BlairWitch: Zunächst einmal: Hattest Du überhaupt eine Ahnung, wobei es sich bei einem Donkey Punch handelt, als das Drehbuch vorgelegt wurde?
Julian Morris: Ich hatte eine gewisse Vorahnung, um was es sich beim Donkey Punch handelt. Unter anderem, dass es etwas Grauenvolles und Schamloses sein soll. Als ich dann das Drehbuch zum gleichnamigen Film las, war ich im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert, als ich gesehen habe, um was es sich dabei tatsächlich handelt. Es hat sich von dem, was ich vor dem Lesen des Drehbuchs im Kopf hatte, doch sehr unterschieden.
Dein Charakter macht im Film einen radikalen Wandel durch.
Genau. Dieser plötzliche Wandel im Film war unter anderem einer der vielen Gründe, weshalb ich mich für den Charakter des Josh interessiert habe. Am Anfang haben wir einen neugierigen und eher zurückhaltenden jungen Mann. Er gehört nicht zu den Außenseitern, aber in seinem Freundeskreis ist er derjenige mit den wenigsten Erfahrungen in vielerlei Hinsicht. Und nachdem er vom Donkey Punch hört und dann anschließend zu einer Sex-Orgie eingeladen wird, denkt er, dass es sich um den Moment seines Lebens handelt. Bis die Sache durch den Versuch scheitert und alles außer Kontrolle gerät. Und nach diesem Augenblick wird er zu einem anderen Menschen. Er stellt sich als das dar, was er in Wirklichkeit gar nicht ist. Er möchte zum Beispiel genauso dreckig und cool wie Bluey sein, oder so begehrt und ähnlich stark wie Marcus. Aber das ist er nicht. Er benutzt diesen Unfall dann jedoch, um seine Intelligenz zu testen. Er manipuliert seine Freunde, um das zu erreichen, was er will. Er möchte überleben und als Unschuldiger dastehen. Er weiß, dass er dieses eine Mädchen auf brutale Art und Weise ermordet hat und versuchen muss, sich aus dieser unangenehmen Situation zu befreien. Und dabei übertritt er so ziemlich jede Grenze, um dieses Schiff, auf dem sie sich befinden, ohne Sorge verlassen zu können.
Würdest Du sagen, dass die Gewaltdarstellung in Donkey Punch ein wichtiger Bestandteil ist?
Die Brutalität im Film gehört durchaus dazu und ist auf eine Art und Weise wichtiger Bestandteil des Films. Aber ich würde jetzt nicht behaupten, dass es in Donkey Punch ausschließlich um die visuelle Brutalität geht, wie es zum Beispiel in Filmen wie Hostel und Saw der Fall war, wo die Gewalt tatsächlich im Vordergrund stand. Denn in diesen Filmen waren bzw. sind es die Goreszenen, die den Zuschauer unterhalten wollen. Was Donkey Punch jedoch so brutal macht, sind die Charaktere und deren Aktionen, ihr Wandel und der Trib, Dinge zu tun, die eigentlich nie Thema waren. Denn durch diesen Unfall während der Sex-Orgie werden alle Charaktere, ganz besonders Josh, mit einer äußerst unerwarteten und schockierenden Situation konfrontiert, die sich nicht rückgängig machen lässt. Und obwohl sie erschrocken darüber sind, wollen sie trotzdem, was die meisten Menschen bevorzugen: Unschuldig sein. Deswegen sind sie bereit so ziemlich alles dafür zu tun. Genau das ist es, was diesen Film so schockierend, extrem und heftig wirken lässt - nämlich, dass wir hier keine unrealistischen und übernatürlichen Dinge inszeniert haben, sondern alles sehr menschlich und eben sehr real dargestellt wird.
Neben einer Rolle in der Serie Privileged werden wir Dich demnächst auch im Remake Sorority Row zu sehen bekommen.
Genau. Ich habe da jetzt schon einige fertige Ausschnitte aus dem Film gesehen und finde diese einfach fantastisch. Es handelt sich dabei um eine ganz andere Art von Film und außerdem hatten wir wesentlich höhere Produktionskosten zu Verfügung, was das Werk gleich noch einmal besser aussehen lässt. Der Film orientiert sich an den großartigen Slasher-Filmen aus den Neunzigern, wie zum Beispiel Scream oder I Know What You Did Last Summer. Das wird ein sehr unterhaltsames Abenteuer werden, ein Kontrast zu brutalen Filmen wie eben Saw oder Hostel. Und zusätzlich haben wir ein paar richtig schön platzierte Schocker in unserem Remake.
