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Moviebase Vesper Chronicles

Vesper Chronicles
Vesper Chronicles

Bewertung: 80%

Userbewertung: 17%
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Originaltitel: Vesper
Kinostart: 06.10.2022
DVD/Blu-Ray Verkauf: 26.01.2023
DVD/Blu-Ray Verleih: 26.01.2023
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 110 Minuten
Studio: Rumble Fish Productions, PLAION PICTURES
Produktionsjahr: 2022
Regie: Kristina Buozyte, Bruno Samper
Drehbuch: Brian Clark, Kristina Buozyte, Bruno Samper
Darsteller: Raffiella Chapman, Eddie Marsan, Rosy McEwen, Richard Brake, Melanie Gaydos, Edmund Dehn, Matvej Buravkov, Nojus Buslevicius, Marijus Demiskis, Markas Eimontas
Groß ist seit Anfang 2023 der Hype um die in Serienform gegossene Videospielverfilmung „The Last of Us“, die, erfreulicherweise, den Erwartungen vollauf gerecht wird. Wer sich für stimmungsvolle, nicht an der Oberfläche bleibende Untergangsgeschichten interessiert, sollte aber vielleicht auch ein Auge auf das Ende Januar in den Handel kommende Science-Fiction-Abenteuer „Vesper Chronicles“ werfen, dessen deutschen Kinostart einige Monate zuvor viele gar nicht mitbekommen haben dürften. Eigentlich schade, denn unter all den dystopischen Werken, die 2022 auf den Leinwänden aufschlugen, ist die belgisch-französisch-litauische Koproduktion eines der kreativsten – und der beste Beweis, dass es keine gigantischen Budgets braucht, um ein faszinierendes postapokalyptisches Szenario zu entwerfen.

Genreüblich informiert uns eine kurze Texttafel zu Beginn, warum die menschliche Zivilisation, mal wieder, in Trümmern liegt: Die drohende ökologische Katastrophe auf unserem Planeten sollte mithilfe gentechnologischer Mittel verhindert werden. Doch genau dieser Ansatz führte geradewegs ins Verderben. Die in Laboren gezüchteten Viren und Organismen gelangten in die Umwelt und hinterließen dort eine Schneise der Verwüstung. Essbare Pflanzen, Tiere und ein Großteil der Erdbevölkerung fielen ihnen zum Opfer. Die Überlebenden sind nun Teil eines Zweiklassensystems. In hoch aufragenden, streng abgeriegelten Städten, den sogenannten Zitadellen, lebt eine Elite, während am Boden die Schwachen und Besitzlosen irgendwie versuchen, über die Runden zu kommen. Samen für Nahrung veräußert die Oligarchie im Tausch gegen Blutkonserven an die Unterschicht und hält sie dank eines perfiden Kniffs in ständiger Abhängigkeit. Die Körner sind nämlich so kodiert, dass sie nur eine einzige Ernte abwerfen.

Entschlüsseln möchte das Saatgut ausgerechnet die Teenagerin Vesper (Raffiella Chapman), die mit ihrem gelähmten Vater Darius (Richard Brake) in einem heruntergekommenen Gebäude mitten in der Wildnis haust. Seit dem Verschwinden ihrer Mutter sorgt sie sich allein um den ans Bett gefesselten Mann, dessen Gehirn mit einer fast quadratischen Drohne verbunden ist, über die er seine Tochter bei ihren Streifzügen begleiten und sich mit ihr unterhalten kann. Dass auf den Flugkörper gemalte Gesicht, das an den Volleyball aus der modernen Robinsonade „Cast Away – Verschollen“ erinnert, lässt erahnen, wie groß der Wunsch in dieser harschen Umgebung nach einer Person an Vespers Seite ist.

Durch Zufall entdeckt sie eines Tages im Wald die mit ihrem Gleiter abgestürzte Zitadellenbewohnerin Camellia (Rosy McEwen). Kurzerhand schleppt Vesper sie nach Hause und versorgt ihre Wunden. Als sie auf Bitten der jungen Frau am Unfallort nach Camellias ebenfalls bruchgelandetem Vater sucht, trifft Vesper auf Darius‘ Bruder Jonas (Eddie Marsan), der auf einer Farm in der Nähe Kinder und Jugendliche um sich schart und diese als Blutlieferanten ausbeutet.

