Moviebase House of the Dead 2: Dead Aim
Er ist der unbestrittene Trashpapst aus deutschen Landen, und doch schafft er es immer wieder, Geldgeber für seine Filme zu finden. Ich spreche natürlich von Uwe Boll und den bekannten Medienfonds, die über die Firma des Doktoren laufen. Obwohl Bolls Filme speziell im Kino nicht den durchschlagenden Erfolg verbuchen können, wie es sich die Investoren für Filme wie "Alone in the Dark" und "BloodRayne" gewünscht hätten, spülen sie durch DVD-Verkäufe immerhin genügend Geld in die Kassen, um weitere Projekte in Angriff zu nehmen. Etwas verdutzt nahmen wir deshalb die Meldung auf, "House of the Dead 2", der Nachfolger zum bisher wohl schlechtesten Bollwerk, sei in Arbeit. Als göttliche Fügung kann daher nur gedeutet werden, dass nicht Boll, sondern Micheal Hurst für die Regie verantwortlich zeichnete. Und es sei bereits gesagt: "House of the Dead 2" ist meilenweit vom Vorgänger entfernt - in positiver Hinsicht natürlich.
Eine ständig weiter um sich greifende Zombie-Infektion breitet sich auf einem abgelegenen Universitätscampus aus. In der Hoffnung, die Ausbreitung der Infektion aufzuhalten und die Zombie-Plage zu stoppen, erhält eine geheime Regierungsorganisation den Auftrag, Patient Zero zu finden - den ursprünglichen Zombie, der die Infektion in Umlauf brachte - und ein Gegenmittel zu entwickeln. Auf dem Campus stellen die Agenten Alex und Ellis fest, dass sich die ganze Universität in der Hand der Zombies befindet! Während sie einen verzweifelten Krieg gegen die Untoten führen, finden Alex und Ellis heraus, dass ihre Kollegen ihre eigenen Pläne mit der Zombie-DNA haben.
Natürlich setzt "House of the Dead 2" dort an, wo der Vorgänger aufhörte. Nur der Schauplatz ist neu, denn die Inselidylle liegt in weiter Ferne. Gekämpft wird nun in der Großstadt, oder besser gesagt dem Campus einer nahegelegenen Uni. Frischfleisch dürfte also ausreichend vorhanden sein, um die Gewehre mit Jagdwild zu füttern. Ausgelöst wird die neue Epidemie durch keinen Geringeren als Sid "Captain Spaulding" Haig. Als Nutty Professor bringt er das Spiel erst ins Rollen. Im Körper des altklugen Professor Curien wirkt Haig etwas deplatziert. Das ändert sich jedoch recht schnell, denn bereits wenige Minuten nach Auftritt stolziert der garstige Clown als Untoter durch die Gegend. Der blutige Spaß kann beginnen.
Erfreulicherweise konzentrierte sich das Team bei der Gestaltung des Films auf das Wesentliche. Wilde Bullit-Time Sequenzen gehören also der Vergangenheit an. Wir werden sie sicher nicht vermissen, oder? "House of the Dead 2" beginnt so, wie er auch endet. Als spaßige Actionschlacht vor dem schulischen Hintergrund eines amerikanischen College. Für Kanonenfutter sorgen hunderte von Studenten, die schon bereitwillig auf das Eliteteam der A-M-S warten. Dass blutige Kämpfe dabei einen Großteil des Geschehens einnehmen, ist natürlich selbstredend. Und böse sind wir deshalb sicher nicht, denn inszeniert ist das Ganze ausgesprochen locker und spaßig. Langeweile sollte über die 95-minütige Laufzeit also nicht aufkommen. Aufgelockert werden die Kämpfe dabei durch mehr oder minder coole Sprüche der Darstellerriege.
"House of the Dead 2" zeigt außerdem, dass es nicht Peter Scherrer und Michael Rösch waren, die für das unfreiwillig schlechte Konzept des Erstlings verantwortlich waren, sondern allein Boll. Denn hier beweist das Duo, dass es sehr wohl etwas von der Materie verstehen und die Handlung für einen abendfüllenden Film liefern kann. Etwas unlogisch bleibt die Tatsache, dass sich Soldaten trotz blutiger Münder und Augen nicht infizieren. Übertragen wird das Virus schließlich über den Blutkreislauf, was bei einem Biss schnell zu spüren und zu sehen ist. Grundsolide Leistungen liefern die Schauspieler ab. Wie wir bereits erwartet haben, laufen weder Emmanuelle Vaugier noch Ed Quinn zu Höchstleistungen auf, doch es reicht, um ausreichend zu überzeugen.
In erster Linie sollte diese zweite Verfilmung des gleichnamigen Videospiels von Sega auf spaßiger Ebene genossen werden. Hohe Erwartungen gehören in eine andere Schublade gesteckt. Sonst könnte es schnell passieren, dass der Film den heimischen DVD-Player verlässt. Wilde Horden partytauglicher Twens erinnern in ihrem Auftreten nämlich eher an den neusten "American Pie" Ableger als an einen waschechten Horrorfilm. Wenn da nur das viele Blut und die offenen Wunden nicht wären. In Horden rennen die Zombies dann wie aufgeschreckte Hühner vor die Linsen der Gewehre. Untermalt von rockigem Sound lässt sich dann auch ordentlich Spaß haben. Darum geht es hier schließlich auch. Dramaturgische Elemente werden vereinzelt eingestreut, veranlassen den Zuschauer dank fehlender Nähe zur Figur jedoch nicht zum Tränenvergießen. Überzeugen kann "House of the Dead 2" deshalb eher, wenn es um brachiale Action geht. Schaurige Stimmung verbreitet der Film durch zu offensichtliches Verhalten des Bösen nicht.
Was wäre wohl aus dem heutigen Uwe Boll geworden, wenn der deutsche Regisseur bereits zu Beginn qualitativ hochwertige Videospiel-Umsetzungen auf den Markt gebracht hätte? Wir werden es wohl nie erfahren. Michael Hurst hat mit dem halben Budget eines "House of the Dead" einen gelungeneren Genrevertreter geschaffen, als es Boll hätte jemals zu kreieren vermocht. Wenn das keine Bestätigung ist. Kenner des Genres dürften überrascht sein. Obwohl "House of the Dead 2" die Gattung nicht neu erfindet, fühlt man sich gut unterhalten. Für einen freudigen Abend voller Action, dümmlicher Sprüche und Litern von Blut dürfte es trotz vorhandener Schwächen auf jeden Fall reichen.