Moviebase Gothika
Wie beginnt man am besten mit einer Review zu Gothika? Es ist ein Mysterie-Horrorfilm, bei dem übernatürliche Dinge eine wichtige Rolle spielen. Ihn als Geistergeschichte zu bezeichnen mag dann aber doch etwas weit gefasst sein. Viel mehr geht es um Psyche und Wahrnehmung einzelner Personen, die dem Ganzen einen Touch von Mysterie und Okkult verleihen. Und eben diese Mischung mach Gothika zu einem sehenswerten Werk.
Für jede Störung des Geistes gibt es eine vernünftige Erklärung. Davon ist Dr. Miranda Grey (Halle Berry), Psychiaterin im Woodward-Frauengefängnis, überzeugt. Bis eine Autofahrt in regnerischer Nacht zu einer unheimlichen Begegnung und schließlich zu Mirandas Blackout führt. Als sie drei Tage später zu sich kommt, hat sich ihr Leben in eine Hölle verwandelt. In Woodward inhaftiert, wird sie beschuldigt, ihren Mann brutal ermordet zu haben. Und die Beweise gegen sie sind erdrückend. Hat die Rationalistin, die sich nach dem Blackout an nichts mehr erinnern kann, den Verstand verloren? Ist sie damit auf die andere Seite getreten? Oder tritt die andere Seite an sie heran - in der Gestalt eines ruhelosen und rachsüchtigen Geistes, der sie mit zunehmender Aggressivität nachts in ihrer Zelle attackiert? Als sie erkennt, dass alle sie nun für verrückt halten und selbst ihr sympathischer Kollege Dr. Graham ihr nicht mehr traut, versucht Miranda alleine den rätselhaften Vorfällen auf den Grund zu gehen. Verzweifelt klammert sie sich an ihre Vernunft und muss sich dabei gefährlich nahe an den Rand des Wahnsinns begeben...
Der Film beginnt mit einem Gespräch zwischen der Psychatrie-Insassin Chloe (überzeugend: Penélope Cruz) und Dr. Grey. Dabei geht es direkt so zur Sache, dass man hellwach sein dürfte, wenn man es vorher nicht bereits war. Nach einer Einführung des Schauplatzes sowie den Begebenheiten der Charaktere untereinander nimmt Gothika dann weiter Fahrt in mysteriöse und spannende 90 Minuten auf. Eine düstere Atmosphäre schafft es, den Zuschauer an den Film zu fesseln und mit Halle Berry zu fühlen. Lernen wir Dr. Miranda Grey zunächst als liebenswerte und charmante junge Lady kennen, die ihrem Job mit Enthusiasmus und Eifer nachgeht, müssen wir uns bald die Frage stellen, ob sich hinter dieser lieblichen Fassade nicht doch ein finsterer und böser Kern verbirgt. Denn Berry wird in ihrer Rolle als Ärztin der Psychatrie, die sich dann selbst in einer Zelle befindet, im Laufe der Zeit immer unheimlicher und weiß schließlich selbst nicht mehr, ob sie verrückt ist oder ob es für alles eine logische Erklärung gibt.
Auf eigene Faust beginnt sie zu ermitteln. Wer tötete ihren Mann? Was bedeuten die Worte „Nicht allein“ für sie? Und hat Chloe vielleicht doch gar nicht so unrecht mit ihren Teufels- und Geistergeschichten? Mehr und mehr steigen der Zuschauer und Miranda Grey hinter eine außergewöhnliche Geschichte. Die Spezialeffekte tun dazu ihr Übriges. Kamerafahrten ohne Zwischenstopp durch Glastüren hindurch, geschickter Wechsel zwischen Ansichten und gut platzierte Schockmomente lassen einen zusammenzucken. Hier treibt nicht ein schlecht animiertes Gespenst sein Unwesen, sondern eine menschliche Person, die einfach nur Rache üben will – und zudem die Aufmerksamkeit der Ärztin auf einen bestimmten Fall lenkt.
Denn nach und nach kommt Licht ins Dunkle und die Geschichte wird immer verstrickter, aber nachvollziehbar. Das Blatt wendet sich tatsächlich noch und aus einer guten Story wird jetzt ein spannendes Finale. Der so sympathische Ehemann Greys (Charles S. Dutton) entpuppt sich als gar nicht so freundlicher Familienvater und auch die Botschaft „Nicht allein“ wird immer einsichtiger. Was zu Beginn niemand vermutet hätte, kommt nun ans Tageslicht. Diese geschickte Kehrtwende im Film kommt zum richtigen Zeitpunkt und bringt die Spannung noch einmal zurück, die für einige Momente zwischendurch ein wenig leiden musste.
Ein wenig unbefriedigend dürfte dagegen das Ende sein. Alles scheint aufgelöst, die ehemalige Patientin Chloe und ihre behandelnde Ärztin und zeitweise auch Psychatrie-Genossin Miranda Grey sind beste Freundinnen geworden und scheinen nach über einem Jahr nach den Vorfällen endlich wieder ein normales Leben führen zu können. Doch anstatt, dass Gothika hier zum Abschluss kommt, stellt sich wieder die Frage: Ist wirklich alles schon überstanden? Scheinbar nicht, denn anders ist das Ende wohl nicht zu erklären. Ob ein zweiter Teil folgt? Bisher spricht davon noch niemand. Wollen wir hoffen, dass das so bleibt.
Gothika bietet eine spannende und packende Geschichte, die sehr gut inszeniert wurde. Auch der namhafte Cast (Robert Downey Jr., Halle Berry, Charles S. Dutton) erledigt seine Aufgaben gut. Im Endeffekt steckt zwar keine wirklich neue Idee hinter all dem, aber alles in allem kommt eine wohlige Gruselatmosphäre mit einigen Schockern auf. Blut spielt in Gothika übrigens kaum eine Rolle. Es hätte dem Film aber auch nicht gut getan.
>> verfasst von Janosch Leuffen