Endzeitliche Welten haben wir in den letzten Jahren viele gesehen. Selten waren sie aber so aufregend wie hier – und das trotz eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten. Das Regiegespann Kristina Buozyte und Bruno Samper, das schon beim visuell ideenreichen Science-Fiction-Beitrag „Vanishing Waves“ zusammenarbeitete, entführt uns in ein unglaublich haptisches Sumpf- und Waldsetting, eine erdig-matschige Landschaft, die man von den ersten Bildern an beinahe zu fühlen glaubt. Nebelschwaden ziehen durch die Luft. Gurgelnde Laute sind zu hören. Und immer wieder gibt es wundersame, manchmal tödliche Pflanzen und seltsame glibberige Wurmkreaturen zu bestaunen. Die Apokalypse hat ganze neue Lebensformen hervorgebracht und die Natur noch unberechenbarer gemacht. Anders als in den meisten hochbudgetierten Hollywood-Dystopien, die schnell und gerne auf die heutige Rechnerpower zurückgreifen, sind die digitalen Effekte in der Ausgestaltung des Szenenbildes von „Vesper Chronicles“ wohldosiert und nie aufdringlich.

Weil die Schauplätze kein bisschen künstlich wirken, hat man gleich viel mehr Lust, tief in diese unwirtliche Welt abzutauchen und der jungen Heldin auf ihrem Weg zu folgen. Der Film, das sollte deutlich unterstrichen werden, treibt dabei jedoch nicht ständig den Plot voran, sondern nimmt sich einiges an Zeit, um eine dichte Atmosphäre zu kreieren, unterschiedlichste Facetten seines zwischen archaisch und fortschrittlich changierenden Szenarios anzureißen. Interessant und für die Handlung nicht unbedeutend sind etwa die „Jugs“ genannten künstlich gezüchteten Sklaven der Elite, die wirklich alle Dienste, offenbar auch solche sexueller Natur, erbringen müssen.

Hoffnung inmitten all Trostlosigkeit und Verzweiflung stiftet die junge, von Raffiella Chapman bemerkenswert vielschichtig gespielte Hauptfigur. Vesper hat sich erstaunliche wissenschaftliche Kenntnisse angeeignet und glaubt fest daran, ihrem Dasein entkommen zu können und den Überlebenden besseren Zugang zu Nahrung zu ermöglichen. Ausdruck ihrer fast unerschütterlichen Zuversicht ist ein Gewächshaus, in dem sie ganz besondere Pflanzen kultiviert. Als emotionale Anker dienen ihre innige Beziehung zu ihrem bettlägerigen Vater und das aufkeimende Vertrauensverhältnis zu Camellia, die allerdings ein Geheimnis hütet. Aus der Gesamtkonstellation hätte man sicher noch etwas mehr Saft pressen können. Zu keinem Zeitpunkt aber gleiten die Nöte und Ängste der Figuren ins Banale ab.

Obwohl „Vesper Chronicles“ ein eher gemächliches Tempo anschlägt, müssen wir nicht auf echten Nervenkitzel verzichten. Ab und an streuen die zusammen mit Brian Clark auch für das Drehbuch verantwortlichen Regisseure Momente purer Anspannung ein. Involviert ist dabei fast immer Charakterkopf Eddie Marsan, der Vespers Onkel trotz einer relativ zurückgenommenen Darbietung mit einer äußerst bedrohlichen Aura versieht. Kein bisschen ist diesem Mann zu trauen. Denn stets hat er nur sein eigenes Wohl, seinen eigenen Vorteil im Blick. Egal, wie oft er von einer Familie spricht, wenn er sich und sein junges Gefolge meint. In der Luft liegen bei manchen Begegnungen mit seiner Nichte sogar verstörende sexuelle Schwingungen: Begehrt er Vesper, weil sie ihrer Mutter, die Jonas womöglich attraktiv fand, so ähnlich sieht? Das deutet der Film zumindest an.

Einen bleibenden Eindruck hinterlässt der zum Teil märchenhaft anmutende, zugleich hochaktuelle Ökofragen verhandelnde Science-Fiction-Streifen nicht zuletzt dank seiner kraftvollen Schlussbilder. Wie gerne würde man sich noch länger in diesem Ödland aufhalten und schauen, ob Vespers letzter Akt tatsächlich Veränderungen nach sich zieht.

>> von Christopher Diekhaus

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