Die Abstände zwischen Original und Remake werden immer kürzer. Erst im Mai startete der spanische Blair-Witch-Zombie-Mix [Rec] in unseren Kinos, da kündigt sich für Ende des Jahres bereits die fast schon obligatorische amerikanische Neuverfilmung an. Quarantäne lautet der Name der Kopie, für die man unter anderem die schreierprobte Jennifer Carpenter (Der Exorzismus der Emily Rose), Hostel-Star Jay Hernandez und Ally McBeal-Ensemblemitglied Greg Germann gewinnen konnte.
Die Fernsehreporterin Angela Vidal (Jennifer Carpenter) und ihr Kameramann (Steve Harris) besuchen eine Feuerwache des Los Angeles Fire Departement. Sie sollen für eine TV-Sendung den Alltag der Männer dokumentieren und sie auf ihren Einsätzen begleiten. Zunächst deutet alles auf eine recht ruhige und ereignislose Nacht hin. Auch ein eingehender Notruf klingt sehr nach Routine. Ein Mann rief die Feuerwehr zur Hilfe, weil er aus der Nachbarwohnung laute, schmerzverzerrte Schreie vernahm. Am Einsatzort angekommen berichten bereits mehrere Bewohner den Rettungskräften von einer alten, geistig verwirrten Frau, die kurz zuvor noch um Hilfe geschrien haben soll. Nachdem sich die Feuerwehrmänner Zutritt zu der Wohnung verschafft haben, eskaliert die Situation. Und ehe sich Angela und ihr Kameramann versehen, sind sie mittendrin in einem blutigen Albtraum, der immer neue Fragen aufwirft. Was genau ist in dem Haus vorgefallen? Was löste das aggressive Verhalten bei der alten Frau aus? Und warum nur wurde das gesamte Gebäude von den Behörden unter Quarantäne gestellt?
Zugegeben, die Antworten dürften selbst denjenigen, die das Original nicht gesehen haben, keineswegs schwer fallen. Aber darum geht es eigentlich auch gar nicht. Quarantäne ist kein Mystery-Puzzlespiel sondern wie sein nahezu identischer Zwilling als direkter Angriff auf unsere Urängste konzipiert. Die Angst vor dem Unbekannten, vor räumlicher Enge, vor dem Dunkeln und vor dem Verlust des eigenen Verstandes sind nur einige der Ziele, die dieser im pseudo-realistischen Dokumentarstil á la Blair Witch Project gehaltene Horrorfilm ins Visier nimmt. Dabei legt der Film nach seiner bewusst belanglosen wie entspannten Exposition ein höllisches Tempo vor. Gerade die letzten 20 Minuten haben es in sich. Auch wenn manche der Schockeffekte nicht ganz unerwartet auf den Zuschauer hereinbrechen – die Szene nach dem Öffnen der Dachluke sei hier beispielhaft genannt –, dürfte sich dieser doch desöfteren fest an seinen Kinositz klammern.
Gewöhnungsbedürftig ist selbst für Fans eines Cloverfield die doch arg verwackelte Handkameraoptik des Films. Sogar in ruhigen Passagen scheint sich der Kameramann einen Spaß aus dem Spiel mit Zoom und Schärferegler zu machen. Fairerweise sei erwähnt, dass bereits das spanische Original mit visueller Epilepsie zu kämpfen hatte – vielleicht der einzige Malus eines ansonsten fast perfekten kleinen Schockers. Dafür scheinen die Effekte noch eine Spur überzeugender und eleganter in das digitale Bild hinein kopiert worden zu sein.
Über den Sinn von Remakes lässt sich trefflich streiten, schließlich können diese es nur in den seltensten Fällen mit der Qualität ihrer meist weniger bekannten Vorbilder aufnehmen. Besonders schlimm wird es, wenn ursprünglich effektive Genre-Beiträge aus Asien und Europa in die Räder der amerikanischen Remake-Maschinerie geraten, wo man sie nicht selten ihrer Ecken und Kanten beraubt und auf die Sehgewohnheiten des Mainstreams hin kastriert. Im vorliegenden Fall kann zumindest in dieser Hinsicht Entwarnung gegeben werden. Letztlich entpuppt sich Quarantäne als 1-zu-1-Kopie, bei dem sich die wenigen Änderungen auf Nebensächlichkeiten beschränken. An der Dramaturgie, der Figurenkonstellation sogar am Ablauf vieler Szenen und am Timing der Schocks nahm Regisseur John Erick Dowdle allenfalls kleine Schönheitskorrekturen vor. Immerhin wirken die Hausbewohner nicht mehr ganz so überdreht. Traten manche von ihnen in [Rec] noch als Comic Relief in Erscheinung, bemüht sich Dowdle nunmehr um eine glaubwürdigere Darstellung.
