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Moviebase Der Marsianer - Rettet Mark Watney

Der Marsianer - Rettet Mark Watney
Der Marsianer - Rettet Mark Watney

Bewertung: 75%

Userbewertung: 89%
bei 103 Stimmen

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Originaltitel: The Martian
Kinostart: 08.10.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 12
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Genre Films, International Traders, Mid Atlantic Films
Produktionsjahr: 2015
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Drew Goddard, Andy Weir
Darsteller: Kate Mara, Jessica Chastain, Kristen Wiig, Mackenzie Davis, Matt Damon, Sebastian Stan, Sean Bean, Chiwetel Ejiofor

Wir wollen auf den Mars. Seit langer Zeit träumt die Menschheit davon, den roten Planeten zu betreten und womöglich gar zu kolonisieren. Das Kino ist der Wissenschaft natürlich wie immer weit voraus: Seit etwa den 1960ern bevölkern wir zumindest auf der Leinwand bereits den Mars, selten mit erfreulichen Ergebnissen, wie man anmerken sollte. Der Milliardär Elon Musk, eine reale Person, wenn er auch durchaus einem Science-Fiction-Film entsprungen sein könnte, will dennoch in etwa zehn Jahren Menschen zum Mars schicken. Dass wir dort nicht, wie man noch vor 50 Jahren dachte, auf Marsianer treffen werden, mag die Sache erleichtern. Ridley Scotts Film "Der Marsianer", beruhend auf dem Buch von Andy Weir, nutzt diesen Begriff nun um uns vorzuführen, dass die wahren Aliens doch wieder nur wir selbst sind – und versetzt der Mars-Euphorie damit einen kleinen Dämpfer.

Denn der Marsianer in diesem Film ist kein grünes Männchen sondern Matt Damon – beziehungsweise seine Figur Mark Whatley. Als sein Forschungsteam auf dem Mars von einem gewaltigen Sandsturm überrascht wird, lässt man Whatley - im Glauben, er sei verunglückt - in der roten Wüste zurück. Von nun an folgt der Film Whatleys verzweifelten Versuchen, auf dem einsamen Planeten nicht nur am Leben zu bleiben, sondern auch irgendwie Kontakt mit der Erde aufzunehmen. Parallel erzählt Ridley Scott von den Anstrengungen, den "Marsianer" zurück zu holen. Dabei steht vor allem die von hochkarätigen Schauspielern (Jeff Daniels, Sean Bean, Chiwetel Ejiofor, Kristen Wiig, etc) verkörperte NASA-Führungsriege im Fokus, die keine Kosten und Mühen scheut, um "ihren Jungen" wieder nach Hause zu bringen. Wohl da die NASA maßgeblich an der Produktion des Films beteiligt war, zeichnet der Film hier ein relativ einseitig heroisches Bild. Das stört insofern nicht, als dass man so ohne größere Ablenkungen sofort in die dramatische Handlung eintaucht. Einzig die finale Coda des Films, in der Drehbuchautor Drew Goddard ("The Cabin In The Woods") stark vom Roman abweicht und die Harmonie-Schraube einen Deut zu weit dreht, wirkt wie ein Fremdkörper.

Visuell orientiert sich Scott an dem deutlich günstiger produzierten Mars-Schocker "Last Days On Mars" von 2013: Nicht nur erinnert die glasklare, perfekte Ästhetik von glänzend weißen Anzügen, Fahrzeugen und Forschungsstationen vor erdig rotem Hintergrund an diesen Film, sogar der Drehort in der jordanischen Wüste ist derselbe. Ein amüsanter Gedanke: Was früher die Weiten des Monument Valley für den Western waren, mag in der Zeit des Sci-Fi-Blockbusters die jordanische Wüste werden – der Mars auf Erden, sozusagen. Davon ab muss man in den Weltraumszenen gegen Ende des Films zwangsläufig an Alfonso Cuaróns "Gravity" denken – ein Schicksal, das von nun an wohl allerdings jedem Film drohen dürfte, der sich ins Terrain des Schwebens im All wagt. Zuletzt darf an aktuellen Referenzen auch nicht Christopher Nolans "Interstellar" fehlen: erstens weil Matt Damon hier schon einmal einen einsamen Planetenbewohner verkörperte, zweitens, und deutlich wichtiger, weil die beiden Filme eine ähnliche Sicht auf das menschliche Vorstoßen in den Weltraum aufweisen.

Wie in "Interstellar" ist die Reise zu den Sternen bei Scott nämlich nur ein Weg zurück zu uns selbst: Die "Marsianer" sind wir und die Schwierigkeit besteht nicht darin in kosmische Weiten vorzudringen, sondern darin, wieder zu unserem Ausgangspunkt zurückzufinden. Dabei unterstreicht Scott ebenso wie Nolan durchaus die Heldenhaftigkeit dieses Unterfangens: Selbst im sicheren Kinosaal gerät man ins Schwitzen, wenn Whatley mit allem verfügbaren Wissen und Können gegen den eigentlich sicheren Tod kämpft. "I'm going to science the shit out of this!", erklärt er zu Beginn und wird seinem Versprechen gerecht. Trotz fürchterlicher Rückschläge heckt er konsequent neue Methoden der Nahrungsbeschaffung, Kommunikation und so weiter aus. In einer besonders grandiosen Sequenz gelingt es dem Botaniker Whatley gar, Kartoffeln auf dem Mars anzupflanzen – Scott würdigt in dieser Szene außerdem dezent den großen Sci-Fi-Botanik-Klassiker "Silent Running".

Dennoch wirft "Der Marsianer" schließlich auch unterschwellig die Frage auf, weshalb dieser grausame Überlebenskampf überhaupt gekämpft werden muss: Die Ergebnisse oder auch nur Ziele der eigentlichen Mission bleiben hier vage, es geht, für das Genre in letzter Zeit eher unüblich, eben eindeutig um die Rückkehr von den Sternen, nicht um den Aufbruch zu ihnen. Über Whatleys Verzweiflung liegt also durchaus ein Hauch von Zynismus und Ernüchterung: Die versuchte Flucht vom Mars rückt derart ins Zentrum, dass die momentane Romantisierung des "Space Travel" recht deutlich konterkariert wird. Die Freiheit liegt nicht in den Sternen, scheint Scott bei allem Heldenkult zu sagen, und den Publicity-wirksamen Versprechungen einer Besiedlung des Mars sollte man skeptisch begegnen: Die Bilder enthemmt jubelnder Massen im Finale von "Der Marsianer" deuten schließlich auch subtil die propagandistische Rolle an, die die Raumfahrt seit dem Kalten Krieg immer wieder gespielt hat. Das ist aber natürlich nur ein Nebenschauplatz: Ridley Scott will perfekt orchestrierte Spannung und mit diesem Film erreicht er dieses Ziel fast durchgehend.

>> von Tim Lindemann

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