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Moviebase Smiley

Smiley
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Bewertung: 30%

Userbewertung: 40%
bei 72 Stimmen

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Originaltitel: Smiley
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 25.02.2014
DVD/Blu-Ray Verleih: 17.02.2014
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 92 Minuten
Studio: Level 10 Films
Produktionsjahr: 2012
Regie: Michael J. Gallagher
Drehbuch: Glasgow Phillips, Michael J. Gallagher
Darsteller: Caitlin Gerard, Melanie Papalia, Shane Dawson, Andrew James Allen, Roger Bart, Liza Weil, Michael Traynor,

Das Internet, als neues Deutungssystem unserer Welt, lässt Filmemacher verzweifeln: Denn bisher ist es noch kaum einem Regisseur gelungen, die digitalen Autobahnen und Schleichwege in treffende Bilder zu fassen. Gerade auch für den Horrorfilm bietet das Netz mit seinen dunklen Ecken und kaum fassbaren, abwegigen Möglichkeiten eigentlich einen perfekten Nährboden. Einmal ganz abgesehen von so frühen Versuchen wie "War Games", die heute nur noch Nostalgie versprühen, gelang es auch in neuerer Zeit keinem einzigen Film, den inhärenten Grusel des Internets zu greifen: Von "Fear Dot Com" bis "Untraceable" enttäuschten alle Genre-Ausflüge ins World Wide Web maßlos. Ist "Smiley", ein Film über einen scheinbar im Internet lebenden Serienkiller, nun die große Ausnahme?

"Smiley" folgt zunächst einmal haarklein den Genre-Regeln des klassischen Teenie-Slashers: Eine Gruppe von Studenten, die sich mit Vorliebe auf geschmacklosen Internet-Seiten herumtreibt, wird von einem mysteriösen Killer namens Smiley terrorisiert. Dieser messerschwingende Unhold lässt sich heraufbeschwören, indem man auf einer bestimmten Random-Chatseite á la ChatRoulette  dreimal den Satz "I did it for the lulz" postet ("Candyman" lässt grüßen). Kurz darauf erscheint Smiley – mit seinen zugenähten Augen und aufgeschlitztem Grinsen rein äußerlich schon ein klassischer Slasher-Fetisch-Killer –  und tötet das virtuelle Gegenüber. Mord per Internet-Dämon, sozusagen. So weit also die entsprechenden Regeln, die den Killer definieren – mordete sich Freddy Krüger in den 80ern noch durch die Träume der Jugendlichen, hat die digitale Sphäre nun scheinbar die Funktion des kollektiven Unterbewusstseins übernommen, in dem sich das blutige Spektakel abspielt.

Die Idee ergibt im Slasher-Kontext durchaus Sinn, zumal "Smiley" auf einer interessanten inszenatorischen Idee basiert: Dem unguten Gefühl, dass während wir gebannt stundenlang auf unsere Monitor starren, jemand oder etwas hinter uns stehen könnte und nur auf den richtigen Moment wartet, um zuzuschlagen. Slasher sind immer hochmoralische Erzählungen, das ist nicht erst seit "Scream" bekannt, in dem Wes Craven die Regeln des Teenie-Slashers aufreizend selbstreferenziell durchexerzierte. Es geht im Slasher um Sünde und drastische Bestrafung, einen Kreislauf, der meist nur von einer "unschuldigen" Protagonistin durchbrochen werden kann. Die digitale Anonymität, die nicht wenige Menschen zu im realen Leben gesellschaftlich inakzeptablem Verhalten verführt, eignet sich ohne Zweifel für so eine Erzählung. Schade, dass die Filmemacher hinter "Smiley" weder eine Ahnung von (Horror-)Film-Dramaturgie, noch von Netzkultur haben.

Die "Erstsemester-Studenten" des Films sind aus unerfindlichen Gründen durchweg mit Darstellern besetzt, die die dreißig schon beinahe überschritten haben dürften. Ähnlich altbacken und neben der Spur wirkt auch das Drehbuch, das mit Vokabeln wie "lulz", "raids" und "memes" um sich wirft, und hoffnungslos peinlich versucht, sich an einen Zeitgeist anzubiedern. Wäre der Film von einem Haufen 15-jähriger Internet-Kids gedreht, würde das Ganze vermutlich deutlich authentischer wirken. Als Quell des ganzen Übels stellt der Film gar das tatsächliche existierende Imageboard "4chan" beziehungsweise "/b/" dar, ein bizarrer Einfall, der dem Film auf eben jenem Board wohl schon bald selbst den Status eines Memes bescheren dürfte. Es beschleicht einen zeitweise sogar der schreckliche Verdacht, dass der Film mit seinen unglaublich stümperhaften Dialogen und Plot-Entwicklungen nichts anderes anstrebt, als zum Internet-Kult erhoben zu werden.

Ganz besonders nervtötend ist Protagonistin Ashley (Caitlin Gerard), die man, um sie von der moralischen Verrohung ihrer Freunde deutlich abzugrenzen, mit solch grobschlächtiger Naivität gezeichnet hat, dass der Film quasi postwendend zu seiner eigenen Parodie wird. Wo die spät-pubertären Endzwanziger einfach "for the lulz" Kinderpornos hochladen und mit Knarren herumwedeln, hat sie scheinbar noch nie im Leben ein einziges Browserfenster geöffnet. "Smiley" kokettiert hier so deutlich mit der Möglichkeit, den ganzen Film nur als trashige Satire zu betrachten, dass ihm auch noch der letzte Funken an Integrität abhanden kommt.

Im "überraschenden" Finale wirft "Smiley" dann nochmal alles über den Haufen und kopiert die Auflösung vollkommen uninspiriert vom bereits oben genannten "Scream" - das kratzt nach diesen unerträglich faden neunzig Minuten allerdings auch niemanden mehr. Der große Horrorfilm des Internetzeitalters wartet weiterhin auf seine Entstehung – denn dass in den Wirrungen des Webs das Potenzial für eine neue Art von Schrecken liegt, daran besteht kein Zweifel und ist selbst in "Smiley" stellenweise spürbar. Es bedarf dafür allerdings eines Mindestmaß an cineastischem Gespür und davon findet sich in "Smiley" nicht ein einziger Kilobyte. 

>> geschrieben von Tim Lindemann

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