Moviebase Shaun of the Dead
Wo würdest Du hingehen, wenn deine Stadt einer Zombie-Invasion zum Opfer gefallen ist? Ganz klar, in den Pub!Das in Deutschland relativ unbekannte englische Comedy-Duo Edgar Wright und Simon Pegg vereint in diesem Film Splatter mit Comedy und verpasst ihm die sehr passende Tagline „Eine romantische Komödie. Mit Zombies“
Shaun ist 29 und ein ziemlicher Loser. Die meiste Zeit verbringt er mit seinem besten Freund und Mitbewohner Ed, am liebsten in ihrer Stammkneipe, dem Winchester. Shauns Freundin Liz ist davon so genervt, dass sie ihm schließlich den Laufpass gibt. Als hätte er damit nicht schon genug zu kämpfen, haben sich am nächsten Morgen fast alle Einwohner Londons in blutrünstige Zombies verwandelt, die nur eines im Kopf haben: Den wenigen Überlebenden das Fleisch von den Knochen zu reißen. Also machen sich Shaun und Ed auf, um Ex-Freundin Liz und Shauns zu Mutter zu retten. Das dabei so einiges schief geht, ist ja schon durch den Namen vorprogrammiert und beschert den Zuschauern so einige Lacher.
Es ist eine gewagte Sache, einen Horrorfilm und eine Komödie zusammen in eine Geschichte zu stecken, vor allem, wenn es nicht geplant ist, dass eine Parodie wie „Scary Movie“ dabei heraus kommen soll. „ Shaun of the Dead“ ist glücklicherweise nicht noch eine Parodie, denn davon haben wir in der letzten Zeit mehr als genug gesehen. Er ist eine Hommage an das Horrorgenre und bedient sich dabei an Vorbildern wie George A. Romeros „Dawn of the Dead“, ohne dabei als ein billiger Abklatsch herüber zu kommen. Durch den trockenen britischen Humor und die eigene Handschrift von Wright und Pegg, wird dieser Streifen trotz der Parallelen zu anderen Filmen zu einem ganz eigenständigen und begeisternden Werk.
Dass ordentlich abgeguckt wurde, kann man allerdings nicht leugnen. Einige Kamera-Einstellungen sind uns aus „Dawn of the Dead“ wohl bekannt und gleich zu Beginn läuft sogar der von Gobiln gesungene Soundtrack aus eben diesem Film. Doch sie gehen noch mehr ins Detail. Das Geschäft, in dem Shaun arbeitet, heißt „Foree Electronics“, benannt nach Ken Foree, der in „ Dawn of the Dead“ einen SWAT-Mann mimt. Derartige Anspielungen auf Regisseure, Schauspieler und vor allem andere Filme ziehen sich durch den gesamten Film. Es sind auch so manche Insiderwitze aus der englischen Serie „Spaced“ eingebaut. Außerdem weißt „Shaun of the Dead“ einige Parallelen zu der 2007 heraus gekommenen Action-Komödie „Hot Fuzz“ auf. Aber dabei hatten ja auch wieder Pegg und Wright selbst die Finger im Spiel. Es äußert sich insbesondere im Schnitt und einigen Witzen. So ist zum Beispiel die Szene, in der Shaun die anderen fragt, ob sie noch nie eine Abkürzung genommen hätten, in Aussehen und folgendem Geschehen fast identisch. Aber eben nur fast und so ist ein weiterer Lacher gesichert.
Das wird auch durch die Authentizität der Schauspieler gefördert. Sie passen alle hervorragend in das Bild, das sie vermitteln sollen. Neben Simon Pegg glänzt vor allem Nick Frost in seiner Rolle als kleinkrimineller, vermeintlicher Hetero-Lebensgefährte von Shaun. Die beiden harmonieren perfekt miteinander und das macht sie dem Zuschauer noch sympathischer. Aber auch die anderen Akteure leisten sehr gute Arbeit und machen es einem daher ziemlich leicht, ihnen in ihre eigene kleine Horrorwelt zu folgen und mit ihnen zu leiden oder über sie zu lachen.
