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Moviebase Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten
Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Bewertung: 90%

Userbewertung: 90%
bei 87 Stimmen

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Originaltitel: Inland Empire
Kinostart: 26.04.2007
DVD/Blu-Ray Verkauf: 27.09.2007
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: Unbekannt
Lauflänge: 178 Minuten
Studio: Studio Canal/ Concorde Filmverleih
Produktionsjahr: 2006
Regie: David Lynch
Drehbuch: David Lynch
Darsteller: Laura Dern, Jeremy Irons, Justin Theroux, Karolina Gruszka, Krzysztof Majchrzak, Grace Zabriskie, Ian Abercrombie, Harry Dean Stanton, Cameron Daddo, Jerry Stahl, Sara Glaser, Diane Ladd, William H. Macy, Austin Jack Lynch, Randy Johnson, Duncan K. Fraser

Ein Ausbruch aus der konformen Masse, welche von trügerischen und scheinheiligen Oberflächlichkeiten geprägt, zu einem unattraktiven Blender verkommen ist, das ist INLAND EMPIRE. Lynch, der es mit seinem sensationellem Debüt „Eraserhead“ selbst geneigtem Publikum schon schwer machte, hielt sich noch nie an Rahmenbedingungen und Konvention, die es dem Konsumenten einfach machen und ihm Vertrautes auf dem Silbertablett präsentieren. Lynch sucht einen Ausweg aus dieser einheitlichen Tristesse, findet diesen dann in einer aufopferungs- und hingebungsvollen Arbeit des Filmens und bietet schließlich einem gewissen suchenden Publikum den filmgewordenen Ausweg, den Ausbruch aus dem Mainstream. Doch mit seinem jüngsten Werk werden die bisherigen Pfeiler seines Schaffens neu angeordnet und lassen den sich stetig weiter entwickelnden Raum des Lynch-Universums in neue Dimensionen ausweiten.

Eine Expansion bedeutet dies im Falle INLAND EMPIRE aber nicht bezüglich des Bombastes, was der Kenner auch nicht erwartet hätte, sondern eine enorme Erweiterung der filmischen Dimension, die in dieser emotionalen, realen Art und Weise schon lange nicht mehr, wenn überhaupt schon einmal in solch einer massiven Dichte mit einer Kamera festgehalten wurde. Maßgeblich daran beteiligt sind sowohl die ungewöhnliche Art der Inszenierung als auch die Umsetzung der komplexen Geschichte um Laura Dern, die mittlerweile zum dritten Mal (Blue Velvet, Wild At Heart) unter der Regie David Lynchs spielt.

Die Schauspielerin Nikki Grace (Laura Dern) wittert die große Chance auf ein Comeback, als man ihr die Hauptrolle zu dem neuen Kinofilm „On High In Blue Tomorrows“ des renommierten Regisseurs Kingsley Stewart (Jeremy Irons) anbietet. Die zweite Hauptrolle in dem Liebesdrama über eine verhängnisvolle Affäre soll mit dem Darsteller Devon Berk (Justin Theroux) besetzt werden. Kurz nach Drehbeginn findet Nikki heraus, dass der Film früher schon einmal gedreht wurde, aber wegen des Mordes an den beiden Hauptdarstellern nie vollendet werden konnte. Doch auch diese Dreharbeiten scheinen unter keinem guten Stern zu stehen, denn Nikki erhält eine Warnung, dass es auch diesmal zu einem Todesfall kommen wird. Von nun an verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und Nikki beginnt an ihrer eigenen Identität zu zweifeln und weiß nicht mehr genau, ob sie sich in der Wirklichkeit oder noch in der Filmhandlung befindet…

Ungewöhnlich nach dem Patchwork-Prinzip inszeniert, ließ Lynch den Darstellern kein Skript zukommen, nein, es existierte nicht einmal ein geschriebenes Drehbuch, sondern er gab ihnen jeweils vor dem Dreh einer Szene den zugehörigen Text und die entsprechenden Anweisungen. Demzufolge wussten nicht einmal die Schauspieler selbst, was sie zu tun hatten, was der Film eigentlich darstellen soll und wurden allesamt erst bei dessen Erstsichtung mit dem fertigen Ergebnis, den zusammengefügten Szenen, konfrontiert. Ein großes Geheimniss dessen Lösung sich selbst Lynch nicht sicher ist.

Inland Empire: A Woman In Trouble – so der Titel des Films, der die Situation Nikki Grace treffend beschreibt. Eine Frau in Schwierigkeiten, eine Frau, die mehr und mehr in einen Abgrund zwischen Realität und Fiktion gezogen wird. Konfrontiert mit allerlei abstrusen und obskuren Begegnungen, verliert die Schauspielerin zunehmend die Kontrolle über ihr Dasein und sieht sich nach einiger Zeit in einem Zustand gefangen, der in seinem temporalen Charakter lediglich von dem Einfluss verschiedenster in ihrer Drastik variierenden Emotionen gelenkt wird. Man folgt diesem gefühlgelenkten Konstrukt ebenso instinktiv wie es Laura Dern im Film tut, es ist ein aktives Treiben, welches sich gemächlich entwickeln oder jederzeit blitzartig wenden kann. Eindeutig Lynchs Handschrift tragend entladen sich narrative Konstellationen in eruptiven Akten oder schweben schwer und langsam wie Nebelschwaden durch dunkle Gassen. Inland Empire wird zum Portal, das Realität und Fiktion, Schauspiel und Leben, wechseln bzw. vermischen lässt, das Medium ist Nikki Grace, das Opfer dieser seltsamen Vorkommnisse.

Wahrlich höchst komplex schuf Lynch mit diesem Film ein anspruchsvolles wenn auch geniales narratives Konstrukt, das all seine Geschichten, kleinen Geheimnisse und Details nach und nach präsentiert und in dem sogartigen Aufbau, welcher immer tiefer in diese Welt zieht, ähnlich wie eine russische Matroschka funktioniert – Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte et cetera. Ein kontinuierliches Auf- bzw. Entdecken durchzieht den Film und fordert über die Spiellänge von fast drei Stunden einiges an Aufmerksamkeit und Konzentration, um nicht schon zu Beginn den Durchblick zu verlieren. Man könnte INLAND EMPIRE als komplexe, dicht in sich verschachtelte cineastische Hypotaxe bezeichnen, welche minuziös unter größter Vorsicht geplant und gefilmt wurde.

Die Kamera setzt hierbei große Akzente, da der komplette Film mit einer DV-Kamera gedreht wurde, deswegen eine sehr lebensnahe und authentische Atmosphäre kreiert. Teilweise ungewöhnlich lebhaft lässt Lynch dem Film eine einzigartige Stimmungslage zukommen, die natürlich dementsprechend durch sein Talent in Kameraführung und -einstellung ergänzt wird. Diese Inszenierung mittels einer handelsüblichen DV-Kamera erzeugt unglaublich intensiv wirkende Bilder, Bilder, die so erschreckend bedrohlich sind und andere, welche nahezu real wirken. Close-Ups und extreme Nahaufnahmen versetzt mit ungewöhnlichen Winkeln, wie der öfters verwendeten Froschperspektive schaffen auf der optischen Ebene, ein ebenso surrealen Eindruck, wie die Narrative selbst. Unwiderruflich bindet dies den Betrachter an den Film, der nun genauso wie Laura Dern in ihm selber die Grenzen zwischen Schauspiel und Realität schwinden und vermischen lässt. Was ist Fiktion, was Realität? Zu real, um gestellt, gespielt zu sein – zu abstrakt und surreal, um Wirklichkeit zu sein! Lynch spielt mit diesen Metaebenen und lässt diese immer wieder reflektieren, ja, er jongliert förmlich mit ihnen, will aber seinen Film damit als optisch-akustisches Werk erlebt wissen anstatt ins Kleinste dechiffriert. Die stets perfekt ausgeleuchteten Schauplätze profitieren in ihrer unheimlichen Traumnatur maßgeblich durch das grobkörnige DV-Bild, welches Ursprung und Zenith dieses wunderschönen, doch gleichermaßen psychotischen Trips vereint.

