Moviebase Predator: Upgrade
Im Anschluss an Testvorführungen fanden für Shane Blacks Fortsetzung der 1987 gestarteten, bislang drei (nimmt man die Crossover-Produktionen "Alien vs. Predator" und "Alien vs. Predator 2" hinzu, sogar sechs) Titel umfassenden „Predator“-Reihe umfangreiche Nachdrehs statt, die den Film noch runder und packender machen sollten. So manchen Fan der ikonischen Horror-Action-Saga beschlich angesichts dieser Nachrichten ein ungutes Gefühl, das sich beim Anblick des fertigen Sequels leider bestätigt. Auch wenn „Predator – Upgrade“ kein kompletter Reinfall ist, fehlt es dem mit launigen Sprüchen und deftigen Splatter-Effekten gespickten Monsterstreifen an echten Spannungsmomenten und Handlungsträgern, denen man bedingungslos die Daumen drücken möchte. Komödienspezialist Black („The Nice Guys“), der in John McTiernans Ursprungswerk eine Nebenrolle bekleidete, weiß offenkundig, wie man Menschen zum Lachen bringt, kann der knisternd-bedrohlichen Atmosphäre des Originals aber sicher nicht das Wasser reichen.
Bei einem Einsatz in Mexiko glaubt der Scharfschütze Quinn McKenna (Boyd Holbrook, „Das Morgan Projekt“), seinen Augen nicht zu trauen, als urplötzlich ein Raumschiff auf die Erde segelt und einen angriffslustigen extraterrestrischen Jäger ausspuckt. Während Quinns Kameraden dem unheimlichen Wesen zum Opfer fallen, kann der entgeisterte Sniper einen Teil der technisch ausgeklügelten Alien-Ausrüstung an sich nehmen, bevor die Schergen des Geheimprojektleiters Traeger (Sterling K. Brown, „Hotel Artemis“) die seltsame, Predator genannte Kreatur in einen Militärkomplex abtransportieren. Nachdem McKenna das eigenartige Equipment unbemerkt nach Hause geschickt hat, soll der unliebsame Zeuge als psychisches Wrack abgekanzelt und weggesperrt werden.
Nur wenig später gelingt dem Predator der Ausbruch aus der Forschungsstation, was Quinn dazu veranlasst, sich gemeinsam mit einem Haufen durchgeknallter Ex-Soldaten und der Biologin Casey Bracket (Olivia Munn, „Erlöse uns von dem Bösen“) an seine Fersen zu heften. Unterdessen lotst McKennas autistischer Sohn Rory (Jacob Tremblay, „Shut In“) versehentlich einen noch gefährlicheren und höherentwickelten Predator auf die Erde.
Wer mit Shane Blacks bisherigem Schaffen als Regisseur und Drehbuchautor vertraut ist, dürfte sich nicht wundern, dass auch sein neuer Film kontinuierlich mit Dialogwitzen operiert. Ständig liefern sich Quinn und seine spleenigen Mitstreiter verbale Scharmützel, die immer mal wieder politisch unkorrekte Formen annehmen. Manche Wortgefechte regen dabei die Lachmuskeln nachhaltig an. Unter anderem eine Szene, in der ein pathetischer Appell an die Soldatenehre mehrfach ironisch gebrochen wird. So sehr man sich über einige Oneliner freuen kann, so nervig sind die plumpen, nach hinten losgehenden Gags, die das von Black und Fred Dekker („RoboCop 3“) verfasste Drehbuch ebenso regelmäßig aus dem Hut zaubert.
Obwohl es am Monsterdesign nichts auszusetzen gibt, die Handlung fast gänzlich bei Dunkelheit spielt und eine Reihe von knackig-blutigen Meuchelmomenten aufgefahren wird, will sich eine durchdringende Horrorstimmung nicht breitmachen. Dafür inszeniert „Predator – Upgrade“ die titelgebenden Aliens zu sehr wie konventionelle Actionantagonisten und springt von einem eher austauschbaren Schauplatz zum nächsten. Einen wild wuchernden, furchteinflößenden Dschungel, der bei McTiernan als heimlicher Hauptdarsteller fungierte, sucht man hier vergebens. Die Kampf- und Jagdsequenzen sind halbwegs zufriedenstellend arrangiert, zeichnen sich allerdings nicht gerade durch besondere Finessen aus und taugen daher wenig, um den Zuschauer vor Begeisterung aus seinem Sitz zu heben.
Nur das Notwendigste an Aufwand betreiben Black und Dekker – fast schon erwartungsgemäß – beim Aufbau ihrer Geschichte und der Gestaltung ihrer Protagonisten. Von einem actionlastigen Monsterstreifen sollte man sicher keine hohen inhaltlichen Ansprüche erwarten. Etwas mehr als das willkürliche Zusammenquirlen von Stichworten, Versatzstücken und klischeehaften Charakterbeschreibungen darf es aber schon sein. Die Idee der aufgepimpten Predators hängt irgendwie unvollständig in der Luft. Der Versuch, eine starke Frauenfigur in die Handlung zu integrieren, scheitert an der vollkommen unglaubwürdigen Anlage der Biologin.
Ein Vater-Sohn-Konflikt blitzt kurz auf, wird allerdings schnell wieder vom Tisch gefegt. Und Rorys Autismus erweist sich als schlichter Erzählkniff, weshalb der fraglos talentierte Jacob Tremblay in seiner eindimensionalen Rolle verloren wirkt. Dass explosives Krawallkino durchaus mit kleinen Ambitionen verbunden sein kann, zeigt der erste „Predator“-Teil, der sich auch als – freilich grob gestrickte – Auseinandersetzung mit dem Trauma des Vietnamkrieges lesen lässt. Ein ähnlicher Überbau ist in Blacks knalliger Reihenfortsetzung beim besten Willen nicht zu identifizieren.
>> von Christopher Diekhaus