Wie kann man ein Franchise, das nach dem Prinzip „blutiger, verstörender, tödlicher“ funktioniert, toppen? Für Darren Lynn Bousman ist die Lösung klar: Man zäumt das Pferd einfach von hinten auf. Und so liegt der Hauptfokus von SAW plötzlich nicht mehr auf der möglichst schockierenden Zurschaustellung von Gewalt, sondern einer Krimigeschichte, die Bousmans Spiral: From the Book of SAW (bei uns bleibt es aus marketingtechnischen Gründen beim alten und sicheren, aber auch einfallsloseren SAW: Spiral) eher an Thriller-Klassiker wie Sieben heranrücken lässt. Der war Mitte der Neunziger zwar ebenfalls nicht ohne und für einige denkwürdige Kinomomente gut, aber längst nicht so sehr wie SAW auf reine Schockwirkung ohne Substanz bedacht. Manch einer mag sich jetzt fragen: Aber ist das dann überhaupt noch SAW? Jein. Lionsgate Films kündigt das Franchise-Reboot in den USA nicht ohne Grund unter dem abgewandelten Namen Spiral: Aus dem Buch von SAW an. So läuft man gar nicht erst Gefahr, falsche Erwartungen zu wecken.
Dass StudioCanal bei uns auf alte Tricks zurückgreift, könnte wiederum für enttäuschte Gesichter sorgen. Denn im Herzen ist Spiral wohl mehr Thriller als Torture-Horror – auch wenn Bousman versichert, dass Teile der alten SAW-DNA erhalten bleiben. Urheber der überfälligen Frischzellenkur ist aber gar nicht er, sondern der sonst eher in der Comedyecke verortete Chris Rock. Bousman erinnert sich: „Chris hatte die Idee zum Thriller-Konzept“, erzählt er in der aktuellen Ausgabe von Empire. „Er stellte uns diesen packenden, tiefgreifenden Pitch vor. Wir wollten, dass sich der Film viel mehr wie Sieben anfühlt, aber all diese Verbindungen zum SAW-Mythos mitbringt.“ Und das ist SAW und die alte Reihe in Spiral offenbar auch – ein Mythos, von dem man zwar schon einmal gehört hat, der aber lange zurückliegt und vollkommen aus der Zeit gefallen ist.
Diesmal sollen Comedy-Einlagen und gezielt eingestreute Witze, hauptsächlich getragen von Chris Rock, der die Hauptrolle spielt, die angespannte Atmosphäre auflockern. Und auch in anderer Hinsicht schaltet Spiral offenbar einen Gang zurück. „Ich war damals noch deutlich jünger“, sagt Bousman in Bezug auf seine früheren SAW-Filme – namentlich Saw II, III und IV. „Gore und Gewalt waren damals unser Gimmick. Heute sind Gore und Gewalt kein bloßes Gimmick mehr – sie nutzen der Geschichte. Charaktere, Anspannung und Ängste haben ihren Platz eingenommen.“
Wie Bousman und Rock die Verbindung zur alten Reihe herstellen wollen, zeigt sich schon auf dem heute veröffentlichten Filmbild: Ein neue Serienkiller macht Los Angeles unsicher und hinterlässt überall mysteriöse Spiralmuster, die SAW-Kennern natürlich schon aus den Originalfilmen bekannt sein dürften. Noch makaberer: Seine oder ihre Opfer sind allesamt Polizeibeamte. Das wiederum ruft den erfahrene Detective Zeke (gespielt von Chris Rock) auf den Plan, der bald darauf, das verrät schon der Trailer, in die Falle tappt und sich im Untergrund festgekettet sieht. Wird es seinem unerfahrenen Partner (Max Minghella) gelingen, die Puzzleteile zusammenzusetzen und Licht ins Dunkel der grausamen Morde zu bringen, die auf unheimliche Weise an die Vergangenheit der Stadt erinnern. Ohne es zu ahnen, wird Zeke in das mörderische Geheimnis hineingezogen und findet sich plötzlich im Zentrum des morbiden Spiels eines bestialischen Killers wieder.
Offizieller SAW-Spiral-Trailer: