Moviebase Last of the Living
Manch einer mag sich vielleicht noch erinnern: Es gab eine Zeit, in der Zombies noch unheimlich waren. Eine schier endlose, langsame aber unerbittliche Masse von blutgierigen lebenden Toten, die sich sabbernd auf ihre Opfer zuschoben. Ein Entrinnen war praktisch unmöglich in einer Welt, in der der Zombie-Virus erst einmal um sich gegriffen hat. Jede Rettung war immer nur von kurzer Dauer. Seit einiger Zeit haben die Zombies allerdings einen Großteil ihres Schreckens eingebüßt. Was mit abgedrehten Zombie-Slapstick-Orgien wie ″Braindead″ und ″Re-Animator″ begann, wurde aktuell mit gelungenen Zombie-Parodien wie ″Shaun Of The Dead″ und ″Fido″ vorangetrieben. Selbst Altmeister Romero baute in ″Land Of The Dead″ humoristische Elemente ein. Die Untoten sind mehr zu bemitleidenswerten, vertrottelten Außenseitern geworden und haben ihren Monster-Status eingebüßt. Die Komödie ″Last Of The Living″ des neuseeländischen Regisseurs Morgan McMillan treibt diese Entzauberung der Zombies nun gnadenlos weiter. Oder können furzende Zombies etwa noch Angst einflößen?
Dies ist nur einer der fäkal-humoristischen Einfälle, die in ″Last Of The Living″ die Grundregeln des Genres zum Wackeln bringen: Nicht nur, dass die meisten Untoten mit wenigen lustlosen Fußtritten aufzuhalten sind, nein, es wird sogar ein endgültiges Gegenmittel gegen die Zombifizierung in Aussicht gestellt. Eine hoffnungsvolle Lösung, die das eigentlich eher fatalistische Genre bisher nicht kannte. Entwickelt wird das Anti-Zombie-Serum im Film von der hübschen Wissenschaftlerin Stefanie, die verzweifelt versucht, die letzten lebenden Menschen der Stadt zu überreden, ihr bei der Herstellung des Mittels zu helfen. Leider handelt es sich bei diesen Überlebenden um die Versager Morgan, Ash und Johnny, die es sich in der post-apokalyptischen Welt recht gemütlich gemacht haben. Sie leben in leerstehenden Villen, spielen den ganzen Tag PlayStation und trinken Bier. Wenn mal wieder Knappheit besteht, wird eben der nächste Supermarkt geplündert.
Leider zeigt sich das Gespann keineswegs als ein Trio sympathischer Nerds, die sie laut Drehbuch sicherlich sein sollten, sondern einfach nur nervtötende, dümmliche Kindsköpfe, die die Pubertät auch mit Mitte dreißig scheinbar noch nicht hinter sich gelassen haben. Das macht die Identifikation mit diesen Charakteren natürlich nicht gerade einfach, und oftmals fühlt man sich angesichts der unzähligen Furz- und Pipi-Witze einfach nur in eine Art ″Party Animals″ mit Zombies versetzt. Einzig die Figur der Stefanie bringt ein wenig Auflockerung und Bewegung in diese festgefahrene, klischeehafte Charakterzeichnung. ″Last Of The Living″ hätte ein herrlicher Außenseiter-Film (mit Zombies) werden können, hätte man Morgan, Ash und Johnny nicht im Drehbuch als derart holzschnittartige, unsympathische Akteure gebranntmarkt.
Das ist allerdings auch schon der größte Kritikpunkt an diesem ansonsten durchaus amüsanten Partyfilm. Das Niveau der oben bereits erwähnten Zombie-Persiflagen erreicht ″Last Of The Living″ zwar zu keiner Zeit, dazu bleibt er viel zu oberflächlich und nimmt sich wenig Zeit für absurde Details, aber als Begleitprogramm für einen feucht-fröhlichen Abend ist dieser neuseeländische Ulk mehr als geeignet. Einzig und allein die Effekte hätten hier gerne noch eine Spur drastischer ausfallen dürfen. Zwar werden hier die Untoten reihenweise niedergemäht, am standesgemäßen Gematsche fehlt es jedoch leider. Und ein neuseeländischer Zombiefilm muss sich den unvermeidlichen Vergleich mit Landsmann und Splatter-Großmeister Peter Jackson und dessen Schlachtplatte ″Braindead″ schon gefallen lassen.
Trotz einiger Schwächen erreicht ″Last Of The Living″ aber durchaus das selbstgesteckte Ziel: er unterhält, wenn auch auf eher niedrigem Niveau. Vor allem in der zweiten Hälfte des Films, in der sich die drei Freunde zusammen mit Stefanie auf der Suche nach dem Gegenmittel zu einem Forschungslabor durchkämpfen müssen, kommt sogar durchaus noch Spannung auf. Das Ende, soviel darf verraten werden, ist dann im Kontext dieses relativ harmlosen Films auch eine kleine Überraschung. Denn hier wird klar: Den Zombies bleibt immer eine unheimliche, gefährliche Aura anhaften, die man ihnen auch mit aller Albernheit nicht austreiben kann.
>> verfasst von Tim Lindemann