Der von Original wie Remake postulierte Authentizitätsgedanke verlangt nach einer möglichst ungefilterten Rezeption. Eine Synchronisation erweist sich dabei als störend. Man sollte sich Quarantäne, wenn möglich, daher in der englischen Originalfassung ansehen. Wer allerdings bereits die spanische Vorlage kennt, für den hält Dowdle keine überzeugenden Argumente bereit, die eine zweite Sichtung lohnenswert erscheinen lassen.
Anmerkung: Die Wertung setzt voraus, dass einem das Original nicht bekannt ist! Ansonsten darf man sicherlich 20 bis 25 Prozentpunkte abziehen.
>> verfasst von Marcus Wessel
Ich habe mir beide Filme hintereinander angeguckt, wobei Quarantine zuerst geguckt wurde und worauf ich jetzt zuerst mal eingehe.Unvoreingenommen fielen mir dort grobe Fehler auf, die den Film einfach stark runterziehen. Personen verschwinden einfach z.B. einfach. Im Film würde das so aussehen, dass eine Tür geschlossen wird und storymäßig zum nächsten Punkt übergeht.Im einen Moment greift ein Hund jemanden an, die Tür wird geschlossen und kurze Zeit später ist es ruhig und der Raum gefahrlos betretbar bzw. der Hund und der angegriffene verschwunden oder nicht mehr relevant.Man hat das Gefühl zu viele Dinge geschehen im Off.Schauspielerisch wurde ich wütend, weil die Dialoge teilweise derart dumm sind, dass es nicht auszuhalten ist.Angela denkt sie wurde gebissen und tut dies wiederholend, lautstark kund. (Protip: Frauen werden sofort ruhig, wenn man sie ohrfeigt um sie wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen.) Hätte die Frau nicht mal die Güte einfach nachzusehen, statt hysterisch durchzudrehen?Ein weiteres Beispiel findet sich bei der "Auflösung" des Ganzen. Wiederholend ca. 10mal im Wechsel "Was ist das?", teilweise auch mit einem Schimpfwort verziert.Tja..was ist das denn? Wie wärs mit lesen? Ich stehe vor Zeitungsberichten und Akten und kann mich als Journalist nur fragen was das ist..bitte was? Eindeutig den Beruf verfehlt.Im übrigen fiel mir im Vergleich auf, dass der Beruf des Feuerwehrmannes in Quarantine als erstrebenswert und respektabel dargestellt wurde. In [REC] dient ein Assistenzarzt als halbwechs qualifizierte Person der Diagnose und er ist ratlos.In Quarantine ist es ein Tierarzt, welcher die Dianose Tollwut stellt, welche per Tröpfcheninfektion übertragbar ist. Wieso sagt der Arzt das nicht den Behörden, damit die das Gebäude stürmen kann?Dies ist laut Filmbeschreibung ja passiert und dabei wurde die Kamera gefunden. Wieso ist das nicht schon passiert bevor "alle" "tot" waren. Die Zombies rennen nach dem Film ja immernoch im Haus herum.So werden für mich die Lücken größer und größer. Beide Filme haben da Erklärungsnot und eine Laufzeitverlängerung von 10min bei Quarantine brachte nicht mehr Aufschluss. Mit mehr Einfühlung auf den an Zombiefilme gewohnten Zuschauer sollten die Fragen eigentlich garnicht aufkommen.
Noch eine Sache zu den Effekten:Wie konnte die Kleidung des Kameramannes von Blut verschont bleiben, wenn er einen Zombie mit der Kamera erschlägt und dabei das Objektiv sich mit blutigen Spritzern füllt?
Fazit: Beide Filme haben Schwächen, aber die U.S. Version baut diese soweit aus, dass der Film nur ein weiteres U.S. Remake is, den die Welt nicht braucht.