Moviebase Curse of Chucky
Es ist das Horror-Comeback des Jahres: Zum 25. Geburtstag wird Chucky, die Mörderpuppe, wieder zum Leben erweckt. Doch in diesem Vierteljahrhundert hatte es der rothaarige Knirps mit den Narben im Gesicht nicht immer leicht. Nach dem düsteren Originalfilm driftete die Reihe immer weiter ins Komödienfach ab. Chucky fand seine große Liebe 1998, zeugte mit ihr sechs Jahre später ein Kind – und dann wurde es still.
Aber die Zeit von Chucky war noch nicht abgelaufen. Sein Schöpfer und Drehbuchautor Don Mancini, der für „Chuckys Baby“ das erste Mal selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm, kam von seinem Steckenpferd einfach nicht los. Er sammelte Ideen für einen fünften „Chucky“-Film, der sich jedoch wieder näher am Erstling orientieren und die Puppe mit den tödlichen Gedanken nicht als Clown, sondern als furchteinflößenden Gnom zeichnen sollte. Passend zu Halloween feiert sich das Puppenmonster nun also selbst – und schafft es tatsächlich, den einstigen Geist wieder einzuatmen.
Einmal mehr erhält jemand eine Lieferung. Im Karton sitzt die rothaarige Puppe Chucky, die auf den ersten Blick wie ein typisches Spielzeug zu sein scheint. Sie spricht vorgefertigte Sätze und sieht aus wie eine der Puppen im Regal eines Spielzeugladens. In „Curse of Chucky“ bekommt die querschnittsgelähmte Nica (gespielt von Fiona Dourif, Tochter von „Chucky“-Stimme Brad Dourif) das Päckchen. Sie und ihre Mutter verbannen das mysteriöse Geschenk auf den Dachboden. Ein paar Tage später verunglückt Nicas Mutter tödlich. Das im Rollstuhl sitzende Mädchen muss die Beerdigung organisieren und ruft dazu ihre Schwester Barb (Danielle Bisutti) und ihren Mann Ian (Brennan Elliott) zu sich, die zudem noch ihre Tochter Alice (Summer H. Howell) mitbringen.
Alice findet bald die längst vergessene Puppe und nutzt die Abwesenheit ihrer Eltern, um mit ihr zu spielen. Aber dann sterben plötzlich nach und nach die Familienmitglieder – und Nica kommt allmählich hinter die Wahrheit der seltsamen Mordfälle.
Die Rückbesinnung auf die ursprüngliche Tonalität von Chucky tut der vierten Fortsetzung richtig gut. Auch wenn dies der erste Film der Reihe ist, der direkt auf DVD erscheint, hat sich die Qualität im Gegensatz zu den beiden direkten Vorgängern ungemein gesteigert. Das Setting ist unheimlich und liefert die perfekte Atmosphäre für ironisch-makabren Splatterhorror, in dem der Titel“held“ wesentlich besser und agiler aussieht als in den Jahren zuvor.
Don Mancini setzt sein „Baby“ durch Animatronics in Szene, was sich positiv bemerkbar macht. Keine computergenerierten Effekte, sondern handgemachte Arbeit stehen hier im Vordergrund und lassen das Szenario gerade deshalb wesentlich authentischer und schrecklicher wirken. Dazu präsentiert der Regisseur einige derbe Goreeinlagen und spart darin nicht mit Blut und Brutalität: Chucky ist eben keine niedliche Puppe mit Sommersprossen um die Nase, sondern die Reinkarnation eines Serienkillers. Nie gelang dieser Aspekt optisch und technisch besser.
Neben seinen bestialischen und manchmal sehr kreativen Tötungen hat Chucky aber nichts von seinem bitterbösen Humor verloren. Zugegeben: Ein Meister vieler Worte ist er immer noch nicht, aber wenn sich sein Lippen formen, um etwas anderes als „Lass uns spielen“ oder „Das Leben ist kurz“ zu sagen, nimmt der fiese Zwerg kein Blatt vor den Mund. Hier wird beschimpft und niedergemacht, ohne Rücksicht auf junge Zuschauer – weshalb das Werk in seinem Herstellungsland fast schon selbstverständlich ein „R“-Rating verpasst bekam.
Inhaltlich gibt die Geschichte zwar immer noch nicht viel her, in den rund anderthalb Stunden gibt es trotzdem nur wenig Leerlauf und Mancini bemüht sich, bislang unbeantwortete Fragen zu klären. Deshalb tritt auch zum ersten Mal seit „Chucky – Die Mörderpuppe“ von 1988 Charles Lee Ray wieder in Erscheinung. Die Darsteller machen ihren Job solide, können gegen ihren Widersacher spielerisch jedoch nicht ankommen. Wer den Trailer noch nicht gesehen hat, darf sich zudem auf einen netten Cameo einer Person freuen, die mit dem Franchise stets in Verbindung gebracht wird. Mancini schließt hier den Kreis seiner Schöpfung, lässt sich aber natürlich alle Optionen für eine erneute Rückkehr Chuckys offen. Wenn die auch nur annähernd so ansehnlich und stimmig ausfällt wie zum Jubiläum, können sich Fans der Schlitzerpuppe schon jetzt freuen.
Nichts für Puppenhasser: Chucky ist böser und mordlustiger denn je – der Neustart ist geglückt.
>> verfasst von Janosch Leuffen