Moviebase Woods, The
Angst vor Frauen? Angst von Frauen? Frauenangst? Die Angst der Frauen? Frauen an die Macht! Frauen haben viel zu sagen in "The Woods". Männer nicht! Dieser Film dümpelt schon seit Jahren durch einschlägige Kreise, wie wir einer sind. Immer wieder News, Festivalscreenings, Loblieder - komischerweise hat diesen Streifen aber noch niemand in irgendeinerweise zu Gesicht bekommen. Wie eine düstere Legende hat ihn der Freund eines Bruders dessen Freundin hat ne Schwester deren Vater...gut gefunden. Im August wird dem eine Ende gesetzt, denn dann erscheint dieser Streifen auch in Deutschland auf DVD. Wir haben ihn natürlich schon gesehen - immerhin bin ich doch der Freund eines Bruders dessen Freundin... here we go!
Mädcheninternat stinkt - jedenfalls im Genre des Horrorfilms, bei einem Porno würden wir hier in ganz anderen Dimensionen denken. Jedenfalls ist dies ein Ort, an dem kein Mädchen gerne hin möchte. Ist es heute nicht und war es auch schon in den 60ern nicht. Das weiß auch unsere Protagonisten und selbsternannte Rebellin Heather. Hätte sie sich überlegen müssen bevor sie im heimischen Garten ein harmloses Bäumchen anzündet - Mutter ist gar nicht begeistert und Vater kann sich gegen Mutter nicht behaupten (wie denn auch wenn Bruce Campbell höchstpersönlich diesen verkörpert?). Natürlich geht es im Internat nicht mit rechten Dingen zu...und natürlich spielt Heather bei all diesen übernatürlichen Vorgängen eine nicht zu kleine Rolle...
Den Filmtitel "The Woods" im wäldlichen Sinne zu verstehen, ist in meinen Augen falsch. Der Film ist nämlich weniger Wald- als viel mehr Holzhorror! Und so kommt es, dass sich der Zuseher nach kurzer Zeit mitten auf dem Schlachtfeld befindet, auf dem Suspiria und Tanz der Teufel aufeinandertreffen. Das Schiedsgericht besteht, selbstverständlich, ausschließlich aus weiblichen Mitmenschen. Regisseur Lucky McKee, der schon seinem ebenfalls recht durchwachsenen Film "May" eine Schwäche für Außenseiterinnen gezeigt hat, macht sich wieder mal an sein Lieblingswerk. Heraus dabei kommt leider nur eine Mischung, die sich nicht entscheiden kann ob sie Fisch oder Fleisch ist. "The Woods" hat eine ordentliche Portion Drama, ein kleines bisschen Grusel, ein bisschen Komödie. Und so watet der Zuseher 87 Minuten lang durch eine seichte Masse dieses Genrepürees.
Will heißen: die dramatischen Züge der Story können nur schwer aufs Publikum übergreifen, da in dieser gruseligen Kulisse (hey, ein abgelegenes Internat im Wald, seltsame Geräusche, Hexenkulte, ziemlich düstere Grundlage, oder?) schon etwas mehr Atmosphäre durch Spannung und nicht durch Mädchendialoge erhofft wird. Grusel kommt aber dann leider so gut wie nie auf: nur selten werden Gore-Akzente gesetzt, die Urangst vor dem Wald wird in keinster Weise ausgereizt, mir schien es eher als hätte man verzweifelt versucht an den argento'schen Surrealismus eines Suspiria ranzukommen - ein zum Scheitern verurteiltes Unternehmen. Einzig und allein der teilweise sehr lustige Humor kann punkten, wobei sich auch die Lacher eher in Grenzen halten, schließlich ist das Spektakel ja keine Komödie.
Wem "May" gefallen hat, der dürfte durchaus was mit "The Woods" anfangen können. Ansonsten bietet dieser Film bis auf ein paar echt gute Lacher einfach nichts, dass man nicht schon irgendwo anders gesehen hat. Die Erwartungen werden leider nicht erfüllt, eventuell ein gutes Beispiel für die Maxime, an sämtliche Filme ohne jegliche Erwartungen heranzutreten. Dennoch tut der Film seine Dienste als Abendfüller, den man sich mal aus der Videothek holen kann. Gewiss nichts das in Erinnerung bleibt, aber nicht zuletzt aufgrund der tollen Musik (Leslie Gore, yeah) kann man auch durchaus seine 87 Minuten Gefallen an dem Streifen finden. Und welcher alte Fan kann schon das unwiderstehliche Angebot eines Bruce Campbell abschlagen? Verlockend, nicht wahr? Leider keine abgetrennte Hand und Kettensäge, dafür gibts ne Axt. Und wir Horrorfans wissen ja: Axt gut, alles gut. Und die Bierfans wissen: nicht immer, aber immer öfter.
Mittelmaß ohne besondere Höhen und Tiefen.
>> geschrieben von Dominic Stetschnig