Jane, unmittelbar nach deinem Debüt in Serien wie „Shameless“ oder „Suburgatory“ kam für dich auch schon der harte Schnitt zu „Evil Dead“. War dir dieser Schritt wichtig, um eine größere Bandbreite zu zeigen?
Nein. Für mich muss einfach das Projekt an sich interessant sein. Alles andere spielt keine Rolle, da es mir in erster Linie um die Geschichte und den Charakter geht.
Jedenfalls gehst du mit „Don’t Breathe“ erneut für Regisseur Fede Alvarez und Produzent Sam Raimi durch die Hölle.
Kaum zu fassen...
Ja, denn ursprünglich wolltest du mit dem Horror-Genre doch abschließen.
Ich weiß.
Wie haben es die beiden Herren geschafft, dich umzustimmen?
Tja, wie es aussieht, bin ich eine richtig große Lügnerin. (lacht) Spaß. Aber „Evil Dead“ zu machen, war ziemlich hart. Allerdings bin ich sehr stolz auf das Endprodukt, auf die Leistung von Fede Alvarez, die seiner Crew und auch auf meine eigene Performance. Wir haben einen Horrorfilm auf die Beine gestellt, der Spaß macht. Und damit meine ich, dass das Sehen des Films Spaß macht. Ihn zu machen, war furchtbar! Aber egal, ich vertraue auf Fede. Er ist ein großartiger Filmemacher. Also habe ich mir irgendwann gedacht: ‚Komm, lasst es uns wieder tun!’ Ich muss aber hinzufügen, dass mich Fede schon im Voraus entwarnt hat. Mir wurde gesagt, dass wir nur halb so viele Drehtage wie bei „Evil Dead“ haben werden. Und dem war tatsächlich so. Außerdem wurde mir versichert, dass weniger Gore zum Einsatz kommt. Das bedeutete natürlich, dass weniger rote Farbe auf meinem Kopf abgeladen wird. Sehr viel einfacher war der Dreh dann aber trotzdem nicht, was die Körperlichkeit betrifft. Aber ich bin zurückgekehrt und glücklich darüber, wie die Leute auf den Film reagieren. Einigen scheint er nämlich ganz gut zu gefallen.
Du hast sogar gesagt, dass dich der Film an einen Comic erinnert.
Ja, das tut er wirklich. Die Figuren sind ziemlich archetypisch und die Bildsprache stilisiert. Für mich fühlte es sich so an, als wurde alles ein wenig verschärft. Soll bedeuten, dass nicht alles überrealistisch daherkommt. Fede ist da aber voll und ganz in seinem Element. Das wurde mir schon bei „Evil Dead“ bewusst. Man hat das Gefühl, sich in einer anderen Welt zu befinden. Der Filmwelt, wenn man so will. Ich persönlich schätze Filme sehr, die vom Kino ihre Vorteile ziehen. Zum Beispiel bevorzuge ich Sci/Fi und weniger Dramen, die ich auf der Straße oder im Theater erleben kann. Ich mag Werke, die auf Tricks setzen, die man nur in einem Film anwenden kann. Ich habe kürzlich wieder „Birdman“ zum ersten Mal gesehen... Nein, warte, da stimmt was nicht. Ich wollte natürlich sagen, zum zweiten Mal. (lacht) Jedenfalls finde ich ihn einfach großartig und zwar aufgrund dieser Momente, in denen der Realismus enorm verschärft repräsentiert wird. So was finde ich aufregend. Also sollte man davon auch Gebrauch machen und genau das haben wir für „Don’t Breathe“.
Würdest du so weit gehen und sagen, dass „Don’t Breathe“ eine völlig neue Erfahrung bietet? Immerhin haben wir eine Figur, welche auf ihr Gehör setzt und zwei, welche ganz ruhig sein müssen, weswegen Dialoge sparsam eingesetzt werden.
Ja, die Prämisse ist wirklich unglaublich, weil sie sich in der Tat äußerst frisch anfühlt.
