Moviebase Messengers, The
In ihrem Heimatland China sind die Pang Brothers Danny und Oxide längst Kult. Mit Filmen wie „Re-Cycle“ oder „The Eye“ (welches mit Jessica Alba auch ein US-Remake erlebt) faszinierten sie ihr Horror-Publikum. Nun also drehten die Brüder ihren ersten amerikanischen Spielfilm. Natürlich wieder ein Horrorfilm, der allerdings die bis dato wunderbare Pang-Welt vermissen lässt. Viel mehr als ein 08/15-Gruselstreifen, wie man ihn bereits schon zu oft erlebt hat, entstand dabei leider nicht.
Eine Chicagoer Familie wagt einen neuen Start auf dem Land. Es ist der uramerikanische Traum von der kleinen Farm, der die Solomons ins abgelegene North Dakota verschlägt. Und dass es in dem hübschen, nostalgischen Häuschen, umrahmt von schillernd gelben Sonnenblumen, nicht mit rechten Dingen zugehen kann, wissen wir schon aus dem fingernägelfetzenden Prolog. Während sich Dad Roy gemeinsam mit Hilfsarbeiter Burwell ganz der Ernte widmet und sich auch Mom Denise in den neuen vier Wänden schnell heimisch fühlt, haben die pubertierende Jess und ihr stummer kleiner Bruder Schwierigkeiten, sich zu akklimatisieren: Sie sehen Geister! Schrecklich knirscht es im Gebälk, finstere Erscheinungen drängen immer vehementer ans Licht. Doch natürlich werden Jess Warnungen von den Eltern als Ausdruck der Unzufriedenheit mit dem Umzug in die Provinz abgetan und auch die stillen Hilferufe des Jüngsten erst spät gedeutet. Zu spät…
Es beginnt in schwarz-weiß, mit einem der üblichen Aufmacher. Schreckliches geschieht da in dem alten Farmerhaus und wir können nur erahnen, was den Geschwistern das Leben zu Hölle macht. Lautes Getöse, da eine zufallende Tür, hier ein knarzender Dachbalken – neu ist das nicht. In der Hoffnung, dem Publikum einen gehörigen Anfangsschrecken verpasst zu haben, blendet der Titel ein und eine neue Geschichte wird erzählt, die selbstverständlich etwas mit dem eben Gesehenen zu tun haben soll. Hat sie auch, aber eben wenig innovativ und mehr darauf bedacht, durch die üblichen Dinge wie oben beschriebene Geräusche und Schattenspiele sowie seltsam kriechenden Wesen an Wand und Decke zu erschrecken.
Auch die Geschichte ist so, wie wir auch vor Schauen des Films vermutet hätten. Eine Großstadtfamilie will man vom Stadtleben entspannen (ja, genau, kennen wir…) und bezieht deshalb ein leerstehendes Haus mitten in der Pampa, nur ein kleines Dörfchen liegt ein paar Kilometer weiter entfernt. Dem kleinen Ben erscheint das Haus auch von Anfang an unsympathisch, aber leider wechselt der Bube mit nichts und niemandem auch nur ein Wort. Aber auch das Schwesterchen fallen Ungereimtheiten im alten Gemäuer auf. Und dann sind da auch noch die Krähen, die ständig in Scharen auftauchen, und eine grausame Tragödie, die klar macht, warum das Haus leer steht…
Hier wird nahezu von allen Klischees Gebrauch gemacht, die es mindestens schon einmal auf der Leinwand zu bestaunen gab. Mitunter hat man sogar manchmal das Gefühl, in einer Neuauflage des Hitchcock’schen Meisterwerks „Die Vögel“ zu stecken, denn die umher schwirrenden Raben sorgen für eine Hauptattraktion in dem Gruselkabinett The Messengers. Allerdings fehlt es dem Pang-Film deutlich an Spannung, geschweige denn an Inhalt. Natürlich erweist sich der schroffe Bauersmann nicht als die Hilfe, die er zunächst angibt, zu sein. Genau wie diese Tatsache lassen sich aber auch diverse andere Momente, die eigentlich als Buh-Effekte dienen sollten, leicht vorhersehen und in die Schublade „Alt bekannt und ausgelutscht“ legen. Von den verwendeten Schockern zünden gut und gerne vielleicht 30 Prozent. Für einen Horrorfilm zu wenig.
Zu ihrer alten Stärke finden die Pang Brothers in ihrem US-Debüt leider nicht. Eine fantastische Welt, wie wir sie in „Re-Cycle“ kennen (und vielleicht sogar lieben) gelernt haben, bleibt uns aufgrund des amerikanischen Settings verwehrt. Ja, irgendwie wirkt durch das Amerikanische sowieso alles glatt und abgenutzt. Das große Haus, das weite Feld, die gewohnten Straßen – verbraucht und abgestumpft. Zudem noch eine Geschichte, dessen endliche Aufklärung nicht verwundert.
Für den ein oder anderen wird The Messengers mit Sicherheit ein Filmvergnügen, für Freunde des Horrorgenres, die bereits einiges an Filmen intus haben, reicht der Film aber nicht, über einen Durchschnitts-Gruselstreifen hinaus zu kommen.
>> verfasst von Janosch Leuffen