Welche Szene ist Dir in besonderer Erinnerung geblieben?
Da muss ich jetzt ganz genau drüber nachdenken, wie ich meine Antwort auf diese Frage formuliere. Ich möchte nämlich nicht, dass ich etwas verrate, was den Filmfans womöglich noch den ganzen Spaß an der Szene nimmt. Aber soviel sei schon einmal gesagt: Bei meiner favorisierten Todesszene wird es sich um eine Sequenz handeln, in der wir eine der Sorority Schwestern in einen Raum bzw. in ein Zimmer gehen sehen, wo sie ein Date mit einem Jungen verabredet hat. Sie wollen sich vergnügen, aber der Junge ist nicht oder noch nicht da. Also fängt sie bereits ohne ihn an und entledigt sich ihrer Klamotten, setzt sich auf das Sofa und wartet auf den Auserwählten. Dann gibt es einen Moment, in dem sie zur Decke blickt... Was dann passiert, werde ich jetzt aber lieber für mich behalten, da ich nichts verraten möchte. Die Fans des Genres müssen sich einfach ein eigenes Bild davon machen. Ich kann lediglich sagen, dass es sich um einen wirklich grandiosen Moment handelt.
Vor fünfzehn Jahren war dieses Subgenre sehr populär. Setzt Sorority Row auf alte und bekannte Tugenden?
Ich finde, dass Sorority Row das Genre in gewisser Weise doch sehr bereichert. Tatsache ist doch, dass wir für eine sehr lange Zeit keine Teen-Slasher mehr zu sehen bekamen. Heutzutage bekommen wir nahezu ausschließlich harte Filmkost serviert, was das Horror-Genre betrifft. Das wären unter anderem Filme wie The Hills Have Eyes oder auch Donkey Punch. Für mich zählt noch nicht einmal das Remake zu Freitag der 13. in die Kategorie dieser Art von Slasher, die es damals gab, da dieser doch einen anderen Weg geht. Unser Film enthällt sämtliche Elemente, die dieses Untergenre in der Vergangenheit so populär und sehenswert gemacht haben. Dazu gehört zum einen eine gewisse Prise Humor, attraktive Frauen, ein hoher Spaßfaktor, unerwartete Schockszenen und kreative Todessequenzen. Zum anderen ist es wichtig, die Handlung nicht aus den Augen zu verlieren. Die brutalen Szenen sollen die Fanherzen sicherlich höher schlagen lassen, aber diese Filme hatten auch stets die Absicht, eine tolle Geschichte zu erzählen. Und diese ganzen Kombinationen von damals finden sich eben auch in Sorority Row wieder. Weiter sind ja mittlerweile über zehn Jahre vergangenen. In dieser Zeit haben sich die technischen Möglichkeiten in der Filmbranche stark erweitert. Es bieten sich aktuell einfach wesentlich mehr Varianten, wie man gewisse Dinge inszeniert, als noch in den Neunzigern. Unser Film wirkt dank der heutigen Technologie wesentlich frischer und vor allem sehr modern, wie ich finde. Speziell deshalb haben wir uns auch bei den einzelnen Todesszenen wunderbar austoben können.
Welche Variante wird auch zukünftig interessanter für Dich sein: Serie oder Film?
Eine Serie wird besser bezahlt (lacht). In erster Linie interessiere ich mich natürlich für den Charakter, den ich verkörpern soll. Was ich persönlich jedoch sehr gerne mag, sind verschiedene Erfahrungen zu sammeln, weshalb ich denke, dass ich versuchen werde für mehr Filme vor der Kamera zu posieren. Denn jedes Werk bietet stets eine willkommene Abwechslung. Man trifft neue Menschen, arbeitet an einer komplett neuen Geschichte, reist um die ganze Welt, an die verschiedendsten Locations und erlebt daher immer etwas Neues, was ich prinzipiell sehr spannend finde. Andererseits bieten aktuelle Hitserien wunderbare Charaktere, die sich hervorragend weiterentwickeln. Es ist also schwierig. Beides ist interessant.
>> Interview verfasst und geführt von Carmine Carpenito