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Moviebase Joker

Joker
Joker

Bewertung: 70%

Userbewertung: 53%
bei 68 Stimmen

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Originaltitel: Joker
Kinostart: 10.10.2019
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: Unbekannt
Studio: BRON Studios, Creative Wealth Media Finance
Produktionsjahr: 2019
Regie: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver
Darsteller: Joaquin Phoenix, Frances Conroy, Robert De Niro, Zazie Beetz, Marc Maron

Kann man nach Heath Ledgers furioser, posthum mit Oscar-Weihen bedachter Darbietung in der Superheldendämmerung „The Dark Knight“ als Oberschurke Joker überhaupt noch Akzente setzen? Seit bekannt wurde, dass der gemeingefährliche Clown einen eigenen, von der aktuellen DC-Leinwandreihe losgelösten Film bekommen würde, bestimmte eben diese Frage die Diskussionen und verleitete nicht wenige dazu, schon vorab mit einem klaren „Nein“ zu antworten. 2016 war es Jared Leto schließlich nicht gelungen, mit seiner Joker-Performance in „Suicide Squad“ aus dem großen Schatten Ledgers herauszutreten. Anders verhält es sich nun bei seinem Schauspielkollegen Joaquin Phoenix, der der dem aus dem Batman-Universum bekannten Bösewicht in Todd Phillips‘ Soziopathenstudie „Joker“ neue unheimliche Facetten abgewinnt und für seine intensive Interpretation nach bislang drei Nominierungen seinen ersten Oscar gewinnen könnte. Schade ist allerdings, dass der in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete Film nicht immer das Niveau seines Hauptdarstellers erreicht.

Anfang der 1980er Jahre hält sich ein ausgemergelter, psychisch labiler Mann namens Arthur Fleck (Joaquin Phoenix, „The Village – Das Dorf“) in Gotham City mehr schlecht als recht über Wasser. Da der Traum von einer Karriere als Stand-up-Komiker unerreichbar scheint, verdingt sich der Möchtegernunterhalter in einer billigen Clownsagentur und bekommt während seiner anspruchslosen Tätigkeiten immer wieder die Kälte und die Grausamkeit seiner Mitmenschen zu spüren. Gewalt, Spott und Erniedrigungen prasseln regelmäßig auf Arthur ein, der sich mit seiner kranken Mutter Penny (Frances Conroy, „American Horror Story“) eine schäbige Wohnung in einem wenig einladenden Hochhauskomplex teilt. Als ihm ein Kollege eine Waffe in die Hand drückt, die ihm neue Sicherheit geben soll, reagiert der unter starken Psychopharmaka stehende Fleck zunächst abweisend, nimmt das Angebot dann aber an. Eine fatale Entscheidung. Denn kurz darauf erschießt er in der U-Bahn drei junge Geschäftsmänner, die ihn übel drangsalieren. Arthur, der seine Clownsmaskerade trägt, kann unerkannt entkommen und verliert fortan jeglichen Halt.

Wer in der Hoffnung auf einen tempo- und actionreichen Film im Stile klassischer Superheldenabenteuer ins Kino rennt, dürfte sich verwundert die Augen reiben. „Hangover“-Regisseur Todd Phillips und Ko-Drehbuchautor Scott Silver konzipieren ihre Vorgeschichte der Joker-Figur als beklemmendes, nihilistisches Charakterdrama mit Thriller-Einschlag. Als Vorbilder dienten den Machern – das wird Kennern der Filmgeschichte rasch auffallen – vor allem zwei Werke von Leinwandlegende Martin Scorsese: der Großstadtalbtraum „Taxi Driver“ aus dem Jahr 1976 und die Mediensatire „The King of Comedy“ von 1982. Die Zeichnung des Protagonisten, der nach Anerkennung sucht und dabei jedes Maß verliert, bestimmte Handlungsschritte, aber auch das Auftreten Robert De Niros in der Rolle eines scharfzüngigen Fernsehmoderators und die starke Retro-Optik verweisen auf die beiden Klassiker. Durch die Bezüge ist „Joker“ ist stellenweise etwas vorhersehbar, erzeugt aber dennoch häufig eine knisternde Spannung.

Zu verdanken ist dies nicht nur der bedrohlich pulsierenden Musik aus der Feder von Hildur Guðnadóttir und dem düsteren Antlitz Gotham Citys, das Szenenbildner Mark Friedberg von seiner verdreckten, maroden Seite zeigt. Den größten Anteil an der eindringlichen Wirkung hat zweifelsohne Joaquin Phoenix, der für die Darstellung Arthurs mehrere Kilos abnahm und sich ohne Rücksicht auf Verluste in den kräftezehrenden Part hineinwirft. Durch Mark und Bein geht etwa das unkontrollierte Lachen, das den traurigen Clown in denkbar unpassenden Situationen befällt. Die Qualen, die Fleck durchlebt, wenn er versucht, den Impuls zu unterdrücken, übertragen sich beinahe direkt auf den Zuschauer, der in diesen Momenten Mitleid mit dem schwer gebeutelten Verlierer entwickelt. Gleichzeitig bringt Phoenix in seinem Spiel aber auch Arthurs zunehmenden Wahnsinn und seine zerstörerische Seite zum Ausdruck. Der Film bebildert die Entstehung eines Soziopathen, der von der Gesellschaft schlecht behandelt wird, rechtfertigt seine immer brutaleren und irrationaleren Taten jedoch nicht – auch wenn die schnelle Abfolge harter Schläge und Enttäuschungen diesen Eindruck nähren könnte.

Der komplexe, Grenzen auslotende Auftritt von Joaquin Phoenix kaschiert allerdings nicht die küchenpsychologischen Ausflüge des Drehbuchs. Mehr als einmal greifen Phillips und Silver auf Klischees zurück. Und noch dazu schwächeln sie bei der Ausgestaltung des erzählerischen Überbaus. Die gegen das Establishment gerichteten Proteste auf den Straßen Gotham Citys, die sich an den U-Bahn-Morden entzünden, sind offenkundig eine Anspielung auf unsere sehr konfrontativen Zeiten. Dass frustrierte Bürger plötzlich massiv gegen die Oberschicht mobil machen, eine Clownsmaske zum Symbol des Widerstandes wird und der Killer eine merkwürdige Verehrung erfährt, erscheint trotz aller Zeichen des Niedergangs nicht ganz glaubwürdig. Das Brodeln innerhalb der Gesellschaft hätte man auf jeden Fall noch etwas stärker herausarbeiten müssen, um den apokalyptischen Bildern auf der Zielgeraden die richtige Wucht zu geben.

Punktabzüge handelt sich „Joker“ außerdem dafür ein, dass Verweise auf die bekannte Batman-Geschichte eher lieblos in den Plot hineingepresst werden. Am Ende lässt sich sicher sagen, dass Phillips‘ grimmige Seelenshow manchmal einen Tick zu forciert erscheint und nicht die Ambivalenz von „Taxi Driver“ oder „The King of Comedy“ erreicht. Andererseits besitzt der Film größere Irritationskraft als die meisten aktuellen Studioproduktionen Hollywoods – und hebt sich damit vom dominanten Spektakeleinerlei ab.

>> von Christopher Diekhaus

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