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Moviebase Only Lovers Left Alive

Only Lovers Left Alive
Only Lovers Left Alive

Bewertung: 90%

Userbewertung: 90%
bei 98 Stimmen

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Originaltitel: Only Lovers Left Alive
Kinostart: 25.12.2013
DVD/Blu-Ray Verkauf: 30.05.2014
DVD/Blu-Ray Verleih: 30.05.2014
Freigabe: FSK 12
Lauflänge: 123 Minuten
Studio: Recorded Picture Company (RPC), Pandora Filmproduktion
Produktionsjahr: 2013
Regie: Jim Jarmusch
Drehbuch: Jim Jarmusch
Darsteller: Tom Hiddleston, Tilda Swinton, Mia Wasikowska, John Hurt, Anton Yelchin, Slimane Dazi, Wayne Brinston, Aurelie Thepaut

Viele Vampirfilme sind so mit den blutigen Untaten und/oder sexuellen Eskapaden ihrer reißzähnigen Protagonisten befasst, dass sie ein grundlegendes "Symptom" des Vampirismus zu Unrecht in den Hintergrund rücken: Die schiere Masse an erfahrener Zeit, die auf den unsterblichen Blutsaugern lastet. Sie sehen die Jahrhunderte an sich vorbeirauschen, sehen uns Menschen aus einer distanzierten Perspektive, die einem Sterblichen absolut unzugänglich ist. Natürlich wirkt sich so ein "Leben" auf die Persönlichkeit der Vampire aus, natürlich müssten sie uns schon allein deswegen als Sonderlinge erscheinen, vom Blutsaugen einmal ganz abgesehen. Ausgerechnet Kultregisseur Jim Jarmusch (u.a. "Down By Law", "Dead Man") beweist in seinem ersten eindeutigen Ausflug ins fantastische Genre, dem Film "Only Lovers Left Alive", nun ein brillantes Gespür für dieses und andere Details des Vampirlebens und erschafft so nichts Geringeres als einen neuen Meilenstein des Subgenres.

Zunächst erscheint es bloß wie ein kleiner Neben-Gag: Die Vampire in Jarmuschs Film nennen die Menschen stets verachtungsvoll "Zombies". Dann aber gelingt es dem Film, uns diese Perspektive tatsächlich irgendwie nahezubringen: Der vom Vampir-Dasein frustrierte Adam (Tom Hiddleston) spottet mit müdem Zynismus über den selbstzerstörerischen, kriegerischen Drang der Menschheit, die es nun gar geschafft habe, mit HIV ihr eigenes Blut zu vergiften. Jamusch wirft hier ganz natürlich die Frage auf, wie ein Wesen, das Generation nach Generation vor seinen Augen verschwinden sieht, den Werdegang der Menschheit bewerten würde, und was dies mit ihm selbst anstellen würde.

Adam und seine Frau Eve (Tilda Swinton) sind weder klassische, in Schlössern hausende Aristokraten, noch neue, "coole" Vampire à la Kiefer Sutherland in "The Lost Boys". Sie sind in gewisser Hinsicht eine Mischung aller bekannter Vampirtypen, mysteriöse Puzzle-Wesen, aus denen die Sprachen, Sitten und Gebräuche unterschiedlichster Zeiten, Regionen und Umstände hervorscheinen. Sie unterhalten sich gern über Musik, Astronomie, Literatur und alte Bekanntschaften (von Edgar Allan Poe bis Lord Byron), gehen hin und wieder auch mal zum Tanzen in die Disco und kennen, ein weiteres großartiges Detail, scheinbar den lateinischen Fachausdruck für jedes Tier und Gewächs. Das wirkt aber nie aufgesetzt sondern führt uns vor Augen, wie absurd die Vampir-Figuren in vielen anderen Genre-Beiträgen charakterisiert sind: Wer seit mehreren Jahrhunderten auf der Erde lebt, muss logischerweise über immenses Wissen und Erfahrung verfügen und viele Dinge als zu banal erachten.

Trotz allem sind aber auch Adam und Eve, sowie ihre anderen vampirischen Bekanntschaften (u.a. John Hurt als geheimnisvoller Marlowe, dem wahren Autor aller Werke Shakespeares) auf den gleichen Lebensnektar wie Graf Dracula angewiesen: Blut. Im 21. Jahrhundert, so erklärt es Adam, ist das riskante Attackieren und Aussagen menschlicher Opfer allerdings überflüssig geworden, wird gar als altmodisch belächelt. Aus Blutbanken und Krankenhaus-Kühlschränken entwenden sie stattdessen den roten Saft, der dann genüsslich aus kleinen Likörgläsern gesüffelt wird (ein kleiner Wink in Richtung Park Chan-Wooks "Thirst"). Das Auftauchen von Eves Schwester Ava (Mia Wasikowska) sorgt daher für Aufruhr bei dem elitären Pärchen: Ava folgt mit "jugendlicher" Wildheit (auch sie ist Jahrhunderte alt) dem romantischen Vampir-Dasein: Sie verführt und beißt sterbliche Jungs, säuft das Blut in großen Schlucken und mischt sich gern unter die Menschen.

So portraitiert Jarmusch so originell wie schon lange kein Filmemacher mehr die Vampire als paradoxe Wesen: Einerseits sind sie gefährliche, weise, mystische Überwesen, die von Künsten und Gedanken wissen, die den Menschen ewig verborgen bleiben; andererseits erscheinen sie uns auch stets als etwas altmodische, ja spießige Kreaturen, die krampfhaft an Bräuchen festhalten. Stimmig setzt der Regisseur diesen Gegensatz auch in seinen Settings um: Der erste Teil des Films spielt im ruinösen Detroit, einer bankrotten Stadt, die nun bildlich von lebenden Toten bevölkert wird. Die zweite Hälfte aber findet im alten, mysteriösen Tanger in Algerien statt, ein Ort, den Jarmusch mit viel Gefühl für Farben und Stimmungen in Szene setzt.

Außerdem findet dieser Gegensatz auch auf der Soundtrack-Ebene statt: Letztlich ist "Only Lovers Left Alive" nämlich nicht nur ein grandioser Vampir- und Liebesfilm, sondern auch ein sorgfältig konstruierter Musikfilm. Da ist zum einen die unheimliche, verhallte Gitarrenmusik, die Adam selbst produziert und sogar, trotz seines zurückgezogenen Daseins, veröffentlicht – seine eitle und im Vampirkontext reichlich ironische Begründung dafür lautet: "I needed a reflection!" Zum anderen sucht Regisseur Jarmusch ein düster-buntes Mischmasch aus Funk-, Hardrock- und Pop-Songs, sowie orientalischen Klängen zusammen. Das alles ergibt ein vielfältiges, detailverliebtes Gesamtpaket, eine Liebeserklärung an das Vampirgenre mit hervorragenden Schauspielern und perfekter Inszenierung. Am Ende schraubt der Film außerdem noch ganz nebenbei die Spannungskurve in ungeahnte Höhen. Nicht nur für Vampir-Komplettisten ist Jarmuschs ultracoole Genre-Jam-Session ein absolutes Muss.

>> verfasst von Tim Lindemann

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