Moviebase Scared - Endstation Blutbad
Was glaubst du, wie viele sterben werden?
Ein weiterer Ausflug in das Gebiet "Direct-to-DVD". Diesmal wagen wir uns ins östliche Thailand und betrachten den Horrorfilm "Scared - Endstation Blutbad" etwas genauer. Zugegeben, der Untertitel dieses Films wurde wieder einmal hervorragend ausgewählt und macht doch direkt Lust auf mehr, oder etwa nicht? Nun, ich wagte den Versuch und schaute mir das Werk von Regisseur Pakphum Wongjinda einmal an. Erwartungen hatte ich keine an diesen Film und konnte deshalb auch nicht enttäuscht werden.
Die neu eingetroffenen Studenten einer Universität in Thailand stehen kurz vor dem Beginn ihrer ersten gemeinsamen Vergnügungsreise. Bevor es jedoch losgeht, müssen sie ein bestimmtes Aufnahme-Ritual abhalten. Das erst einmal hinter sich gebracht, steht dem Abenteuerurlaub nichts mehr im Wege. Doch wohl keiner der Mitreisenden hätte vermutet, dass sich aus der spaßigen Fahrt bald schon purer Ernst entwickelt. Unter dem Gewicht des vollbeladenen Reisebusses zerfällt eine alte Holzbrücke in ihre Einzelteile - und die gesamten Passagiere stürzen in den Fluss. Angst und Panik macht sich breit. Die Studentinnen und Studenten machen sich auf die Suche nach einem Weg zurück. Alles wäre wesentlich einfacher, wenn es nicht ein kostümierter Killer auf die Partymeute abgesehen hätte. Eine Hetzjagd um Leben und Tod beginnt...
Fangen wir einfach ganz vorne mit der Geschichte an. Dass diese für den Film völlig unwichtig ist, macht sich spätestens nach zwanzig Minuten bemerkbar, wenn die Jagd auf Frischfleisch offiziell eröffnet wird. Wen kümmert es bei solchen Splatterszenen noch, weshalb die Menschen eigentlich im Wald sind und ob sie es schaffen werden, einen Weg aus der Hölle zu finden? Niemanden. Anfängliche Panik, "Scared" könnte eine weitere Variante von "The Grudge" oder "The Ring" sein, bleibt unberechtigt. Die Anfangsszene der beiden Studentinnen ist lediglich eine Parodie auf die eben genannten Filme. Die Morde mit samt ihren Litern von Blut stellen den Mittelpunkt des Geschehens dar. Dabei zeigten sich die Verwirklicher des Streifens auch sehr einfallsreich und humorvoll, aber leider auch teilweise unlogisch und einfach zu platt. Da bleiben die Darsteller auch schon mal gerne einige Sekunden tatenlos stehen, damit der Killer auch alle Zeit hat, den Mord zu begehen. Auch werden vereinzelte Mordinstrumente schön zurecht gelegt, dass sie auch ja einen Unschuldigen erwischen. Oder aber die Freunde sind so lieb und gehen einen Schritt zur Seite, wenn das Drehbuch ihren Tod noch nicht vorher sieht, sondern den des Kollegen hinter ihnen.
Logiklöcher en masse, dennoch kein Grund gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Auch wenn der Bezug zu Schlitzer-Filmen wie "Scream" und "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" nicht vermieden werden konnte. Viel mehr nerven da schon die Filmfehler, die sofort ins Auge stechen. Möglich, dass sie Film-Laien nicht sofort auffallen, den regelmäßige schauenden Filmfreund dürften sie dann aber doch stören. An solchen Sachen merkt man dann eben, dass es sich nicht um eine mit viel Geld finanzierte Produktion handelt, sondern um einen hochglänzenden Low-Budget-Film. In seltensten Fällen (Saw) geht das gut. Da schwenkt dann ziemlich oft das Mikrofon von oben ins Bild, der bestialisch bellende und knurrende Hund wird mit einem platzierten Fleischballen-Wurf aus dem Bild gelockt, der Kamerakran wirft ganz ungünstigen Schatten und auch die Crew zeigt sich als Silhouette an der Wand während einer recht dramatischen Rettungsaktion. Ja, auch diese gibt es. Zudem gibt es natürlich auch in "Scared" die üblichen (anscheinend) unumgänglichen Horror-Klischees. Ich frage mich einfach, warum ein Wagen nie anspringt, wenn die Opfer flüchten wollen. Setzt sich aber eine halbe Minute später der Killer in den zuvor noch streikenden Wagen, fährt er wie mit einem Tiger im Tank vondannen. Ach, so geht das.
Wer sich davon immer noch nicht beirren lässt, wird mit dem gesamten Film kein Problem haben. Diejenigen wird es auch nicht sonderlich stören, wenn der Killer durch einen völlig misslungenen Lichteinfall (wer für die Beleuchtung des Sets zuständig war, möchte ich gar nicht wissen) bereits eine halbe Stunde vor Schluss enttarnt wird. Das ist schade. Nichtsdestotrotz, "Scared" unterhält seine Zuschauer. Stets rasant, immer blutig, verfliegt die Zeit ziemlich schnell. Die deutsche Synchronisation hätte zwar besser sein dürfen, reicht aber für grelle Schreie aus. Die Darsteller selbst dürften hierzulande Niemandem bekannt sein, gecastet wurden diese, so scheint es zumindest, nicht nach schauspielerischer Leistung, sondern nach Aussehen. Vielleicht um die Morde so niveauvoller wirken zu lassen? Man weiß es nicht. Nur wie bereits einige andere Punkte vermuten lassen: Darum geht's in diesem Streifen ja auch nicht.
Als Fun-Splatter für zwischendurch funktioniert Wongjindas Film sehr gut, wer sich seine Freude daran aber nicht zerstören lassen möchte, sollte fünf Minuten vor Filmende einfach die STOPP-Taste betätigen. Ja, hier wurde tatsächlich versucht, dem Werk noch das letzte Bisschen an Ernsthaftigkeit abzugewinnen und sogar Kritik zu üben. Das hätte es nun wirklich nicht mehr gebraucht. Lieber einen witzigen Splatterfilm ohne Sinn als einen mit gequälter Seriösität. Trotzdem: Für einen netten Horrorabend - morgen ist Halloween - bestens geeignet. Für mehr reicht's leider nicht.