Moviebase Alien: Covenant
Als Ridley Scott im Jahr 2012 PROMETHEUS – DUNKLE ZEICHEN präsentierte und sich damit anschickte, die weit zurückliegende Vorgeschichte von ALIEN zu erzählen, lief das nicht ganz so, wie erhofft. Einerseits für den Regisseur, der sich weit von ALIEN entfernen wollte, aber stattdessen einen etwas zu wirren Film erschuf, und andererseits für das Publikum, das von diesem Werk nicht wirklich begeistert war. Ein Sequel wurde immer wieder angesprochen; mit ALIEN: COVENANT ist es nun da. Und es pflegt eine weit größere Verwandtschaft mit ALIEN als mit PROMETHEUS.
Das Raumschiff Covenant ist auf dem Weg zur Welt Origae-6, wo 2000 Kolonisten abgesetzt werden sollen. Sie alle befinden sich im Kälteschlaf, aber als ein Notfall eintritt, weckt der Android Walter (Michael Fassbender) die Besatzung. Der Captain stirbt dabei, weswegen Oram (Billy Crudup) übernehmen muss. Als eine Nachricht von einem nicht weit entfernten Planeten aufgefangen wird, der bewohnbar ist, entscheidet er, sich diese Welt genauer anzusehen, in der Hoffnung, dort ansiedeln zu können und sich so eine weitere mehr als siebenjährige Reise zu ersparen. Doch die Welt, auf der sie landen, hält eine bösartige Überraschung bereit. Schon bald kämpfen die Menschen ums Überleben.
Das Interessanteste an PROMETHEUS sind sicherlich die Engineers, denen in ALIEN: COVENANT unglücklicherweise keinerlei Bedeutung mehr zukommt. Es gibt gerade mal einen Rückblick, als David und Elisabeth Shaw mit einem Schiff der Engineers auf ihrem Planeten landen. Das sieht groß und mächtig aus, aber es ist eben auch nur ein kurzer Moment, der keinerlei neue Informationen über diese Welt oder dieses Volk bietet. Stattdessen bekommt man im Grunde einen reinrassigen ALIEN-Film, der sich fast schon dafür zu schämen scheint, etwas mit PROMETHEUS zu tun zu haben. Aber wo dieser Film zumindest Ambition hatte, bleibt die bei ALIEN: COVENANT auf der Strecke, da sich das Skript von John Logan und Dante Harper ganz und gar auf Altbekanntes kapriziert. Daran ändert auch nichts, dass die erste Inkarnation der Aliens noch anders aussieht oder dass die Inkubation anders abläuft. Das sind Details, die am großen Ganzen jedoch nichts ändern.
Ebenso verleugnet ALIEN: COVENANT, was PROMETHEUS am Ende eigentlich versprochen hat: Zur Welt der Engineers zu reisen und dort Antworten zu finden. Da verwundert es dann auch nicht mehr, dass Scott die Elisabeth Shaw-Darstellerin Noomi Rapace kurzerhand aus dem Sequel wegrationalisiert hat. Ihr größter Auftritt findet schon in einem der sogenannten Prolog-Kurzfilme statt, mit denen Scott im Vorfeld des Kinostarts eine Verbindung zwischen PROMETHEUS und COVENANT herstellen wollte. Einer davon zeigt, wie Shaw und David unmittelbar nach PROMETHEUS die lange Reise zur Heimat der Ingenieure antreten und, erstmal dort angekommen, etwas Verheerendes lostreten.
Die Tugenden von Scotts erstem Film sind jedoch vorhanden. Er setzt auf eine bodenständige Crew, auf echt anmutende Menschen, auf Arbeiter im All, die auf eine ungewöhnliche Situation treffen. Am besten ist hier Danny McBride als Tennessee, der dieses Hemdsärmelige am glaubwürdigsten rüberzubringen versteht. Das ist sympathisch, das gefällt, aber es ist auch nichts, was neu wäre – weder innerhalb noch außerhalb der ALIEN-Reihe.
ALIEN: COVENANT lässt sich so etwas Zeit, bis die Geschichte beginnt. Mit der Landung auf dem fremden Planeten befindet man sich aber auf echtem ALIEN-Terrain. Hier zieht Scott die Spannungsschraube schnell an und überzeugt auch dadurch, dass die natürliche Umgebung eine wohltuende Abwechslung zu den dunklen Raumschiffsgängen und Höhlen ist – aber die gibt es in diesem Film dann eben auch zuhauf. Gerade das ist dann auch enttäuschend, da das Finale lediglich eine unwesentliche Variation des Originalfilms darstellt.
Die eigentliche Existenzberechtigung ist, dass davon erzählt wird, wie die Xenomorphen entstanden sind - also jene Alien-Kreaturen, die man aus den zeitlich später spielenden Filmen kennt. Scott begründet damit die Mythologie, aber es bleibt abzuwarten, ob das, was nach ALIEN kam, auch später noch Bestand haben wird. Der Regisseur hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Ideen seiner Nachfolger nicht mag. Aber da COVENANT sowie alle noch kommenden Filme allesamt vor dem Original aus dem Jahr 1979 spielen, kann sich doch ein vollkommener evolutionärer Prozess ergeben. Das ist interessant, aber – typisch Prequel – auch nicht wirklich essenziell. Die Umstände kannte man nicht; aber wie die Aliens entstanden sind, ist eigentlich auch nicht relevant.
Das macht ALIEN: COVENANT zu einem eigentlich bedeutungslosen Film, der aber solide und einigermaßen spannend seine Geschichte erzählt. Als Sci-Fi-Horror funktioniert er, aber das gilt auch für viele der Monster-Epigonen, die im Fahrwasser von ALIEN produziert wurden. Bei einem neuen Teil dieser Reihe erwartet man einfach mehr als Standardware.
P.S. Fans von James Franco können sich den Besuch sparen, mehr als etwa zehn Sekunden ist er nicht dabei.
>> verfasst von Peter Osteried