Laura Dern trägt den Film auf ihren Schultern über die gesamten drei Stunden mit Bravour und liefert eine schauspielerische Glanzleistung. Sie spielt sich ihre Seele aus dem Leib und egal ob sie weint, schreit, flucht, lacht, liebt oder fürchtet, ist ihre Darbietung derart aufrichtig und authentisch, dass man streckenweise vergisst, bloß einen Film zu sehen. Fiktive und reale Emotion lässt eine fixe Zuordnung kaum möglich werden, weshalb dem geneigten Betrachter eine starke Involvierung in das Geschehen in INLAND EMPIRE garantiert ist. Doch Lynch nutzt dies und kombiniert seine unglaublich kreativen Vorstellungen mit dem genialen Schauspiel Derns – das Ergebnis ist einer der aufwühlendsten Filme in den letzten Jahren. Drastisch und schockierend trifft auf rührend, liebevoll und findet in der stark surrealen Inszenierung zu einer emotionalen Kontemplation, welche in solch artifizieller Perfektion heutzutage absoluten Ausnahmestatus genießt.

INLAND EMPIRE ist ein surrealer Mindfucker und schert sich weder um Konformität noch Konventionen und ist deswegen einer der wunderbarsten Filme, die es zuletzt auf die Leinwand schafften. Radikal drastisch und ohne Rücksicht entfaltet er sich über die fast drei Stunden und bietet kein plattes Medium, das von Interpretationen zerrissen wird, sondern ist ein Film, der durch seine massiv verstörende Drastik, gleichermaßen rührende Liebe, das menschliche Gefühlsleben portraitiert und dieses mit all seinen Ängsten, Hoffnungen und Glücksmomenten zelebriert. INLAND EMPIRE ist das aufrichtigste Werk, das Lynch bis dato geschaffen hat und vereint all sein Können, seine Ideen und Kritik in sich. INLAND EMPIRE ist Lynch.