Nicht jedermanns Sache ist der trockene, britische Humor. Man muss ihn schon mögen, ansonsten wirkt die Handlung extrem platt. Wie die Tagline schon verrät, ist der Hintergrund der Geschichte das Beziehungs-Aus von Shaun und Liz und sein Versuch, sie wieder für sich zu gewinnen. Dass er sich dabei noch gegen die Zombies durchsetzen muss, füllt den Rest der Spielzeit mit jeder Menge Blut und herausgerissenen Körperteilen.
Einige Szenen haben aber schon fast Kultstatus verdient. Zum Beispiel die, in der Shaun und Ed die Zombies mit Schallplatten bewerfen, um sich zu verteidigen, ist einfach nur genial und war urheberrechtlich gesehen sicher alles andere als leicht umzusetzen.
Die erste halbe Stunde könnte der Betrachter tatsächlich annehmen, es wäre eine ganz normale Liebes-Komödie. Shauns Leben wird beleuchtet. Sein Zusammenwohnen und die Freundschaft mit Ed und Pete, seine Beziehung zu Liz und sogar die Probleme mit seiner Mutter und seinem Stiefvater, gespielt von Bill Nighy, der ebenfalls in „Hot Fuzz“ in einer Nebenrolle auftaucht, kommen zum Vorschein. Klar, dass Pegg und Wright so etwas einfließen lassen, denn jeder gute Horrorfilm braucht wenigstens eine Brise Tragik. Dann tauchen die ersten Untoten auf, doch Shaun bemerkt sie gar nicht, weil er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Nicht mal als er zum Laden läuft, in einer Blutlache ausrutscht und einige Zombies seinen Weg kreuzen, realisiert er, was um ihn herum geschieht. Erst, als in seinem Garten eine Frau herum taumelt, die wieder aufsteht, nachdem sie von einer Stange durchbohrt wurde und ein Loch im Bauch hat, durch das man ohne Probleme durchschauen kann, kapiert Shaun, dass etwas faul ist und ab diesem Moment bekommen die Zombie-Fans unter uns endlich das, weshalb sie sich diesen Film angesehen haben.
Mit dem Blut wird nicht gespart und die begleitenden Effekte sind wirklich gut gemacht .Ob nun einem die Eingeweide heraus gerissen oder die Zombies mit einem Kopfschuss zur Strecke gebracht werden, man sieht so ziemlich alles. Gerade bei der Szene als Shaun einen der Untoten niederschießt, sieht man das zerfetzte Gehirn regelrecht auf einen zufliegen. Das dieser Film eine Freigabe ab 16 erhalten hat, ist wirklich verwunderlich. Es könnte daran liegen, dass es vordergründig eine Komödie ist, denn bei Wrights späterem Werk „Hot Fuzz“, sieht das Ganze in Sachen Blutvergießen und Altersfreigabe ziemlich ähnlich aus.
Man kann diesen Film in dieselbe Schulbade wie Peter Jacksons „Braindead“ stecken, wenn man auch lieber keinen Vergleich ziehen sollte. „Shaun of the Dead“ ist ein wirklich guter Film, aber mit diesem Kultstreifen kann er sich nicht messen und will das wohl auch nicht. Das Potential, dass sie hatten, haben Pegg und Wright leider nicht voll ausgeschöpft und dennoch bekam der Film durchweg gute Kritiken und räumte 2005 sogar einige Awards ab, darunter für den besten Horrorfilm und sogar zwei Mal für das beste Drehbuch. Splatter-Guru Romero selbst bezeichnete den Film als „Sensationell!“. Aber kann man wirklich anders, wenn einem soviel Honig ums Maul geschmiert wird?
Es ist von allem etwas dabei und daher lohnt sich das Ansehen auf jeden Fall.
>> geschrieben von Angela Berroth