Moviebase Fido - Gute Tote sind schwer zu finden
Ich muss gestehen: Zombies empfand ich schon immer als extrem knuffig. Wie sie so langsam dahintrotten, mit ihrem verklärten, abwesenden Blick, ab und zu mal einen müden Stöhner absondernd...wirklich bedrohlich fand ich die graugesichtigen Damen und Herren eigentlich noch nie. Erst Filme wie 28 DAYS LATER oder das Remake von DAWN OF THE DEAD haben mir dann die Freude ein wenig vergällt, plötzlich konnten die Fleischfresser rennen und benahmen sich eher wie bissige Rottweiler als entspannte, hier und da knabbernde Untote. Zum Glück kam dann SHAUN OF THE DEAD, welcher das Bild vom klassischen Zombie wieder zurechtrückte und zugleich den schnarchigen Wandlern ein äußerst witziges Denkmal setzte.
Dies gilt ebenfalls für den wirklich wunderbaren FIDO. Ein wahres Kind der Liebe, quasi von Fans für Fans, erzählt der Film von einer alternativen Realität, angesiedelt in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts: In einem liebevoll gemachten Aufklärungsfilm (wie man sie früher gerne auch mal in der Schule zeigte) werden wir zu Beginn auf den neuesten Stand gebracht. Nach einem großen Zombiekrieg wurde dafür gesorgt, dass die Epidemie in ihre Schranken gewiesen wird, man baute gewaltige Barrieren, um die Städte zu schützen und entwickelte spezielle Halsbänder, um die Untoten quasi fernzusteuern. Da der Mensche per se ja eine sehr faule Kreatur ist, kehrten Zombies als moderne Sklaven in die Haushalte ein. Diener, Gärtner, Hunde-Ausführer, lebende Werbung- wer was auf sich hält, hält einen Zombie. Sollte es dennoch mal zu einem Kurzschluss im Halsband kommen, setzt eine Spezialeinheit den Amokläufer außer Gefecht.
Als Fido, der sympathische Zombie des jungen, introvertierten Timmy (K’Sun Ray) die alte, gehässige Nachbarin schnabuliert, gerät die Lage außer Kontrolle und Umdenken ist angesagt. Vielleicht hat man die wandelnden Toten ja doch unterschätzt?
FIDO ist eine wirklich gelungene Satire auf amerikanisches Spießertum, lasche Waffengesetze, Hauruck-Politik und Intoleranz gegenüber dem Andersartigen. Der Film ist eine Art Zerrbild der heutigen amerikanischen Gesellschaft, wo Schwarze mitunter immer noch diskriminiert werden, Waffen frei verkäuflich sind und Bibeln statt Biologiebüchern in den Schulen verteilt werden. Hier sind Zombies metaphorisch das Opfer und jeder Befreiungsschlag wurde vom Bochumer Publikum mit großem Applaus quittiert!
Dabei tritt der Film nicht in die Humorfalle und mutiert zur hohlen Splatterkomödie. Hier geht es nicht um Blut und Eingeweide (auch wenn es gegen Ende zumindest etwas Aderlass zu begutachten gibt), eher spielt FIDO das Szenario konsequent durch und überzeugt durch einen augenzwinkernden, intelligenten Humor voller Spitzen auf das konservative Familienleben. Wenn der Zombie verständnisvoller und liebevoller als der Ehemann (schön entrückt: Bill Robinson) erscheint, sollte Ehefrau (toll: Carrie-Anne Moss) sich Gedanken machen!
Aber auch das Schiesstraining in der Schule auf Pappzombies kann begeistern oder der Moment, in dem Dad seinem kleinen Sohn die erste Pistole überreicht, natürlich aus Gründen der Sicherheit und in dem Bestreben, ein guter Vater zu sein („Du bist zwar noch nicht Zwölf...“). Wie alle guten Genrekomödien nimmt FIDO seine Grundthematik durchaus Ernst und punktet mit seinen hervorragenden Darstellern auf der ganzen Linie.
Zu dem gelungenen Inhalt gesellt sich eine wirklich toll gestaltete Verpackung, denn das Fünfziger Jahre Ambiente ist perfekt gestaltet (Timmy hat sogar tolle „Soldaten gegen Zombies“ Bettwäsche und Vorhänge!) und Jan Kiessers elegante Kameraarbeit umschmeichelt die verrotteten Gesichter in sonnendurchfluteten Bildern.
11 Auszeichnungen hat Andrew Curries Film bis jetzt kassiert, und das meiner Meinung nach, mehr als verdient. FIDO, eine echte Alternative zum kleinen Vierbeiner - jeder sollte einen haben!!
>> verfasst von Marc Ewert