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Moviebase Chained

Chained
Chained

Bewertung: 25%

Userbewertung: 30%
bei 73 Stimmen

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Originaltitel: Chained
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 24.05.2013
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Envision Media Arts, Myriad Pictures, RGB Productions
Produktionsjahr: 2012
Regie: Jennifer Chambers Lynch
Drehbuch: Jennifer Chambers Lynch, Damian O'Donnell
Darsteller: Vincent D'Onofrio, Eamon Farren, Julia Ormond, Gina Philips, Jake Weber, Conor Leslie, Evan Bird, Amy Matysio, Shannon Jardine, Jodi Sadowsky

Markus Schleinzers „Michael“, der Berlinale-Wettbewerbsbeitrag „A Moi Seule“ und nun „Chained“ von Jennifer Lynch: Diese Filme greifen furchtlos das mit dem Verstand kaum zu erfassende Thema der Kindesentführung und des Missbrauchs auf, das mit einigen ganz besonders grausigen, realen Fällen in den letzten Jahren wieder an neuer Brisanz gewonnen hat. Nun ist es zweifellos wichtig, auch diese düstersten menschlichen Abgründe künstlerisch zu ergründen – dass dabei eine gehörige Portion Fingerspitzengefühl vonnöten ist, dürfte aber ebenso klar sein. Gleichzeitig muss auch eine dem Inhalt entsprechend extreme Form gefunden werden. Lynch, das muss man so sagen, scheitert mit ihrem Versuch, das Thema adäquat zu behandeln – nur in wenigen Momenten erreicht ihr Film die erforderliche Intensität und Feinfühligkeit.

„Chained“ versprüht zu jeder Sekunde das Gefühl einer Auftragsarbeit, lässt deutlich erkennen, wo die Ideen des Drehbuchs und die Impulse der Regisseurin nicht kompatibel sind. Das resultiert in einer Überlagerung verschiedener Stimmungen und Erzählkomponenten: Nicht nur will der Film dem fürchterlichen Schicksal des entführten Jungen „Rabbit“ folgen, nein, er versucht sich gleichzeitig auch noch im Serienkiller-Genre. Der Entführer (Vincent D'Onofrio) des Jungen ist nämlich ein perverser Frauenmörder, der sich den kleinen 10-jährigen Jungen in seiner Wohnung „hält“, damit er ihm beim Beseitigen der blutigen Überreste seiner Opfer behilflich ist – und weil er ihn an sein eigenes Kindheitstrauma erinnert. Der Killer bricht also den Willen des Jungen, richtet ihn zum bedingungslosen Gehorsam ab.

Auf dem Papier klingt die Story von „Chained“ zweifellos unendlich bedrückend, verstörend und grausam – so unerträglich, dass es inszenatorisches Talent erster Güteklasse erfordern würde, um darauf einen Film aufzubauen, der sehenswert wäre. Dass Jennifer Lynch zwar mit durchaus sympathischer Verve und Ambition, aber meistens auch mit recht grober Hand zu Werke geht, wissen wir seit ihrem Debüt „Boxing Helena“. In „Chained“ wird es ihr endgültig zum Verhängnis. Zwar entgeht sie gerade eben noch dem Vorwurf, das Geschehen auf der Leinwand als voyeuristisches Spektakel abzufeiern, dafür aber ist ihr Versuch eines psychologischen Profils des Täters derart misslungen, dass ihr Film immer wieder in unfreiwillige Komik verfällt – zweifellos mit das Schlimmste, was bei diesem Thema passieren kann.

Dazu trägt vor allem auch D'Onofrio bei, den man zwar für seinen Mut beglückwünschen muss, oftmals nur mit ausgebeulter Unterhose bekleidet den perversen Vergewaltiger und Mörder zu mimen, an der Komplexität dieser Rolle aber scheitert er. Die ganze Verrücktheit seiner Figur versucht er durch ein absurdes Lispeln, kombiniert mit einem schwer zu erkennendem Akzent, zu kanalisieren – und wird damit trotz aller Gewalttätigkeit leider zur Witzfigur. Besser machen ihre Sache die beiden Jungschauspieler (Eamon Farren, Evan Bird), die sich die Rolle des „Rabbits“ teilen, besonders Farren, Robert Pattinson wie aus dem Gesicht geschnitten, überzeugt durchgehend.

Tatsächlich sind es Bird und Farren, die dem Film seine wenigen tatsächlich bedrohlichen Momente bescheren: Als der Killer, der seine Opfer mit dem Taxi aufliest, ganz zu Anfang „Rabbits“ schreiende Mutter in sein Haus zerrt und der Junge mit weit aufgerissenen Augen im Taxi verbleibt, wird deutlich, was für ein emotionaler Dampfhammer dieser Film hätte werden können. So aber bleiben vor allem die gründlich misslungenen Momente in Erinnerung, allen voran das komplett absurde, wie angetackert wirkende Ende. „Chained“ ist ein unbeholfener, ungeschickter Film, dessen Regisseurin ihrem selbstgewählten Thema stellenweise deutlich hilflos gegenübersteht. So blickt man ihrem nächsten Film, der sich mit der Jagd auf einen Pädophilen-Ring erneut ein schwer verdauliches Thema vorgenommen hat, mit gemischten Gefühlen entgegen.

>> verfasst von Tim Lindemann

80%
bummsgeordy
geschrieben am 15.09.2012 um 08:39 Uhr
Muss mich Dennis ( den Vornamen teilen wir uns sogar :) ) anschließen. Ebenfalls auf dem FFF gesehen und das Publikum inkl. mir fanden den Film sehr gut. Mir ist aufgefallen, alles was Herr Lindemann in den Himmel lobt entpuppt sich dann als totaler Murks. Alles was von ihm schlecht bewertet wird, empfinde ich als gelungen (ok wird wohl auch irgendwo ausnahmen geben). Jedenfalls weiß ich nach jeder Kritik von Herrn Lindemann wie mir der Film wohl gefallen wird :)
FAB
geschrieben am 15.09.2012 um 06:42 Uhr
Da kann ich Dennis nur zustimmen. Tim Lindemanns Kritik ist einfach nur daneben. Das war ein gelungener hochklassig gespielter böser Thriller. Mich hat der Film von Anfang an mitgerissen. Ein Kammerspiel bei dem man richtig gut mitfühlen kann und irgendwie auch mitten drin sitzt. Wo waren da lächerliche oder komische Momente? Komisch ist nur deine Auffassung eines sehr ernst gespielten Films Tim. Ist auch ungeschickt immer an Boxing Helena zu erinnern, nach dem Streifen hier wird jeder Jennifer Lynch verzeihen können. Weil 9/10 Punkten hat Chained locker verdient. Allein schon die bedrückende alptraumhafte Atmosphäre ist mitreissend!
90%
Dennis
geschrieben am 06.09.2012 um 08:11 Uhr
Sorry Herr Lindemann, aber Sie haben keine Ahnung von Film. Die Komik in dem Film ensteht weder unfreiwillig, noch ist D'Onofrio mit seiner Rolle überfordert. Ich machte meine Erfahrungen mit dem Film im gut besuchten Fantasy-Filmfest Screening, bei dem die meisten Kinobesucher den Film in größten Tönen lobten, und das zu Recht. Bitte verfassen Sie keine weiteren Kritiken!
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