Moviebase Simon Says
Simon sagt, wir drehen heute einen Film. Ohne große Vorbereitung, ein Drehbuch oder Darsteller, die sicher auch vor Ort zu finden sind, wenn der Schauplatz dann plötzlich auf der Landkarte aufgetaucht ist und einen Wald, Fluss wie Miniaturstadt parat hält. Ein auf Video-Komödien spezialisierter Regisseur wie William Dear verstärkt die Hoffnungen in diese Produktion dabei natürlich ebenfalls nicht. Crispin Clover, seit 1981 bereits in 45 Spielfilmen dabei, bekleidet die Doppelrolle eines verrückten Massenmörders. Und am Ende bitte nicht vergessen "Simon sagt" über die Lippen zu bringen. Ansonsten könnte der wohlige Abend vor der Mattscheibe ein bitterböses Ende nehmen.
Simon liebt das Kinderspiel "Simon says". Aber er hat seine eigenen, tödlichen Regeln. Und wenn seine unfreiwilligen Mitspieler Fehler machen, verhängt er drakonische Strafen, am liebsten mit einer Spitzhacke! Während der Ferien wollen ein paar Jugendliche in der abgelegenen Waldgegend campen, um ungestört Drogen zu konsumieren und Sex-Orgien zu feiern. Dass es für sie ein Trip in die Hölle wird, können sie nicht ahnen. Als Simon und sein ebenso verstörender wie verstörter Zwillingsbruder Stanley anfangen die Kids auf äußerst kreative und grausame Art und Weise abzuschlachten, ist es für Flucht längst zu spät! Mit selbstgebauten Fallen und Spitzhacken-Katapulten fängt Simon seine Opfer, um sie dann qualvoll zu bestrafen.
SIMON SAYS watet ungeschickt auf ausgetretenen Pfaden. So lassen sich mindestens fünf große Vorbilder des neueren Horrorfilms erkennen, die Dear in seinem Film vereint. Dabei schreckte der Amerikaner selbst vor aktuell sehr beliebten Horror-Komödien nicht zurück, wobei Dummheit hier lediglich durch Klamauk getarnt wird, ohne eine eigenständige Rolle und Festigung des Konstrukts zu entwickeln. Ein zweischneidiges Schwert. Auf der Habenseite überrascht SIMON SAYS durch hohe Produktionsstandards, was angesichts des geringen Budgets freilich keine Selbstverständlichkeit gewesen wäre, verbaut sich diesen Pluspunkt jedoch bereits allzu früh durch klischeebesetzte Handlungen der leitenden Charaktere.
Aus darstellerischer Sicht ist mit den Jungstars sicher keine schlechte Wahl getroffen, schließlich lässt die Handlung auch keine anderweitigen Schlüsse zu. Das große Fragezeichen entsteht durch die ungeschickte Zeichnung, wirre Zusammenhänge und minder logische Aktionen der Protagonisten. Dear charakterisiert seine Darsteller als willenloses Freiwild, ohne eigenen Antrieb. Da ist es dann auch nicht sonderlich tragisch, wenn die joggende Schönheit von einer Spitzhacke getroffen wird und wenige Minuten später als geschrumpfte Puppe auf dem Holzstuhl sitzt. Die Effekte wissen dabei immerhin durch Kreativität zu überzeugen, auch wenn die abgedrehten Apparaturen oft zu viel des Guten scheinen und daher ins Lächerliche abdriften.
SIMON SAYS schielt auf ein Publikum, das der dumpfen, weder lustigen noch spannenden oder anspruchsvollen Teenie-Klamotte verfallen ist. Derartiges haben wir bereits zu oft und vor allem wesentlich ausgereifter gesehen als in diesem Fall geschehen. Schwer wiegt außerdem der Gedanke, dass ein Killer, Crispin Glover verfällt hier einer Dauerschleife des Overactings, in dem Betrachter keinerlei Furcht oder Adrenalin freisetzt. Als Fleischbeschau und Show der tausend Tode eignet sich SIMON SAYS bedingt, verfehlt die gängigen Standards des Genres jedoch um Längen. Horror ist in der Regel mit Angst gleichzusetzen, in diesem Fall jedoch lediglich mit viel Blut, flachen Witzen und atypischer Pausenclown-Egomanie. Durchschnitt.
>> verfasst von Torsten Schrader