die Entwicklung seiner drei Figuren, während sich Schritt für Schritt deren eigentliche Intentionen offenbaren und verändern - plötzlich werden dann Beziehungsdynamiken sichtbar, von denen man vorher nichts ahnte, dann verschieben sich plötzlich die Machtverhältnisse zwischen den Figuren oder stellen sich anders dar als zunächst gedacht. Die räumliche Beschränkung auf die eine Wohnung führt zu einer fast klaustrophoben Enge der Bilder, die nur unterstützt, wie gefangen alle drei Figuren, da nun das Verbrechen einmal begonnen hat, in der Dreieckskonstellation sind. Und auch der Aufbruch in Außenräume am Ende gibt keine filmische Erlösung: Die Kadrierung bleibt eng; so sorgfältig die ursprüngliche Planung von Vic und Danny gewesen sein mag, so sehr sind sie jetzt in die von ihnen vorgesehenen Wegen gezwungen – auch wenn sich zwischen ihnen und Alice einiges verändert haben mag.

Auch in seiner filmtechnischen Sparsamkeit - der Film verzichtet auf jede Verfolgungsjagd, auf Spezialeffekte und übertriebene Dramatik - ist „The Disappearance of Alice Creed“ ein sehr britischer Film, Understatement pur gewissermaßen. Verstärkt wird das durch die Schauspieler. Eddie Marsan ist eine perfekte Besetzung als leicht arrogant wirkender Mann aus der Arbeiterschicht; zuletzt war er in Guy Ritchies „Sherlock Holmes“ als etwas trotteliger Kommissar zu sehen, hier weiß er seine Rolle mit etwas dunkleren Untertönen zu versehen.

Gemma Arterton, obwohl sie weniger auf der Leinwand zu sehen ist als die beiden Männer, ist das Zentrum des Films (und bei weitem mehr als sein MacGuffin). Sie ist hier so weit weg von ihrem Auftritt als Bond-Girl, wie es derzeit geht: unglamourös und oft mit tränennassem Gesicht. Offenbar hat sie es vermocht, das Karriereloch, in das junge Frauen nach einem Bond-Film oft stürzen, zu umschiffen. Neben den Großproduktionen „Clash of the Titans“ und „Prince of Persia“ macht sie kontinuierlich auch in Großbritannien weiter Filme, demnächst wird sie in der Hauptrolle von Stephen Frears’ „Tamara Drewe“ zu sehen sein. „The Disappearance of Alice Creed“ dürfte jedenfalls kein Hindernis für weitere Schritte in ihrer Karriere sein.

>> verfasst von Rochus Wolff

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