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Moviebase Spring

Spring
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Bewertung: 65%

Userbewertung: 70%
bei 55 Stimmen

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Originaltitel: Spring
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 08.10.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 24.09.2015
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 104 Minuten
Studio: Koch Media
Produktionsjahr: 2014
Regie: Justin Benson, Aaron Moorehead
Drehbuch: Justin Benson
Darsteller: Lou Taylor Pucci, Nadia Hilker

Spätestens seit dem zeitlosen Musical "An American In Paris" von 1951 weiß man: Wenn junge Amerikaner im Film nach Europa kommen, erfüllen sich dabei für sie lang gehegte Träume. Der alte Kontinent verspricht aus amerikanischer Sicht eine Mischung aus rustikaler Ursprünglichkeit, genussvollem Müßiggang und einer Prise Romantik und Gefahr. Seit "An American Werewolf in London" wissen wir, dass das auch für das Horrorgenre gilt. Und wer schon einmal ein oder zwei europäische Hostels zur Hauptsaison besucht hat, weiß, dass diesem Mythos wie immer auch ein Kernchen Wahrheit innewohnt. Auf all diesen gängigen Vorkenntnissen baut "Spring" auf, das Langfilmdebüt des amerikanischen Regie-Duos Justin Benson und Adam Moorhead. Der Film stürzt sich kopfüber in den amerikanischen Euro-Eskapismus und dichtet daraus ein romantisches Horror-Märchen.

Zunächst einmal eine Entwarnung: Dies ist kein Eli-Roth-Film. Die Reise nach Europa endet für den sympathischen Protagonisten Evan (Lou Taylor Pucci) also nicht in Folter und Verstümmelung – ungefährlich ist das Ganze natürlich dennoch nicht. Evan hat nicht viel zu verlieren: Seine Eltern sind beide innerhalb kürzester Zeit verstorben, seinen Job verliert er aufgrund einer betrunkenen Prügelei und seine Freundin vermag ihn nicht unbedingt aufzumuntern. Sein Kumpel Tommy ist ein netter Kerl aber auch ständig betrunken oder bekifft. Evan entflieht seinem Alltag also kurzentschlossen nach Italien, verliert sich dort ein wenig im trinkfreudigen Hostel-Leben, reist mit ein paar Party-Engländern weiter an die Küste. Dort begegnet er schon bald der mysteriösen Schönheit Melissa (die deutsche Schauspielerin Nadia Hilker). Die beiden laufen sich immer wieder über den Weg, es funkt eindeutig. Doch nach der ersten Liebesnacht wird auch (zumindest dem Zuschauer) offenbar, dass mit ihr irgendetwas ganz und gar nicht stimmt...

Der größte Verdienst des Films ist die glaubwürdige Konstruktion der Romanze zwischen Evan und Melissa. Das Drehbuch scheint den beiden Schauspielern durchaus Raum für Improvisationen gelassen zu haben und so entsteht eine natürliche, spontane Interaktion zwischen den beiden Protagonisten, wie sie gerade im Genrefilm durchaus eine Seltenheit ist. Es ergeben sich auf diese Weise gar Assoziationen zu Richard Linklaters Kult-Liebesfilm "Before Sunrise". Das aufregende Gefühl, auf Reisen und verliebt zu sein, überträgt sich äußerst überzeugend von Evan auf den Zuschauer. Es ist auch gut, dass "Spring" sich Zeit lässt, diese Atmosphäre zu entwickeln, wenn das auch bedeutet, dass es Phasen ohne große Dramatik oder Spannung gibt. Dafür taucht man ein in die mediterrane Frühlingsstimmung, die hier auch einmal ohne große Verkitschung auskommt.

Das liegt auch an der für einen Film dieses Budgets recht spektakulären Kameraarbeit: Vor allem die rasanten Fahrten durch die engen Gassen, die sich plötzlich zur Totalen aufschwingen, sind beeindruckend. Und (ab hier muss nun mit Spoilern gerechnet werden) auch die Mischung aus digitalen und praktischen Monster-Effekten überzeugt durchweg. Melissa durchläuft nämlich immer wieder eine grausige Verwandlung, die sie nur mit der Injektion eines geheimnisvollen Mittels herauszögern kann. Der Film führt uns hier zunächst mit schwarzem Humor auf einige falsche Fährten: Ist die schöne Frau ein Vampir, ein Werwolf, eine Art Lovecraft-inspiriertes Seeungeheuer? Schließlich lüftet sich das Geheimnis, das komplizierter ausfällt als gedacht: Die nur scheinbar junge Frau ist eine 2000 Jahre alte Gestaltwandlerin, die alle 20 Jahre neu geschwängert werden muss, um sich aus den embryonalen Zellen selbst neu zusammenzusetzen. Nur wenn sie sich verliebt, wird sie sterblich und trägt das Kind tatsächlich aus.

Zugegeben: Benson und Moorheads Auflösung ist eine kreative Neuinterpretation der alten "Verliebt-in-ein-Monster"-Thematik und es fällt immer leicht, an gewagten Neuerungen herumzumäkeln. "Spring" verliert aber tatsächlich erheblich durch diese umständliche Erklärung seines zentralen Geheimnisses. Melissa steht damit plötzlich sinnbildlich für Europa an sich, eine uralte, wandelbare Schönheit, die der Junge aus der Neuen Welt schließlich einfach nur besitzen will. Was als jugendliche Romanze anfängt nimmt gegen Ende unangenehme Töne an, weil der Film letztlich nur auf die Erfüllung der konservativen Beziehungsansprüche Evans hinarbeitet und das kaum hinterfragt. Gibt man als cooles, 2000 Jahre altes Superwesen wirklich alles für diesen Milchbubi auf? Die Frage stellt der Film gar nicht, denn Melissa hat per ihrer Natur gar keine Wahl: Die Hormone entscheiden. So verliert der Film gemeinsam mit seiner Hauptfigur an Sympathie und reiht sich ein in gleich in die unerfreuliche Tradition amerikanischer Filme, die Europa als bloße Schablone für die Abwicklung ihrer eigenen Befindlichkeiten nutzen, und dies in dem konservativen Geschlechterverhältnis ihrer Hauptfiguren spiegeln.

>> von Tim Lindemann

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