Fede Alvarez stattet im Film jede Figur mit zwei Seiten aus, so auch dein Charakter Rocky. Konntest du ihre weniger positiven Eigenschaften, die Entscheidung zum Ausrauben, dennoch nachvollziehen?
Ganz so schrecklich finde ich das, was sie tut, eigentlich gar nicht. Deshalb konnte ich mich auch gut mit ihr identifizieren. Natürlich ist es falsch und schlecht, anderen ihr Geld zu stehlen. (lacht) Aber sie ist jung und überzeugt davon, dass sie nur so woanders ein neues oder besseres Leben beginnen beziehungsweise führen kann. Sie denkt zudem nicht nur an sich, sondern auch an das Wohl ihrer kleinen Schwester. Sie kümmert sich so sehr um sie, als wäre sie ihre Tochter. Rocky ist eine Kämpfernatur und konfrontiert ihre Ängste, während andere vor ihnen weglaufen. Das gefiel mir von Anfang an an ihr.
Wir haben das Stephen Lang schon gefragt, aber rechtfertigt ihre Tat denn eine bessere Zukunft?
(überlegt) Nein. Jede Figur im Film handelt falsch, was man aber als Metapher an das wahre Leben ansehen kann. Manchmal muss man etwas Schlechtes tun, damit man selbst überlebt. Keine Ahnung, ob es die ultimative Wahrheit ist, aber jeder im Film ist im Grunde ein Betrüger. (lacht) Die Figuren treffen Entscheidungen, die auch das Leben von anderen beeinflussen.
Da wir gerade bei der Wahrheit sind: Uns ist zu Ohren gekommen, dass du auf dem Filmset eine unheimliche Begegnung mit einem Rottweiler hattest. Stimmt das?
Nein. (lacht) Wir haben mit insgesamt zwei Rottweilern gearbeitet. Und ja, sie waren unheimlich. Aber ich hatte nicht den unheimlichen Moment mit ihnen. Sie wurden halt darauf ausgebildet, meinem Rucksack hinterherzujagen. Das hieß natürlich, dass sie jedes Mal total sauer reagiert haben, sobald sie einen solchen Rucksack gesehen haben. Gegen Ende des Films habe ich eine Szene, wo ich aus dem Haus und in einen Zaun renne. Genau dafür wurde ich von einem der Hunde gejagt. Mir wurde gesagt, dass ich mich sofort sicher hinlegen und alle meine Gliedmaßen an den Körper ziehen soll, sofern ich stolpere. Da wurde ich hellhörig und habe nachgefragt, ob mich der Hund denn zerfleischen würde. Und darauf antwortete man mir: ‚Leider ja.’ (lacht) Also bin ich wortwörtlich um mein Leben gerannt. Wobei ich natürlich wusste, dass ich in sicheren Händen war und man auf keinen Fall nur dastehen und zusehen würde, wie ich in Stücke gerissen werde. Aber ein paar Mal war es schon ein bisschen gruselig. Es gibt auch eine Szene, wo ich zusammen mit meinem Co-Star Dylan Minnette zum Haus laufe. Das war das erste Mal, dass Dylan mit den Hunden zu tun hatte. Mir war da schon klar, was Sache ist. Und ich kann dir sagen, dass er richtig Schiss bekam, als auf einmal der Hund angerannt kam. (lacht)
Ohje. Hoffentlich prägt euch diese Erfahrung nicht für weitere Begegnungen mit Hunden in der Zukunft.
Nein, nein. (lacht)
Abschließend würde es uns interessieren, ob du nun, da du doch noch dein Genre-Comeback hattest, wieder Lust auf „Evil Dead 2“ hättest.
Ehrlich gesagt würde ich in Zukunft lieber mehr Originalstoffe umsetzen. Aber wenn es sich ergeben sollte, dass jeder, der damals 2013 in das Remake involviert war, diesem Universum wieder einen Besuch abstatten wollen würde, wäre es viel zu hart abzusagen.