Was ist es eigentlich was den Mensch dazu bewegt sich gern zu gruseln? Warum sieht man sich Filme an, die einem so richtig Angst machen? Wieso setzt man sich bewusst seinen eigenen Urängsten aus? Ein wirklich guter Horrorfilm weiß dem Zuschauer buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Die Geschehnisse aus dem gerade gesehenen Film verfolgen ihn sogar bis in seine Träume und der Gang auf die Toilette wird zum Abenteuer seines Lebens.
Und genau diese Auswirkungen hat Anthony C. Ferrante's Gruselstreifen ,,Boo". Darin geht es um das verlassene Linda Vista Krankenhaus, in dem es spuken soll, nachdem einer der Insassen ein Feuer gelegt und mehrere Patienten mit in den Tod gerissen hat. Auch nach einer Renovierung und einer versuchten Wiedereröffnung geschehen unaufhörlich schreckliche Vorfälle, die alle von der gefürchteten dritten Etage ausgehen. Doch auch das ständige Verschwinden von verschiedenen Menschen schreckt eine Gruppe von Jugendlichen nicht ab zu Halloween eine kleine Party in dem Krankenhaus zu feiern. Schon kurz nachdem sie das Gebäude betreten haben häufen sich schockierende Ereignisse und einer nach dem anderen muss auf schaurige Art und Weise erfahren, dass es tatsächlich Geister gibt.
Es wäre falsch jetzt noch mehr von dem Plot von ,,Boo" zu verraten, denn es gibt noch interessante kleine Details, die im Laufe des Films offenbart werden. Natürlich ist ,,Boo" kein Meisterwerk und erfindet auch das Genre nicht gerade neu aber eines ist sicher: Der Film kann wirklich Angst machen! Alleine im Dunkeln sollte man sich diesen Streifen nicht gönnen. Raffiniert macht der Regisseur gebrauch von allen technischen Raffinessen, die das Genre zu bieten hat. Vor allen Dingen wird mit Licht- und Silhouetteneffekten gespielt. Oft sieht man die Charaktere und meint doch am Ende des Ganges eine weitere Figur zu sehen ... oder war es doch nur ein Kleiderständer? Oder ein kleines Mädchen steht beispielsweise einfach in der Ecke herrum, ohne dass es jemand bemerkt. Nur dem Zuschauer fällt auf, dass das eigentlich tote Kind die Protagonisten beobachtet.
Dies ist ein wichtiger Punkt im Film: Man selbst ist mit den Darstellern im selben Raum, sieht meisten mehr als sie, kann aber niemanden warnen. Das Tolle ist aber, dass die Geister erst in Momenten angreifen, in denen man es am wenigsten erwartet. Dazu kommt, dass man mehr auf Toneffekte als auf zu laute Filmmusik setzte. Diese kommt natürlich auch sehr angenehm zum Einsatz, aber es sind eben eher Gelächter, Kratz- und Quietschgeräusche oder auch das Schreien von geschändeten Seelen, dass durch die dunklen Hallen des Hospitals hallt. Auch Altmeister Alfred Hitchcock setzte in seinem Gruselklassiker ,,Die Vögel" auf dieses Mittel. Er verwendete allerdings für seinen Film überhaupt keine Musik, sondern nutzte nur typische Vogelgeräusche, was eben auch für genügend Thrill sorgte.
Ein besonderer Leckerbissen in ,,Boo" sind die durchaus derben Splattereffekte, die hin und wieder zum Einsatz kommen. Während große Big-Budget-Filme eher nur auf eine Masse an digitalen Effekten setzen ohne das wirkliche Leid der Prota- und Antagonisten zu zeigen, wird hier gesplattert so gut es geht. Ist zum Beispiel einer der Charaktere verstorben, bemächtigt sich ein Geist so schnell wie möglich seiner menschlichen Hülle, um auch die restlichen Darsteller zu dezimieren.
Der Gruselfaktor bleibt bei allem Splatter durchgehend hoch. Außerdem sind die Goreeffekte sehr gut gelungen und werden durch durchaus gut getstylte, computergenerierte Effekte vervollständigt. Der Regisseur weiß gekonnt Reales und Fiktionales zu vermischen, so dass man, ohne es zu wissen, immer wieder in Albträume der Protagonisten gesogen wird. Schon Freddy Krueger wusste damit seine Zuschauer in den Bann zu ziehen.
Die Darsteller in ,,Boo" sind im Großen und Ganzen relativ unbekannt. Hauptdarstellerin Trish Coren ist einigen eventuell aus der Serie "Cold Case" bekannt. Dem einen oder anderen dürfte eine der Schlüsselfiguren des Filmes doch ein wenig bekannt vorkommen: Dee Wallace Stone, die schon vor vielen Jahren in Joe Dantes "Das Tier" Horrorluft schnuppern durfte und als Mutter in Steven Spielbergs "E.T." Erfahrung mit Special-Effects sammelte, spielt hier sehr überzeugend eine Krankenschwester.
Leider wurde ,,Boo" bisher noch nicht in Deutschland veröffentlicht, obwohl der atmosphärisch wirklich gelungene Horrorschocker es regelrecht verdient hätte.
>> geschrieben von Peter Burtzlaff