>> geschrieben von Benjamin Johann

10%
Rage
geschrieben am 12.05.2010 um 11:00 Uhr
Warum soll man über den Film nachdenken? Schon beim Ansehen bemerkt man doch das der Film gar keinen Sinn hat. Ich kenne noch Eraserhead und der war genauso schwachsinnig. Dann muss sich jetzt eigentlich jeder an Lynch halten da seine Filme immer Höchstwertungen bekommen. Einfach irgendwas verwirrendes drehen ohne Sinn und schon ist der Film gut weil man etwas reininterpretieren kann. Da schaue ich mir lieber Filme wie Jacobbs Ladder an.
50%
Unwissender
geschrieben am 22.12.2008 um 12:00 Uhr
Mal ne Frage: Hat das ganze irgendeinen Sinn? Will mir David Lynch etwas mit dem Film sagen oder soll man nur dasitzen und sich beeindrucken lassen was man mit ner Kamera so alles anstellen kann? Handwerklich ist der Film 1a, tolle Regie. Aber für mich unfassbar anstrengend zu gucken, länger als eine Stunde hab ich es nicht geschafft. Es ist ZU verwirrend, ZU überladen, ZU unglogisch, einfach ZU viel.Wertung lass ich bei 50 da ich den Film nicht bewerten kann. Man muss diese Art von Film mögen denke ich ;)
100%
Martin S.
geschrieben am 10.02.2008 um 17:00 Uhr
So meine Freunde, was zum Teufel ist an diesem Film schlecht? Er revolutioniert für mich das ganze Mindfuck-Genre. Lynch setzt diesmal nichteinmal mehr auf irgendwelche versteckten Botschaften hinter dem Gezeigten, sondern einfach nur auf ein Gefühl, was hinter allen Bildern im Film steht: die Angst. Sicher darf man auch gerne wieder einige Interpretationsversuche wagen, welche ja die Lynch-Filme so reizend machen. Jedoch würde ich einen Solchen in diesem Falle als recht unnötig bezeichnen. Wenn man sich diesen Film anschauen möchte, sollte man sich einfach nur auf die Szenen einlassen können, sich einfach unterhalten lassen, ohne irgendwelche Hintergründe nachzudenken. Leute, die dann nur rummeckern: "Wasn das fürn Scheiß mit der Hasenfamilie?!" e.t.c. , für die kann ich gerademal Mitleid aufbringen. Das ist so, als wenn man sich als Pornofan "Saw" (oder sowas in der Richtung) anschaut und sich beschwert, dass zu wenig gevögelt wird... Wie auch immer..."Inland Empire" ist top, David Lynch ist top. 100%.
10%
GameBred
geschrieben am 12.01.2008 um 02:00 Uhr
Ohman, ich liebe alle anderen Lynch-Streifen aber diesen verdammten Mindfuck hätte ich mir sparen sollen, habe es nicht bis zum Ende ausgehalten, wo die anderen Lynchs absolut esthetisch/elegant sind ist dieser Film einfach nur hässlich - bah!
100%
Ahiru
geschrieben am 13.10.2007 um 09:00 Uhr
Wiedermal ein Kunstwerk.
10%
SvenH
geschrieben am 28.06.2007 um 17:00 Uhr
Ich hab ihn gesehen und es ist bis auf eine geniale Atmosphäre großartige Darsteller und einem tollen Soundtrack ein einzelner Bildsalat . Was als spannend anfängt endet als Drogenrausch . Er hat mich geängstigt und ich habe auch gelacht aber filmisch betrachtet ist er wirklich schlecht da die Story sich vollkommen verliert ..vielleicht gewollt aber dabei bleibt nichts mehr fesselndes .wenn Lynch damit Abscheu und Panik verbreiten wollte ist es ihm gelungen aber trotzdem ,ohne eine wirkliche Story verkommt das ganze zu einem zu langem Märtyrium das ab und zu Lichtblicke zulässt aber diese gleich wieder verschluckt. Ja Nicki ich gebe dir Recht ich komme mir auch so vor als hätte mir jemand ins Hirn gepisst.
100%
rocco
geschrieben am 08.05.2007 um 02:00 Uhr
lynch f***t uns alle!eine trip ohne vergleich!wenige filme erreichen mein unterbewußtsein....dieser hier sprengt es geradezu.es geht nicht ums verstehen sondern ums erfahren!!! es gibt nur lieben oder hassen.die hälfte der leute verließ den kinosaal....ich saß da und erlebte den längsten filmischen orgasmus der welt....der jetzt noch sooo intensiv nachwirkt!allein das sounddesign und der einsatz jedes einzelnen tons ist an genialität und intensivität nicht zu übertreffen! geht alle rein und macht euch euer eigenes bild.das wird ein klassiker wie 2001. kein film....ein TRIP!danke!
100%
Kakaomaus
geschrieben am 30.04.2007 um 17:00 Uhr
Ich dachte noch Mullholland Drive wäre ein absolut verwirrender Film der jede Logik sprengt aber Inland Empire grenzt an Genialität und Kreavität die man in so hohem Maße gar nicht entwickeln kann.Alleine die Szene mit der Hasenfamilie ist so krank dass der restliche Film nur mitziehen muss.Die Kamerasicht, die Kunst der Schauspieler, die Szenenwechsel, alles verwirft jede sofortige Idee. Dieser Film muss für Filmgeniesser entwickelt worden sein, die so ein Werk zu schätzen wissen. Einfach genial!
100%
SvenH
geschrieben am 23.04.2007 um 16:00 Uhr
mein Puls ist auf 200 ..............endlich wieder ein Lynch , ich habe bis auf Trailer und einige Infos vom Film noch nichts gesehen aber das was ich gesehen habe macht mich schon wieder ganz kribbelig . Ich liebe Lnychs Werke ....Blue Velvet ,Mullholland Drive und natürlich Twinpeaks .Die meisten Leute werden ihn hassen weil er ständig neue Fragen aufwerfen wird ..da bin ich mir sicher aber genau das ist es was einen ,,Lynch,, ausmacht ....es wird nicht enfach was vorgebraten und in die Köpfe gehämmert . Lynchfilme sind Kunst ...sie regen zum nachdenken an ... lassen Freiraum für Interpretation ...jeder Zuschauer sieht etwas anderes wenn er sich darauf einlässt...Lnych hält uns einen Spiegel vor und wir sehen was wir wollen oder auch nicht ...Also ich freue mich auf eine neue Reise in die Abgründe der menschlichen Seele.Und ein Wiedersehen mit alten Bekannten ( Laura Dern , Grace Zabryski ...) allein die Schauspieler versprechen viel.Ich hoffe der nächste Lynch wird ein Wiedersehen in Twin Peaks .
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